021 - Martha
Gefangenschaft – ausgerechnet bei dem Haufen, für den sie vorher im wahrsten Sinne des Wortes Kopf und Kragen riskiert hatten – war ihnen klar geworden, dass sie aufs falsche Pferd gesetzt hatten: Falls es wirklich zur Revolution kam, änderte sich für die Ba-to-neh am wenigsten.
Seitdem war ihr Interesse für die anderen Unterdrückten natürlich noch mehr erwacht und Yörg Maister hatte ihnen eigentlich nur noch den entscheidenden Stups gegeben.
Wie aber könnte es möglich sein, mit den Sann Kontakt aufzunehmen, ihnen zu erklären, über was man brütete? Ohne die Überwacher aufmerksam zu machen? Denn die Ba-to-neh zweifelten keine Sekunde daran, dass die Bewacher ihre Todesdrohung wahr machten, sobald sie genügend Motive dafür sahen. Es erschien ihnen sogar als Wunder, dass es nicht schon längst geschehen war.
Wieso hielt man sie hier gefangen?
Ka-mah hatte dazu eine Theorie entwickelt – und diese drehte sich um das Computergenie Jeromee Jeri-emos Damus: Sie waren schließlich zu Freunden zusammengeschmiedet und Ka-mah war überzeugt, dass Jeromee Jeri-emos Damus niemals etwas tun würde, was ihnen schaden konnte.
Und so lange die Rebellen Jeromee Jeri-emos Damus brauchten, durften auch sie leben.
Das hatte einiges für sich und Ka-mah ahnte nicht einmal, wie nahe er der Wahrheit wirklich war.
Be-teh interessierte zurzeit allerdings ganz was anderes: Wie könnte man die Revolution, die sicherlich stattfinden würde, für eigene Zwecke nutzen? Damit es wenigstens einigermaßen so kam, wie sie es sich vorher erträumt hatten?
Em-eh war in dieser Beziehung etwas realistischer: »Erst einmal hier heraus kommen! Dann können wir immer noch überlegen, wieso wir noch leben und was wir als nächstes tun könnten!«
Und natürlich ärgerten sich Be-teh und Ka-mah maßlos über diesen Einwand – weil er unleugbar vernünftig war! So waren sie nun einmal – die Ba-to-neh. Aber wenn es darauf ankam, hielten sie zusammen – so wie in diesem Moment, als sie alle drei plötzlich erkannten, wie sehr die beiden Bewacher doch beeinträchtigt waren: sie hatten noch stärker den Drogen zugesprochen!
Früher wäre es ihnen nie aufgefallen, aber inzwischen hatten sich ihre Sinne für alle Vorgänge außerhalb des direkten Ba-to-neh-Bereiches zwangsläufig geschärft. Und sie hatten gelernt, ihre Bewacher richtig einzuschätzen.
Niemand brauchte ihnen jetzt einen Einsatzbefehl zu geben. Es brauchte auch niemand ihre Aktionen zu koordinieren.
Von der plötzlichen Erkenntnis, dass dies eigentlich die einmalige Gelegenheit zum Ausbruch war, bis zur entsprechenden Reaktion vergingen nur Sekundenbruchteile. Denn die Ba-to-neh waren wahre Denkgenies: Sie dachten so schnell wie Hochleistungscomputer.
Dabei hatten sie sagenhafte körperliche Eigenschaften.
Die Tür war zwar weiter als zehn Meter entfernt. Sie konnten sie also nicht mit einem einzigen Satz erreichen. Aber sie hatten schließlich ihre Tentakelarme, die aufgerollt etwa vier Meter lang waren.
Ihre Hälse pumpten und erzeugten in den beiden Bewachern Zorn. Deshalb traten die beiden jetzt vollends ein.
»Ich warne euch zum letzten Mal …«
Weiter kam der Prupper nicht, denn die drei Ba-to-neh sprangen wie ein Mann los. Sie segelten durch die Luft – bis etwa zwei Meter vor die Prupper-Füße.
Die beiden Prupper schossen mit Verzögerung: Ihre Reflexe waren durch die Drogen stark beeinträchtigt. Man hätte zur Bewachung besser Unter-Prupper genommen: In dieser Kaste wurden Drogen verabscheut. So hatte man am falschen Ende gespart, wie es den drei Ba-to-neh schien.
Umso besser allerdings für sie!
Ihre Tentakelarme schnellten vor und peitschten die Waffen aus den Händen der beiden. Ein weiterer Peitschenhieb und die beiden Prupper flogen durch die geräumige Zelle wie zwei Kanonenkugeln – genau in die Ecke, wo die Sann-Gronmei thronten.
Die fünf stämmigen Burschen reagierten blitzschnell. Auch ihnen brauchte man nichts groß zu erklären. Es schien, als hätten sie die ganze Zeit über nur darauf gewartet, dass die drei Ba-to-neh endlich tätig wurden.
Hatten sie sich deshalb in die letzte Ecke zurückgezogen, weil ihnen klar gewesen war, dass nur die drei Ba-to-neh eine Chance bekommen würden – wenn überhaupt?
*
Die Sann fingen die beiden Prupper geschickt auf und legten sie auf den Boden. Zwei durchsuchten sie eilig und nahmen alles aus den Taschen, was möglicherweise von Nutzen sein könnte. Dann sprinteten sie hinter den
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