021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'
Mannes tat es. »Es stimmt, Cosimus. Woher weißt du das?«
»Woher wisst Ihr es, ehrenwerter Kapitaan?« Cosimus genoss es, den abgebrühten Seefahrer verblüfft zu haben. »Aus meinen Forschungen.«
»Seht Ihr, verehrter Colomb? So bin auch ich auf die Wahrheit gestoßen - durch meine Privatforschungen. Ihr müsst wissen, dass Ihr es in mir nicht nur mit einem Musicus zu tun habt, sondern auch mit einem wahrheitsdurstigen Ge- lehrten.«
Er steckte seine Rechte zur Hälfte in die Knopfleiste seines Mantels, knapp oberhalb des Magens. Das rechte Bein stellte er leicht heraus und wirkte plötzlich, als würde er einem Maler für ein Porträt Modell stehen. »Amraka im Sü- den und Meeraka im Norden vereinen sich zu einer Landmasse: Amerika.« Er wandte den Kopf und sandte der Lady vor dem Kamin ein Lächeln. »Zwei kluge Köpfe gelangen zu dem gleichen Ergebnis.« Schließlich nickte er vielsagend und machte eine feierliche Miene.
Colomb antwortete ihm nicht. Er wusste nicht genau, was Cosimus unter einem
»Gelehrten« verstand. Er wusste aber, dass die Anwesenheit seiner Cousine Cosimus dazu zwang, sein Balzgefieder zu spreizen. Und er wusste, dass Fernaduus Neffe ein begnadeter Schwafler vor Wudan war. Nun hatte ein blinder Eluu eben auch mal eine Taratze erwischt.
»Gerede!«, rief Fernaduu nun noch erregter. Die Schützenhilfe von Cosimus' Seite war natürlich ein Schuss nach hinten. Colomb hatte längst durchschaut, was der Stoffhändler von seinem eigenen Neffen hielt: Nichts.
»Es geht um mein Gold und meine Leute, und ihr zerbrecht euch die Köpfe darüber, welchen Namen das Fantasieland nun hat? Wird es dadurch etwa zu einem wirklichen Land, mit wirklichen Häfen, in denen man mit wirklichen Menschen wirkliche Geschäfte machen kann?«
»Es ist kein Fantasieland, Hugu Fernaduu«, beharrte der Kapitaan.
»Delleray mag ein Halunke und ein durchschnittlicher Kapitaan sein, aber er steht mit beiden Beinen auf der Erde. Er glaubt nicht an dieses Traumgespinst. Und er bestätigte mir auch Berichte von mindestens…«, beschwörend reckte er die vier Finger seiner Rechten in die Höhe, »… von mindestens vier Expeditionen, die nach dem sagenhaften Meeraka aufgebrochen sind und nie wieder…«
»Verzeih wenn ich dich unterbreche, ehrenwerter Hugu Fernaduu«, mischte Tuman sich endlich ein.
»Wenn der Fraacaner Meeraka…«
»Amerika, bester Lytnant«, korrigierte Cosimus lächelnd.
»… für eine Legende und die Fahrt dorthin für ein Selbstmordkommando hält, warum rüstet er dann die Krahac seit einem halben Mond für eine Reise nach Meeraka aus?«
Fernaduus Augen weiteten sich. »Er tut was…?«, flüsterte er.
»Er trifft fieberhafte Vorbereitungen, um unter allen Umständen vor der Santanna auslaufen zu können«, sagte Colomb ruhig und ohne eine Spur von Genugtuung über die Verblüffung seines Geschäftspartners. »Er will den Ruhm und die Schätze, die in Meeraka warten, für sich.«
»Amerika, verehrtester Kapitaan Colomb«, lächelte Cosimus.
»Würdest du für einen Augenblick dein gebildetes Maul halten?!«,schnautzte der Alte ihn an. Dann an Tuman und Colomb gewandt:
»Woher wisst Ihr das?«
»Oh aus den schmutzigsten Schenken des Hafens«, sagte Tuman. »Dort wo Dellerays Lumpenpack sich die Hirne mit Byre und Glutvino flutet. Und wenn du einen von ihnen neben den Sitzfässchen unter der Tischplatte liegen siehst, beuge dich zu ihm hinab und frage ihn, wohin seine nächste Reise geht. >Zu wil- ligen Weibern und märchenhaften Schätzern wird er sagen, >zu den Weibern und Schätzen Meerakas<…«
»Wie barbarisch«, ließ sich eine Frauen- stimme vom Kamin her vernehmen. Elkie hatte das Gespräch aufmerksam verfolgt. Fernaduu wandte sich an den Steuermann. »Kannst du das bestätigen, Doyzländer?«
»Ich kenne niemanden von der Krahac«, schnarrte der Zweite Lytnant. Das war der einzige Satz, den er an diesem Abend von sich gab.
Der Stoffhändler verschränkte die Hände auf dem Rücken. Nachdenklich lief er zum Kamin. Dort blickte er in die Flammen. Hin und wieder wippte er auf den Spitzen seiner Stiefel auf und ab.
Tuman warf seinem Kapitaan einen Blick zu, der etwa so viel bedeuten sollte wie »Gleich haben wir ihn«. Colomb deutete ein Nicken an. Der Doyzländer machte eine unbeteiligte Miene und der junge Cosimus ging zurück zur Couch, setzte sich neben das Mädchen und griff erneut zur Laute.
»Ich denke nach!«, schnauzte sein Onkel ihn an. »Unterlass dieses
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