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021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

Titel: 021 - Aufbruch in die 'Neue Welt' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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schöpfte Hoffnung. »Kauf sie, ich bitte dich…« Aruula starrte noch immer den Fellmantel zu ihren Füßen an. »Sie lernt jede Sprache in kürzester Zeit… und sie kann Gedanken lesen…«
    »Du erzählst Unsinn, Sklave.« Tuman wandte den Blick nicht von Aruula.
    »Es ist wahr, ich schwöre es dir… kauf sie, bitte… ich gebe dir das Gold zurück… irgendwann…«
    Die Seeleute brachen in heiseres Gelächter aus. Tumans Haar flog ihm um die Schulter, als er den Kopf wandte, Verblüffung in seiner Miene. »Ist sie dein Weib?«
    Matt nickte stumm.
    »Tut mir Leid. Wir brauchen keine Frau. Vergiss sie.« Er drehte sich um und ging weiter.
    Die Seeleute zerrten Matt mit sich.
    Der konnte seinen Blick nicht von seiner Gefährtin losreißen. »Aruula…«, flüsterte er. Sie zogen und stießen ihn durch die Menge.
    »Aruula«, krächzte er. Wie sie dastand - mit hängenden Schultern, wie tot. »Aruula!« Nicht ein Mal hob sie den Kopf. »Aruula!«, brüllte Matt. Die Leute blieben stehen und sahen ihm neugierig nach. »Aruula!«
    »Halt endlich dein Maul!«, schnauzte ihn einer der Seeleute an. Sie erreichten die Straße, die vom Markt hinunter zum Hafen führte. Matt stolperte über das Kopfsteinpflaster. Noch immer blickte er zurück. Zwischen ihm und dem Podest mit den Frauen wogten Hunderte von Menschen wie ein unüberwindliches Meer. Aruula war weiter nichts als ein heller Fleck zwischen anderen dunkleren. »Aruulaaaa!«, brüllte er.
    Sie führten ihn durch Gassen und Straßen und dann an Baracken und Hallen vorbei. Die Umgebung drang kaum in sein Bewusstsein. Es war, als würde er durch Nebel torkeln. Aruulas Bild in seinem Kopf beanspruchte alle seine Sinne. Ein Schmerz füllte ihn aus, wie ihn einer empfinden mochte, dem man das Herz aus dem Leib gerissen hatte. Manchmal blickte er an sich herunter und wunderte sich, nirgends eine große Wunde zu sehen, aus der Blut quoll.
    Irgendwann standen sie vor der Fassade heller Spitzgiebelhäuser. Reihenhäuser in Fachwerkbauweise. Sie zerrten ihn eine kleine Treppe hinauf. Matt hörte das Knarren der Segelmasten hinter sich an den Anlegestellen. Moeven kreischten und der kalte Wind drang durch den Stoff seiner Uniform. »Aruula…«, murmelte er.
    »Ich will ja nichts sagen«, knurrte einer der Seeleute, »aber Orguudoo soll mich holen, wenn wir diesem Feistling nicht einen Wahnsinnigen abgekauft haben.« Tuman drehte sich um und beäugte Matt mit misstrauischem Blick.
    Düster war es im Erdgeschoss des Hauses.
    Durch offene Türen sah man Lagerräume - Stoffballen, Fässer, Schwerter, Holzstapel und Kohlenhaufen. Über eine schmale Treppe ging es ins Obergeschoss. Vor einer zweiflügeligen Tür blieb Tuman stehen und klopfte. »Herein!«, schnarrte eine Männerstimme.
    Sie betraten einen großen quadratischen Raum. Zwei Säulen fielen Matt sofort ins Augen. Sie flankierten einen riesigen Schreibtisch, auf dem sich Bücher und Landkarten stapelten, dazwischen Ton- oder Metallgefäße voller Schreibgeräte und Werkzeuge.
    Von einer der Säulen neben dem Schreibtisch grinste Matt ein Totenschädel entgegen, auf der anderen ruhte eine Art Globus aus Metall. Über dem Schreibtisch hing ein gewaltiger Lampenschirm aus schwarzem Leder - erst beim zweiten Blick dämmerte es Matt, dass dort der hohle Kopf einer Rieseneule von der Holzdecke hing, der zur Leuchte umfunktionierte Kopf eines Eluus.
    An einem der drei Fenster stand ein hochgewachsener Mann mit grauem Haar, vielleicht fünfzig Jahre alt, vielleicht älter. Eine Hakennase ragte weit aus seinem hohlwangigen schmalen Gesicht. Ein aufgeschlagenes Buch lag in seinen Händen.
    »Wir haben einen geeigneten Schiffssklaven gefunden«, sagte Tuman. »Emroc hat ihn einem Piraten abgekauft, der ihn als Schiffbrüchigen aus der Meera-See gerettet hat.«
    Langsam wandte der Mann mit dem Raubvogelgesicht sich vom Fenster ab. Er trug einen dunkelroten Umhang, darunter ein Lederwams und Pluderhosen aus dünnem Leder, ebenfalls rot. Der Blick seiner gelblichen Augen heftete sich auf Matts Gesicht und ließ es nicht mehr los. Ohne Eile, fast würdevoll ging er um den Schreibtisch herum und kam näher. Er bewegte sich, als hätte er ein Langschwert verschluckt.
    »Kapitaan Colomb, dein Herr«, wandte Tuman sich an Matt und trat beiseite.
    Zwei Schritte vor Matt blieb Kapitaan Colomb stehen. Als würde er in das Gehirn seines neuen Sklaven blicken wollen, fixierte er Matts Augen. Schweigend und mit harter prüfender Miene.

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