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0209 - Die Panik kam per Telefon

0209 - Die Panik kam per Telefon

Titel: 0209 - Die Panik kam per Telefon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Panik kam per Telefon
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schwere Kanne hoch und schlug sie dem Verbrecher mit aller Wucht auf den Kopf. Lonnigan stürzte mitsamt dem Drehstuhl um und blieb liegen.
    Auf dem Schreibtisch lag das Rasiermesser.
    Baker atmete heftig. Seine Lippen waren fest aufeinandergepresst. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er hinab auf den Verbrecher. In dessen Haaren quoll oberhalb der rechten Schläfe eine dunkel schimmernde, dicke Flüssigkeit, die gar nicht wie Blut aussah, obwohl es doch Blut sein musste, hervor und sickerte in einem dünnen Gerinnsel nach vorn zur Stirn.
    Sekundenlang stand Baker regungslos. Sein Atem ging heftig. Seine Finger zitterten. Auf einmal hörte er wieder das Weinen. Es musste die Tochter sein, er kannte ihre Art zu weinen zu genau.
    »Ich komme ja schon«, murmelte er tonlos. »Ich komme, ihr braucht euch nicht mehr zu ängstigen…«
    Schnell lief er hinaus in den Flur. Die Kellertür war abgeschlossen, aber der Schlüssel steckte. Baker drehte ihn um und riss die Tür auf. Er lief die Treppe hinab und wandte sich nach links. Nur links war ein Kellergewölbe vom Architekten mit einer soliden Metalltür versehen worden. Wer weiß, was sich der Mann dabei gedacht hatte. Jedenfalls war diese Tür außen mit einem schweren Riegel versehen, den man mit einem Vorhängeschloss sperren konnte.
    Baker entdeckte, dass das Vorhängeschloss zugedrückt war. Aber hier steckte der Schlüssel nicht. Er trommelte mit seinen Fäusten gegen die Tür und rief seine Frau.
    »Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen!«, rief er. »Ich hole euch gleich heraus! Ich muss nur den Schlüssel von oben holen. Es ist alles gut, Liebling! Seid ruhig und habt einen Augenblick Geduld!«
    Er wartete die Antwort seiner Frau gar nicht erst ab. Auch wenn die Gangster den Schlüssel mitgenommen hatten, war dies kein Problem. Hinter seinem Schreibtisch hing der Schlüsselkasten an der Wand, in dem von jedem Schlüssel ein Doppel enthalten war. Er brauchte sich nur den Schlüssel für das Vorhängeschloss aus dem Schlüsselkasten zu holen. Gar kein Problem!
    In seiner Freude achtete er auf nichts. Er stürmte die Treppe hinan - und lief genau in die Arme von Ricco Faddisi.
    Das Gesicht des Verbrechers verzog sich zu einem hämischen Grinsen.
    »Na, da ist ja unser Freund! Unser Kaffeekannenheld! Unser Gangsterschreck! Unser Supermann! Komm, komm, der Boss verlangt nach dir! Er hat eine unheimliche Sehnsucht nach deinem schönen Gesicht! Komm, Freundchen!«
    ikddisi packte Baker an der Krawatte und riss ihn mit sich durch den Flur. Mit einem brutalen Griff schleuderte er den Meteorologen in das Bürozimmer hinein. Baker stürzte und schlug mit dem Hinterkopf hart gegen die Kante des Schreibtisches.
    Trooger wirbelte herum. Er hatte ein Taschentuch um die linke Hand gewickelt. Sein Gesicht war von Staub bedeckt und von Schweißbahnen durchzogen. In seinen Augen stand die nackte Wut.
    Er sprang vor und schlug Baker die geballte Faust zwei-, dreimal ins Gesicht. Baker riss die Arme hoch, um sich zu schützen. Trooger trat sie ihm beiseite und schlug wieder zu. Ein Blutstrom schoss aus Bakers Nase. Die Lippen platzten auf. Trooger holte wieder aus.
    Und da klingelte plötzlich das Telefon. Scharf und grell rasselte das Klingeln in die plötzliche Stille hinein.
    ***
    Ich griff mir an die Stirn.
    »Bin ich nun verrückt oder ist es dieser Baker?«, fragte ich. »Jedes Schulkind weiß doch, dass man Erdbeben nicht Voraussagen kann!«
    Bolsters Gesicht erstarrte gleichsam. Er runzelte die Stirn und blickte auf die Spitzen seiner tadellos blank geputzten Stiefel.
    »Aber…«, fing er ratlos an, »aber Baker ist doch Fachmann! Er muss es doch wissen! Er gilt, glaube ich, als tüchtigster Wetterfrosch. Und er hat mich doch selbst angerufen!«
    Ich steckte mir eine Zigarette an. Außerhalb meines Berufs gibt es nicht allzu viele Dinge, die ich genau weiß. Aber dass es bis auf den heutigen Tag unmöglich ist, Erdbeben vorauszusagen, das weiß ich.
    »Kann man denn diesen Baker nicht noch einmal anrufen?«, erkundigte ich mich. »Da muss irgendein Missverständnis vorliegen, Bolster. Die Geschichte stimmt nicht, verlassen Sie sich drauf! Glauben Sie, dass es irgendwo auf der Welt zu solchen Katastrophen käme, wenn man Erdebeben tatsächlich Voraussagen könnte?«
    »Wohl nicht, ich - verdammt, das verstehe ich einfach nicht! Warten Sie mal, ich will sehen, ob wir über unseren Sprechfunk eine Verbindung mit dem Institut kriegen können.«
    Ich nickte und stieg aus.

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