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0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Rover. An ihm hatte sich niemand vergriffen. Nicole sprang hinein und hieb die Tür zu. Zamorra mußte erst um den Wagen herumwieseln.
    Noch während er einstieg, hatte Nicole bereits die Handbremse gelöst und den Zündschlüssel gedreht, den sie steckengelassen hatten. Der Motor sprang sofort an. Da war Zamorra auf dem Fahrersitz, rammte den Fuß aufs Gaspedal und warf den Gang hinein. Der Wagen machte einen Satz nach vorn und spielte seine bullige Kraft voll aus. Die Räder drehten durch, und in einer gewaltigen Staubwolke spurtete der schwere Geländewagen davon wie ein Sportauto.
    Laute Rufe gellten hinter ihnen her. Aber die Menschen, die ihnen auf die Straße nachgehumpelt waren, erreichten den Wagen nicht mehr. Und ob die Doppelflinte des Wirtes so rasch wieder einsatzbereit zu machen war, war zweifelhaft.
    Zamorra lehnte sich zurück und verlangsamte das Tempo, als sie aus dem Dorf heraus waren. »Sie müssen verrückt sein«, sagte er. »Ich verstehe das nicht. Ausgerechnet wir als Vampire, ist das nicht herrlich?«
    »Schon«, sagte Nicole. »Fahr zu. Vielleicht verfolgen sie uns mit Autos.«
    »Ich habe keine Garagen gesehen. Wenn sich die Motorisierung bereits bis nach Scardroy Lodge vorgearbeitet hat, haben sie die Autos hinter den Häusern stehen. Und bis sie die hervorgeholt haben, vergehen ein paar Minuten. Notfalls verschwinden wir querfeldein.«
    »Wie gut, daß es in merry old England keine Zäune gibt«, spöttelte Nicole.
    »Diese Irren«, sagte Zamorra, während er weiterfuhr, ohne das Licht einzuschalten. »Sie sollten froh sein, daß sie Unterstützung bekommen.«
    »Wer weiß, was hier schon alles passiert ist«, sagte Nicole, ohne zu ahnen, wie sehr sie mit ihrer Vermutung ins Schwarze traf - was sie beide nicht wissen konnten, war, daß man im Dorf die Hoffnung aufgegeben hatte, Angus MacRedy und seine sieben Begleiter jemals lebend wiederzusehen, die im Morgengrauen zur Burg hinaufgestiegen waren und die bis zum Abend nicht zurückgekehrt waren.
    Für sie gab es keine Rettung mehr. Dementsprechend war die Gemütslage der verbitterten und verzweifelten Menschen im Dorf.
    »Auf jeden Fall wissen wir jetzt«, sagte Nicole, »daß wir Tanja nicht im Dorf zu suchen brauchen. Und daß sie noch lebt. Aber wo kann sie stecken?«
    Zamorra bremste ab und deutete den Berg hinauf, auf dessen Spitze sich ein düsteres Bauwerk als tiefschwarze Silhouette vor dem feuerroten Horizont abhob.
    »Vielleicht verbirgt sie sich dort oben in der Nähe dieser… Blutburg, wie sie genannt wird. Es wäre nur natürlich, weil sie dort in Sicherheit ist. Die Dörfler fürchten die Burg und werden sich nicht in ihre Nähe wagen.«
    »In Sicherheit«, lachte Nicole spöttisch. »Sie fürchtet etwas, das von der Burg ausgeht. Sanguinus! Was mag das für ein Dämon sein?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich habe seinen Namen bisher noch nicht gehört. Aber es gibt ja vieles schwarzblütiges Getier…«
    Er griff nach seinem Amulett. »Es gibt eine ganz einfache Methode, festzustellen, wo Tanja sich befindet. Ich versuche über das Amulett, mit ihr in Kontakt zu kommen.«
    Nicole nickte nur und sah nach hinten. Aber in Richtung des Dorfes war alles ruhig. Vielleicht hielt man erst Kriegsrat.
    Zamorra konzentrierte sich auf die Silberscheibe. Manchmal wurde sie in letzter Zeit unzuverlässig, manchmal aber auch zu selbständig, als befinde sich ein eigenständiges Bewußtsein darin. Zamorra hoffte, daß sich diesmal keine Schwierigkeiten einstellen würden.
    Er begann seinen Geist in die Umgebung ausgreifen zu lassen, tastete nach Tanja Semjonowa.
    Und er wurde fündig.
    Von einem Moment zum anderen war der Gedankenkontakt da!
    ***
    Prastoff benötigte keine Uhr, um zu wissen, wie spät es war. Er besaß auch keine. Nicht einmal der Schlag der Kirchturmuhr aus dem Dorf war hier oben in den unterirdischen Gewölben der Blutburg zu vernehmen.
    Dennoch erwachte Prastoff genau in dem Augenblick, in dem die Sonne den Horizont berührte und sich anschickte zu versinken.
    Er wußte, daß es den sechs anderen Vampiren in ihren Särgen ebenso erging wie ihm. Und er wußte, daß auch Sanguinus wieder erstarkte.
    Sanguinus, ihr Herr. Der Vater des Blutes.
    Prastoff hob die linke Hand und berührte den Sargdeckel, hob ihn an. Die Scharniere bewegten sich lautlos, als der Vampir mit geradezu spielerischer Leichtigkeit den Deckel nach rechts hob und einrasten ließ. Dann hob er den Oberkörper und sah sich um.
    Auch die anderen

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