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0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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wird sich meinem Ruf nicht länger entziehen können, denn zu stark ist noch die Macht des Vampirs in ihrem Innern.
    »Wir werden alles vorbereiten«, sagte Prastoff laut. Seine Augen leuchteten wie rote Punkte in der Dunkelheit. »Die Abtrünnige wird die Blutburg nicht mehr lebend verlassen, und ihr Leben wird sich stärken, Herr.«
    Seid wachsam! befahl Sanguinus. Denn sie kommt nicht allein. Andere begleiten sie, die sich nicht fürchten. Ich spüre sie. Sie wollen euch vernichten.
    Prastoff lachte. Es klang hohl und schaurig durch den Burghof. Ein paar Nachtvögel kreischten auf und entfernten sich mit lautem, schnellem Flügelschlag.
    »Herr, es bedarf großer Kraft, uns zu vernichten, wie du weißt.«
    Sonst hätte ich euch nicht auserwählt, mir zu dienen. Doch seid wachsam. Es sind keine normalen Sterblichen. Sie sind Eingeweihte.
    Prastoff sah dorthin, woe die Pflöcke lagen und wo die Asche der Zerfallenen längst verweht war. »Das glaubten jene auch zu sein, und nun sind sie nicht mehr. Wir werden eine Falle aufstellen, in der sie verloren sind.«
    Handelt! befahl Sanguinus. Und seid wachsam, denn sie kommen.
    Augenblicke später wurden die Impulse schwächer. Sanguinus zog sich zurück, um aus einer höheren Sphäre heraus das Geschehen zu beobachten. Sein Ruf war nicht mehr vonnöten, denn die Abtrünnige war längst auf dem Weg und würde nun auch ohne den Ruf kommen.
    Sanguinus brauchte nur abzuwarten…
    Und sieben Gestalten huschten davon, verschmolzen mit den Schatten, um Fallen zu errichten, in denen sich jene verfangen sollten, die gekommen waren, um das Böse in der Blutburg zu vernichten.
    ***
    Zamorra hatte sich dem Schnitzerhandwerk hingegeben und aus einer Reihe von Ästen mit einem scharfen Messer Pflöcke geschnitzt, die ausreichten, einen Vampir zu töten. Einen Teil der Äste hatte Tanja mit Handkantenschlägen gekappt; ihr eisernes Karatetraining aus KGB-Zeiten, das sie auch später nie vernachlässigt hatte, hatte ihr schwielige Handkanten und eine Schlagtechnik eingebracht, die mit unterarmdicken Ästen fertig wurden.
    Dabei war sie ständig unruhiger geworden. Zamorra bemerkte es mit Besorgnis, aber dann hatte sich die ehemalige Vampirin von einem Moment zum anderen entspannt.
    »Der Druck ist weg«, stieß sie überrascht und erleichtert hervor. »Einfach verschwunden! Der Ruf ist nicht mehr da!«
    Zamorra fühlte sich weniger erleichtert. Nichts geschah ohne Grund, und wenn ein dämonisches Wesen jäh seinen Lockruf einstellte, hatte das etwas zu bedeuten, und bestimmt nichts Gutes.
    Nicole hatte die gleichen Befürchtungen wie er. »Vielleicht hat Sanguinus bemerkt, daß wir ihm auch ohne seinen Lockruf einen Besuch abstatten wollen, und wartet jetzt nur noch ab, statt seine Kräfte zu vergeuden.«
    »Apropos Kräfte«, warf Zamorra ein. »Wie sieht es bei dir aus, Tanja?«
    Die Vampirin sah zur Blutburg hinauf. »Ich habe mich etwas erholt, wenn ich auch noch nicht wieder völlig in Form bin. Dieses Telefonat heute morgen hat mich einiges gekostet.«
    Sie hatte, während Zamorra schnitzte und Späne fliegen ließ wie in einer Schreinerwerkstatt, von den Vorfällen der vergangenen Nacht und des Morgens erzählt. Auch die ihr immer noch unverständliche Bemerkung Andrew Gillings über die »gesuchte nackte Fledermaus« hatte sie eingeflochten.
    »Ach, das«, hatte Nicole gelacht. »Ich sah die Schlagzeile auf dem Titelblatt einer Zeitung am Flughafen. Den Reportern fällt auch nichts mehr ein… aber du solltest dich wirklich schämen, nackt zu fliegen! Konntest du dir nicht wenigstens dein Fell anziehen? Was sollen denn die anderen Fledermäuse von dir denken? Du bringst die ganze Gattung in Verruf!«
    »Ja spinnst du denn auch schon?« fauchte Tanja zurück. »Du könntest mich ruhig einweihen, was der ganze Blödsinn zu bedeuten hat!«
    Das konnte Nicole auch nicht, weil sie eben nur die Schlagzeile gelesen hatte, und für Zamorra, dem sogar letzteres abging, war das Thema interessant, weil es zu allerlei Spekulationen über das Flugverhalten moralischer und unmoralischer Fledermäuse anregte. In diesen Spekulationen erging er sich dann auch in der Folge, bis es Tanja zu viel wurde und sie ihm Ohrfeigen androhte.
    Zamorra aber schmunzelte. Seine Äußerungen entsprangen nicht etwa jenen Abgründen der männlichen Psyche, die Tanja jetzt in ihm vermutete, sondern sollten ablenken. Ablenken von dem Grauen, das dort oben in der Blutburg lauerte. Und das Ablenkungsmanöver gelang

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