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0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«

0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«

Titel: 0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«
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hingegeben war, dass er sich durch mein Aufwachen nicht stören ließ.
    Ohne Zweifel waren meine Besucher keine Bürger dieses Landes. Ihre Gesichter, ihre Schulterbreite, ihre Anzüge und ihr ganzes Gehabe verrieten, dass sie ein paar tausend Meilen weiter nördlich 6 in den Vereinigten Staaten zu Hause waren.
    Der Mann hielt meinen aufgeschlagenen Pass in den Händen.
    »Du bist Larry Ragg?«, fragte er. Seine Stimme hörte sich wie das Knurren eines ständig schlecht gelaunten Hundes an.
    »Steht etwas anderes drin? Übrigens war die Passkontrolle schon auf dem Flughafen.«
    »Genügt uns nicht«, knurrte er, ließ den Pass fallen und durchwühlte weiter die Brieftasche.
    Ich richtete mich auf und angelte mir meine Schuhe.
    »Ist es draußen immer noch so heiß?«, fragte ich, aber meine ungebetenen Besucher hielten jede Antwort für überflüssig. Alles, was meine Brieftasche enthielt, landete auf der Erde, zuletzt die Tasche selbst.
    Die ergebnislose Suche schien den Mann wütend zu machen. Er kam mit schweren, wiegenden Seemannsschritten zu meinem Bett.
    »Wer schickt dich?«, bellte er.
    »Der Weihnachtsmann«, antwortete ich, und das war kein fauler Witz, sondern so etwas wie ein Stichwort, denn der Mann, in dessen angeblichem Auftrag ich hier war hieß Christmas, Frederic W. Christmas, und er war ein durchaus übler Bursche.
    »Was bringst du?«
    »Geschenke.«
    »Rück sie heraus!«
    Ich saß noch auf dem Bett. Der Knabe stand breitbeinig vor mir. Ich sah ihn schräg von unten an und antwortete ruhig: »Sie sind nicht für dich bestimmt.«
    Der Zähnestocherer nahm den Finger aus dem Gebiss und den Blick von der Decke. Er musterte mich so genau, als suche er bereits die Stelle, an der er seine Faust unterbringen wollte.
    Der andere knurrte: »Es gibt Methoden, dir die Zunge zu lösen.«
    Mit einem Ruck stand ich auf.
    »Wendet sie lieber nicht an«, warnte ich. »Ich verstehe auch etwas davon.«
    Ich war größer als der Mann und in den Schultern nicht schmaler. Ich weiß nicht, ob es ihn beeindruckte. Jedenfalls trat er einen Rückzug zum Telefon an. Er nahm den Hörer ab und sagte in die Muschel: »Gib mir Charles.«
    Wenig später sagte er: »Die Papiere stimmen, aber er will nichts sagen. Sollen wir ihn zwingen?«
    Ich grinste, wenn auch etwas besorgt. Der Knabe besaß ein Gemüt wie eine verrostete Drahtmatratze. Er erkundigte sich bei seinem Boss in meiner Gegenwart, ob sie mir die Fassade lädieren sollten. Die Antwort des Chefs konnte ich nicht verstehen. Der Gangster legte den Hörer zurück.
    »Zieh deine Jacke an und komm!«, bellte er.
    So gut es ging, wollte ich ernsthaften Streit vermeiden. Außerdem vergrößerte ich das Risiko nicht, wenn ich mit ihnen ging. Wenn sie mich fertigmachen wollten, konnten sie es in diesem Hotel, das ihnen gehörte, so gut wie überall.
    Ich sammelte meine Habseligkeiten ein, verstaute sie in den Taschen, zog die Jacke an und nahm den Koffer.
    »Bin fertig«, meldete ich.
    Mit dem Zähnestocherer an der Spitze gingen wir hinunter.
    Ein-Thunderbird parkte vor dem Hotel und nahm die Hälfte der schmalen Gasse ein. Ich kletterte auf den Beifahrersitz. Der Brieftaschenkontrolleur setzte sich in den Fond, während der Zähnestocherer das Steuer nahm. Als wir die ersten hundert Yard gefahren waren, lenkte er den Wagen mit einer Hand und begann mit der anderen wieder in seinem Gebiss zu graben.
    Ich hatte im fernen New York den Stadtplan von Cascarez ein wenig studiert und ein paar Straßennamen, die ich im Vorbeifahren erwischte, verhalf en mir zur leidlichen Orientierung. Wir erreichen das Villenviertel an der Küste. Vor einer niedrigen weißen Mauer hielt der Thunderbird.
    Wir stiegen aus. Die Gangster nahmen mich in die Mitte. Wir benutzten ein unverschlossenes Holztor und marschierten durch einen großen Garten voller tropischer Blumen und Gewächse auf ein lang gestrecktes, flaches und weiß gekalktes Haus.
    Eine Freitreppe führte zur Tür. Einer der Männer läutete. Es öffnete ein Mann in einem Hawaii-Hemd. Er war ein Gorilla von der gleichen Rasse wie meine Besucher, nur noch ein ausgeprägteres Exemplar. Sein kurzes Haar hätte man ohne Weiteres als Borsten für eine Drahtbürste verwenden können, und sein Gesicht sah aus wie ein viel verwendeter Punchingball. Außerdem sprach er reinsten Bronx-Slang, als er sagte: »Charles ist in der Halle!«
    Sie brachten mich tiefer in das Haus hinein. Ein Vorhang wurde zurückgezogen. Wir gelangten in einen Raum von

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