021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'
Air Force Commander Matthew Drax aus dem Haus und über das Kai. Den ehemaligen Gott Maddrax, jetzt Sklave.
Möwen ähnliche Vögel schrien, der Wind blies heftiger inzwischen, Schiffe schaukelten am Pier. Colomb… Gedankensplitter unter der schweren Wolke in Matts Hirn versuchten sich zu einem sinnvollen Bild zusammenzusetzen. Ein Kapitän namens Colomb… ein Schiff nach America… Hatten wir das nicht schon mal irgendwo, irgendwann…?
***
Nicht wie sonst fiel ein Druck von Raspun ab, als er Nuelas Schlaf gemach verließ. Im Gegenteil - die innere Anspannung, die seine Magen zusammen presste, nahm eher noch zu.
Er hatte ihr von dem Vertragsabschluss zwischen dem Kapitaan und dem neuen Steuermann berichtet. Sie wollte alles wissen über den Doyzländer, jede Einzelheit - wie er aussah, wie er sprach, was über seine Vergangenheit bekannt war, alles. Raspun hatte ihr gesagt, was er erfahren hatte.
Grübelnd schaukelte er nun zwischen den holzgetäfelten Wänden des Ganges entlang. Die Aufmerksamkeit, die seine Herrin dem neuen Zweiten Lytnant widmete, wollte ihm nicht gefallen. Sie wollte ihm ganz und gar nicht gefallen.
Vor Bieenas Schlafraum blieb er stehen. Nachdenklich kratzte er sich unter seinem Turban am Schädel. Er dachte an den armen Fylladschio. Die dunkle Ahnung, dass Nuela den Steuermann aus Rooma in eine Falle gelockt hatte, trieb Raspun schon vor dessen Hinrichtung um. Er wusste ja genau, dass die Hauptfrau des Kapitaans eine Gegnerin der ge- planten Expedition war.
Überhaupt war sie eine Gegnerin jeder längeren Schiffsreise. Seitdem sich ihre Hoffnung nicht erfüllt hatte - die Hoffnung, der Kapitaan würde hier in Plymeth sesshaft werden, nachdem er es als Pirat zu so viel Reichtum gebracht hatte.
Nuela wollte weiter nichts als diesen Reichtum in Ruhe genießen. Und sie versuchte ihren Einfluss auf den Kapitaan auszuspielen, um ihn endlich von der unbequemen und gefährlichen Seefahrerei abzubringen.
Raspun fragte sich, wie sein Herr über Nuela dachte.
Er zog den Vorhang zu Bieenas Schlafraum beiseite. Die Schiebetür dahinter war zugezogen. Er klopfte.
»Wer ist da?«
»Raspun.«
»Tritt ein, mein Freund.«
Raspun schob die Tür auf. Das schwarze Mädchen hockte auf einem Sitzkissen vor einem niedrigen Tisch, vor sich eine weißglasierte Vase und Farbtöpfe. Sie hielt einen Pinsel in der Hand und bemalte die Vase. Bieena war eine geschickte Kunsthandwerkerin. Obwohl sie auf eines der Sitzkissen wies, nahm Raspun nicht Platz. Er betrachtete seine schöne Landsmännin. Sie trug ein durchsichtiges Kleid aus blauer Seide. Bunte Perlen waren in ihr Haar geflochten. Eine süße Duftwolke umgab sie.
»Du wartest auf den Kapitaan?«
»O ja, ich warte auf ihn.« Sie tauchte den Pinsel in einen Farbtopf.
»Er schläft öfter bei dir in letzter Zeit.« Statt zu antworten lächelte sie und beugte sich über die Vase. »Versuche herauszufinden, wie er über Nuelas Haltung zu seinen Reiseplänen denkt.«
»Er wird sie nicht mitnehmen. Mich wird er mitnehmen.« Mit ruhiger Hand führte sie den Pinsel über die Glasur der Vase. Ihre Miene wirkte zufrieden. Wie die Miene eines satten Kindes.
Raspuns Unruhe wuchs. Das Mädchen war jung und unerfahren. Einem jungen Gerul gleich würde es in jede Falle tappen, die man ihm stellte.
»Nuela führt etwas im Schilde.« Er senkte die Stimme und warf einen Blick zurück über die Schulter. Die Tür war geschlossen. »Ich weiß nicht was es ist, aber sie heckt einen Plan aus. Und wenn Nuela einen Plan ausheckt, bringt das Unglück über wenigstens einen Menschen.«
Bieena blickte auf. »Warum sagst du mir das?« Die Zufriedenheit war ihr aus dem Gesicht gefallen. Erschrocken wirkte sie nun.
»Damit du auf der Hut bist, du dummes Mädchen. Sie hasst jeden, den der Kapitaan in seine Nähe lässt. Sie hasst mich. Und jetzt, wo er so oft bei dir schläft, hasst sie auch dich. Wenn sie eine Möglichkeit sieht, dich oder mich zu beseitigen, wird sie nicht zögern. Also hüte dich!«
***
Sturm pfiff durch Fenster und Türritzen. Schräge Lautenakkorde schwirrten durch den Raum. Regen klatschte gegen die Fensterscheiben. Im Kamin flackerte ein Holzfeuer. An den Wänden zog sich ein Kranz von Lüstern in Augenhöhe um den Raum herum. Die brennenden Öldochte tauchten Hugu Fernaduus Konferenzraum in ein angenehmes Zwielicht.
Dennoch war es Colomb alles andere als angenehm zumute. Schon bei der Begrüßung war ihm Reserviertheit seines Gast- und Goldgebers
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