0210 - Drei Leichen im Garten
bekam zu gewinnen.
Die Bewegungen wurden schlaffer. Serge stand breitbeinig auf der Gartenerde. Sein Gesicht war verzerrt, als er sich drehte und zum Küchenfenster schaute. Lady Sarah glaubte, einen dämonischen Einschlag in seinen Zügen zu lesen.
Die Bewegungen des Hundes hörten schließlich ganz auf. Wütend schmetterte Serge den Tierkadaver zu Boden, drehte sich um und ging davon.
Ins Haus kam er nicht. Er holte statt dessen einen Spaten und begann, dicht an der Hecke ein Loch zu graben. Er arbeitete schnell und zielstrebig, als hätte er so etwas schon immer getan.
Sarah Goldwyn atmete schwer. Ihr Herz trommelte in der Brust. Die vergangenen Minuten hatten sie ziemlich mitgenommen. Denn sie hatte einen scheußlichen Mord mit angesehen.
Ein klopfendes Geräusch ließ sie herumfahren. Mrs. Goldwyn stieß dabei einen leisen Schrei aus, so sehr hatte sie sich erschreckt. Auf der Türschwelle stand Lady Clarence. Das Geräusch war durch ihren Stock entstanden, mit dessen Spitze sie auf den Boden geklopft hatte.
Sarah Goldwyn preßte hart die Lippen zusammen und hielt dem Blick stumm stand.
»Ist was?« höhnte die Frau.
»Nein, Mylady.«
»Dann machen Sie weiter.« Sie lachte irr. »Und freuen Sie sich, daß Sie kein Hund sind…«
***
Blutige Hände!
Ich hatte mich nicht getäuscht. Sie hingen tatsächlich von dem oberen Rand der Röhre nach unten, und die Finger bewegten sich wie Würmer.
Aber wem gehörten die Hände? Dem Skelett bestimmt nicht. Und woher kam das Blut? Hatte derjenige jemanden umgebracht, oder hatte er seine Hände einfach nur in Blut getaucht, um mich zu erschrecken?
Es war schon seltsam, diese Klauen zu sehen, und mir rann ein Schauer über den Körper.
Ich löschte das Licht.
Sofort umfing mich wieder die Dunkelheit der Röhre, aber vor mir, wo sie zu Ende war und die Hände sich noch immer bewegten, da sah ich den grauen Tag.
Die Morgendämmerung war bereits heraufgezogen und hatte die Reste der Nacht vertrieben. Ein graues Licht lag über dem Land, seltsam verwachsen wirkend, wobei die Konturen verschwammen.
Ich saugte den Atem durch die Nase ein. Es war für mich so etwas wie ein Startsignal, denn ich mußte dem Geheimnis dieser blutigen Hände auf die Spur kommen. Das gelang mir nicht, wenn ich in der Röhre hockenblieb.
Möglichst lautlos glitt ich voran. Mein Blick blieb dabei auf den gespenstisch wirkenden Händen haften, an denen sich das Blut zu Tropfen gesammelt hatte, die nach unten fielen und auf dem Boden eine Lache bildeten.
Die Finger hatten aufgehört sich zu bewegen. Sie befanden sich in einer ruhigen Stellung und hingen wie dicke Würmer nach unten. Ich rutschte schneller vor und dachte auch daran, auf die Hände zu schießen, als sie weggezogen wurden.
Von einem Augenblick zum anderen waren sie verschwunden, noch bevor ich das Ende der verdammten Röhre erreichte.
Wäre über mir keine Erde gewesen, so hätte ich sicherlich gehört, wenn sich ein Gegner auf der Röhre bewegte. So allerdings wußte ich nicht, wo mein Feind lauerte.
Ich traute mich auch nicht, den Kopf hinauszustecken, wer wußte schon, was der andere vorhatte.
Es war eine dumme Situation. Ich hockte innerhalb der Röhre, dicht vor dem Ausgang, der andere über mir.
Beide sahen wir uns nicht, und es war die Frage, wer als erster die Nerven verlor.
Ich hatte nicht vor, lange in der verfluchten Röhre zu bleiben, dafür war ich einfach zu durchnäßt. Ich holte mir, wenn ich mich nicht bewegte, den Tod in Form einer Lungenentzündung.
Wenn draußen tatsächlich ein dämonisches Wesen lauerte, wollte ich es vertreiben.
Deshalb streifte ich mein Kreuz über den Kopf. Die Silberkette glitt durch meine Nackenhaare und stellte sie aufrecht. Dann wog ich das Kreuz auf dem Handteller, holte noch einmal tief Luft, bewegte mich um eine Idee weiter vor und schleuderte mein Kreuz aus der Öffnung, ohne allerdings die Kette loszulassen.
Das Silberkreuz klirrte gegen Steine. Ich rechnete damit, daß mein Gegner etwas tun würde, das geschah nicht.
Es geschah überhaupt nichts.
Das Kreuz lag da, ich klemmte in der Röhre und glaubte, es riskieren zu können.
So schnell es ging, kroch ich hinaus und landete in einem Graben. Etwa ein Yard hoch war rechts und links die Böschung, die sich mir leer präsentierte. Von den blutigen Händen keine Spur.
Da wurde doch der Hund in der Pfanne verrückt. Ich steckte mein Kreuz weg und kletterte aus dem Graben.
Die Luft war kalt. In meiner durchnäßten
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