0212 - Herr der roten Hölle
Guten. Nicht umsonst schrieb Sörskold seine Artikel für die entsprechenden Zeitschriften, oft genug hatte er gewarnt, und er kannte namentlich auch Gleichgesinnte, wenn er sie persönlich auch nicht gesehen hatte.
Durch die Wahrsagerin Tanith, die ebenfalls an seinen Berichten Interesse zeigte, wußte er, daß es Menschen gab, die dem Bösen den Kampf angesagt hatten. Unter anderem John Sinclair und seine Freunde, zu denen auch Myxin gehörte.
Persönlich kennengelernt hatte er diesen John Sinclair nicht. Aber Tanith hatte über ihn geschrieben, und über seine Erfolge, was den Kampf gegen die Mächte der Finsternis betraf.
Myxin müßte hiersein. Ihm hatte die Peitsche einmal gehört, und vielleicht gelang es ihm auch, sie wieder in die Hände zu bekommen. Abermals atmete Olaf tief ein. Danach hob er den Kopf.
Über den Fellen schimmerte es naß. Der Blutstrom wollte kein Ende nehmen. Innerhalb des Berges wurden mächtige Kräfte frei, die sich ausbreiteten und ihren Weg fanden, damit sie dem Herrn der roten Hölle freie Bahn schaffen konnten.
Um eine Hoffnung ärmer klappte Olaf Sörskold das Buch zu. Vieles stand darin zu lesen, es war auch sehr informativ, die alten Propheten und Magier hatten sich große Mühe gegeben, aber es stand nichts darüber, wie man diesen unheimlichen Dämonen begegnen und sie besiegen konnte/Wenn die Alten das gewußt hätten, dann gäbe es die Dämonen sicherlich nicht mehr.
Olaf Sörskold stützte sich mit beiden Händen an der Schreibtischplatte ab und kam langsam in die Höhe. Jetzt spürte er wieder das Fieber. Ihm wurde heiß und kalt zur gleichen Zeit. Wellen liefen durch seinen Körper, sie schüttelten ihn, er warf den Kopf zurück, öffnete den Mund und holte röchelnd Atem.
Da klatschte etwas auf seine Stirn.
Sörskold zuckte zusammen. Er drehte sich zur Seite, als der nächste Tropfen schon fiel und ihn verfehlte. Er landete auf dem jetzt leeren Stuhl.
Olaf mußte sich mit den schlimmen Tatsachen abfinden. Das Blut hatte sich nicht nur hinter den Wänden ausgebreitet, sondern auch an der Ecke. Von dort fand es ebenfalls seinen Weg und war dabei nicht aufzuhalten.
Vereinzelt fielen die Tropfen. Die Lache breitete sich aus, floß über den Rand des Schreibtisches und tropfte zu Boden. Jetzt wäre noch Zeit gewesen zu fliehen, bevor er, der Mensch, zwischen die gewaltigen Mühlsteine des mächtigen Dämons geriet, aber Olaf fand nicht die Kraft. Er war zu alt, zu verbraucht, und er wollte den Herrn der roten Hölle hier an diesem Platz erwarten. Auch wenn er es nicht schaffte, Nyrana sollte wissen, daß man auf seine Ankunft nicht unvorbereitet reagierte.
Und so ging er bis in die Mitte der Höhle hinein, wo er stehenblieb und die Arme ausstreckte, um den Dämon zu rufen, damit er sich endlich zeigte und Olaf es hinter sich hatte.
Kam er?
Auf einmal begann es an der gegenüberliegenden Wand zu flimmern.
Ein dunkelroter Strahl verließ das poröse Gestein, schlug einen Halbbogen und zeichnete neben dem Einsiedler einen Kreis auf die Erde. Genau dort begann die Luft zu flimmern. Sie verdichtete sich, ein leises Fauchen ertönte, und zwei Gestalten schälten sich aus den flimmernden Umrissen.
Ein Mann und eine Frau.
Der Mann war wesentlich kleiner, trug einen grünen Mantel, hatte eine etwas grünlich schillernde Haut und ein flaches Gesicht mit pechschwarzen Augen.
Die Frau, deren helles schmales Gesicht von einer schwarzen Haarflut umflossen war, hielt ein Schwert mit einer goldenen Klinge in der Hand und trug ein bodenlanges Gewand aus kostbarem Brokatstoff, der erdbeerrot schimmerte. In Höhe der Taille wurde das Gewand durch einen goldenen Gürtel gehalten.
Der Einsiedler war völlig überrascht. Er trat zurück, streckte abwehrend die Hand vor und fragte mit zitternden Lippen: »Wer seid ihr?«
Der Mann gab die Antwort. Leise erwiderte er: »Du kannst mich Myxin nennen…«
***
Meine unmittelbare Umgebung bot ein schauriges Bild. Das aus der Wolke fallende Blut hatte einen glitschigen Teppich auf den Schnee gelegt. Dabei rannen lange Streifen talwärts. Ich konnte es deshalb so gut erkennen, da der Regen fast aufgehört hatte und nur noch als feiner Sprüh fiel.
Normalerweise hätte ich den typischen starken Blutgeruch wahrnehmen müssen, doch das war nicht so, dieses Blut konnte man als geruchlos bezeichnen, so daß mir der Verdacht kam, es nicht mit echtem Blut zu tun zu haben.
Der makabre Regen war gestoppt worden. Der Nebel allerdings nicht.
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