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021 - Die Totenuhr

021 - Die Totenuhr

Titel: 021 - Die Totenuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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sich die Tür, die ich geschlossen hatte, endlich öffnete, blieb ich abrupt stehen und drehte mich hastig um. Ich brauchte keine Fragen zu stellen.
    Ein Blick in Mr. Silvers enttäuschtes Gesicht genügte, um das letzte Fünkchen Hoffnung in mir auszulöschen. »Nichts«, stellte ich trocken fest. »Da spuckst du zuerst große Töne, und dann kommst du mit hängenden Schultern wie ein geprügelter Hund heraus. So viel hätte ich auch erreicht.«
    »Mago ist gerissen und vorsichtig«, verteidigte sich der Ex-Dämon. »Vielleicht waren die Bedingungen für unseren Versuch auch nicht günstig. So ein Erfolg hängt von sehr vielen Faktoren ab. Oda und Roxana werden es später noch mal mit mir versuchen.«
    Später, das war kurz vor Einbruch der Dämmerung, zogen sich meine Freunde erneut zurück. Sie versuchten den heraufziehenden Abend als Vehikel zu benützen.
    Der Abend, die Nacht, das waren Verbündete des Bösen. In der Dunkelheit vermochten sich die Kräfte der schwarzen Macht besser auszubreiten. Die Finsternis stärkte sie und gab ihnen Gelegenheit, sich voll zu entfalten.
    Ich stand am Fenster, lutschte ein Lakritzbonbon und sah den Tag langsam sterben. Nahtlos ging er in den Abend über. Ich war sicher, daß meine Freunde alle Anstrengungen unternahmen, um Magos derzeitigen Aufenthaltsort auszuforschen.
    Sollte ihr Vorhaben gelingen, würden Mr. Silver und ich unverzüglich losziehen und den Schwarzmagier in seinem derzeitigen Versteck aufstöbern. Er würde darüber so überrascht sein, daß er kaum eine Abwehrmaßnahme treffen konnte. Das wünschte ich mir jedenfalls.
    Ich schlich auf Zehenspitzen auf die Tür zu, hinter der meine Freunde abermals einen Konzentrationsring gebildet hatten, und ich wünschte ihnen, daß sie mit diesem zweiten Versuch Erfolg hatten.
    ***
    Mago spürte, daß es draußen zu dämmern begann. Mit einem fragenden Blick holte er Rufus’ Erlaubnis ein, die Schergen, die inzwischen schon sehr ungeduldig geworden waren, loszuschicken.
    Als der Dämon nickte, setzte der Schwarzmagier seine Helfer in Marsch. Sie schlichen durch die Stollen der Kanalisation, wußten, was sie zu tun hatten.
    Sie würden einen gesunden, kräftigen Menschen herbringen, der seine Energie an die Totenuhr verlieren würde. Der Tod des Opfers würde neues Leben für Frank Esslin bedeuten.
    Es war ein guter Schachzug von Rufus, Esslin auf die Seite des Bösen zu holen, denn dieses falsche Spiel würden Tony Ballard und seine Freunde nicht so schnell durchschauen – und bis sie dahinterkamen, konnten sie den Gang der Dinge nicht mehr beeinflussen.
    Die grauenerregenden, ghoulähnlichen Geschöpfe glitten mit plumpen Bewegungen durch die Dunkelheit des Kanalsystems. Sie brauchten sich nicht zu orientieren.
    Wenn sie einen Weg einmal gegangen waren, fanden sie ihn immer wieder. Einer nach dem andern überkletterte die Staumauer.
    Jener, der Rufus’ Magie zu spüren gekriegt hätte, litt noch unter peinigenden Schmerzen. Er würde wohl nie mehr etwas Verbotenes tun.
    Als sie das Ende des breiten Kanalstollens erreichten, blieben sie kurz stehen. Träge wälzten sich die Fluten der Themse an ihnen vorbei. Langsam schob sich das Wasser dem Meer entgegen.
    Die Schergen liefen die Uferböschung hinauf, überquerten die menschenleere Uferstraße und verschwanden in einer schmalen, düsteren Gasse. Vor einem Haus blieben sie stehen.
    Hinter weißen Gardinen brannte Licht. »Hier?« fragte eines der Geschöpfe.
    »Kommt darauf an, wer in diesem Haus wohnt«, sagte ein anderes Wesen.
    Sie näherten sich dem erhellten Fenster. Das fünffache Grauen schlich auf das Haus zu. Am Fenster richteten sich Magos Schergen vorsichtig auf. Durch die engen Maschen des milchweißen Vorhangs war zunächst niemand zu sehen.
    Der Raum, in den die furchterregenden Wesen starrten, war leer.
    Dann öffnete sich aber eine Tür, und eine Frau mittleren Alters trat ein. Sie war dick und klein, trug ein altes Kleid, dessen Reißverschluß kaputt war. Eine Sicherheitsnadel hatte seine Funktion übernommen.
    Die Frau stellte eine Schale mit Walnüssen auf den runden Wohnzimmertisch und setzte sich. Nachdem sie das Fernsehgerät mittels Fernbedienung eingeschaltet hatte, nahm sie einen Nußknacker aus Aluminium in die Hand und begann mit der Arbeit, während sie ab und zu einen Blick auf den Bildschirm warf, über den ein Serienkrimi flimmerte.
    »Die kommt nicht in Frage«, entschied einer der Schergen.
    »Sie scheint allein in dem Haus zu

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