021 - Super-Virus aus der Hölle
Millionär Ale
Cameron gibt sich mit einer Zigeunerin ab, die wie ein Hund durch die Straßen streunt…
Ich kann so drastisch reden, weil Clara weiß, wie die meisten hier denken, und
trotzdem ist sie gekommen…«
Die Zigeunerin verzog keine Miene. Der Situation war eine gewisse
Peinlichkeit nicht abzusprechen.
»Die Zeiten sind ernster geworden… wer möchte da nicht wissen, was
gerade für ihn die Zukunft bringt. Ich hatte die Gelegenheit, mit der Seherin
lange, ausführliche Gespräche zu führen. Ich habe, was mein ganz persönliches
Schicksal betrifft, einige sehr interessante Einzelheiten erfahren, über die
ich mit einem anderen natürlich nicht sprechen werde.
Jeder kann sich sein Schicksal deuten lassen. An der Schwelle zu
meinem neuen Lebensjahrzehnt biete ich euch jedenfalls die Gelegenheit, etwas
über die ganz persönliche Zukunft zu erfahren. Macht Gebrauch davon, oder laßt
es… Clara steht euch zur Verfügung!«
Mit einer beinahe zärtlichen Geste nahm er die Zigeunerin bei der
Hand und führte sie zu den Umstehenden.
»Clara wird mit jedem einzelnen sprechen, versteht sich. Keiner
der Anwesenden wird etwas über den anderen erfahren…« Es ging nicht alles so
glatt. Doch dann brach das Eis. Clara war einfach, aber charmant.
Sie sprach keine sehr gepflegte Sprache, aber das, was sie zu
sagen hatte, schien den einen oder anderen doch sehr schnell in seinen Bann zu
ziehen. Sie blickte einem Menschen in die Augen, sah sich dann seine beiden
Hände an und begann zu sprechen. Leise, flüssig, ohne zu stocken.
Sie sagte keinen Ton über irgendwelche vergangenen Ereignisse. Nur
das Kommende stand im Mittelpunkt ihrer Worte. Sie machte genaue Angaben, die
von den meisten Zuhörern belächelt wurden. Der eine oder andere, das konnte
Cameron jedoch erkennen, war nachdenklich geworden. Diese Nachdenklichkeit
verging sehr schnell wieder.
Man sah das Ganze als Unterhaltung, als einen Gag an. Sich sein
Schicksal und die eigene Zukunft deuten zu lassen, wurde plötzlich zum Spiel.
Ein Spiel war es auch für Jeremy Tanner, der gegen zwei Uhr
morgens mit der Seherin ins Gespräch kam.
Tanner war groß, hager, dunkelhaarig. Er arbeitete für die
Regierung, war Wissenschaftler und an der Entwicklung biologischer Waffen
beteiligt. Über diese Dinge aber wußte niemand etwas, nicht mal seine besten
Freunde. Es war bekannt, daß Tanner als Biologe für das Research-Institut tätig
war. Das Research-Institut entwickelte neue Impfstoffe und arbeitete auf
dem Gebiet der Gen-Forschung ebenso wie an der Bekämpfung hartnäckiger
Krankheitserreger. In den Brutschränken der Forschungsstätte lagerte der
millionenfache Tod. Die Labors wurden streng bewacht und waren mehrfach
gesichert, damit nichts schief ging.
Tanner hatte an diesem Abend zwei Gläser Champagner getrunken, die
meiste Zeit zwischendurch dann nur Fruchtsaftgetränke oder Soda-Wasser. Er
mußte als einer der wenigen nachts noch zurück. Zu schlafen brauchte er nicht.
Er konnte nächtelang wach bleiben und durcharbeiten.
Jeremy Tanner war ein biologisches Phänomen. Wenn er davon sprach,
daß er gegen 10 Uhr vormittags bereits wieder in einer Konferenz saß, dann
sahen die anderen ihn nur aus großen Augen an.
Das einzige, was er an solchen Abenden nicht tun durfte, war,
Alkohol zu trinken. Das gebot auch schon die Vernunft, da rund zwei Autostunden
Weg vor ihm lagen.
Der Wissenschaftler lächelte die Zigeunerin an. »Ich sehe, Sie
sind gerade frei…! vielleicht können Sie mir auch mal etwas Schönes sagen…«
Clara hob kaum merklich die feingeschwungenen Augenbrauen. »Ob es
nur etwas Schönes ist, bleibt abzuwarten…«
»Sie dürfen mir auch Unangenehmes sagen, wenn es sein muß.«
Clara blickte ihn intensiv an. Er spürte den Blick der dunklen
Augen auf dem Grund seiner Seele. »Kann ich Ihre Hände sehen?«
»Bitte…« Er streckt ihr beide entgegen.
Aufmerksam begutachtete die Zigeunerin erst seine linke, dann
seine rechte Hand. Jeremy Tanner beobachtete aufmerksam das Mienenspiel der
Seherin.
»Wollen Sie wirklich alles hören, Mister Tanner?«
»Wenn ich dazu schon die Gelegenheit hab, natürlich! Sagen Sie
mir, wo ich nächstes Jahr um diese Zeit sein werde.« Die Antwort kam wie aus
der Pistole geschossen.
»Nicht mehr unter den Lebenden, Mister Tanner! Sie werden tot sein
und doch existieren…«
●
Er starrte sie mit durchdringenden Augen an.
Eine solche Reaktion der Zigeunerin hatte er nicht erwartet.
Um seine
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