0212 - Herr der roten Hölle
an dem fest, was wir erreichen konnten. Wir hatten die Zähne zusammengebissen, wurden nach vorn geschleudert, wieder zurück und stellten auch fest, daß unser Range Rover manchmal vom Boden abhob.
»Raus!« schrie ich.
Um Suko konnte ich mich nicht kümmern. Ich schnappte meinen Einsatzkoffer, hoffte, daß der Chinese das Schwert nahm, wuchtete die Beifahrertür auf und warf mich aus dem Rover. Mit dem rechten Fuß kam ich zuerst auf und bekam sofort zu spüren, wie sehr sich die Gegebenheiten verändert hatten.
Der Blutfilm auf dem Boden war glatt wie Eis. Ich rutschte aus, fiel hin, und die Tropfen überspülten mich als warmer Regen, während ich mich auf die Seite wälzte und zu sehen bekam, was unter dem Wagen geschah.
Ein Geysir hatte dort seinen Weg an die Oberfläche der Erde gefunden. Er schleuderte seine ebenfalls blutrote Flüssigkeit gegen das Unterteil unseres Rovers, und seine Kraft drückte den Wagen jetzt endgültig herum.
Er fiel auf die linke Seite, wo sich Suko befinden mußte. Ich konnte kaum etwas sehen, der Blutregen fiel zu dicht. Zudem klatschten mir die Tropfen ins Gesicht, behinderten meine Sehkraft und bildeten vor meinen Augen einen roten Schleier.
Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich meinen Freund Suko trotzdem. Es war ihm wie mir ergangen. Auch er hatte keinen richtigen Halt finden können und war ausgerutscht. Er lag ebenfalls am Boden, nur hatte ich es besser, denn auf seiner Seite hob sich der schwere Rover unter dem Druck des Geysirs an und kippte nicht nur herum, sondern auch auf den Chinesen zu.
Wenn Suko nicht wegkam, dann…
Im gleichen Augenblick bewies der Geysir, welch eine ungeheure Kraft in ihm steckte. Aus den Tiefen der Erde drückte er seine harten, breiten Blutströme, packte den Jeep wie mit riesigen Händen und schleuderte ihn in die Höhe.
»Weg, Suko!« brüllte ich und kam rutschend auf die Beine, wobei ich mich zur Seite beugte, um auf dem schrägen Hang Halt finden zu können.
Der Chinese schaffte es nicht. Er wurde zwar nicht von dem Wagen erfaßt, aber die Ausläufer des Geysirs bekamen ihn zu packen und schleuderten ihn ebenfalls hoch.
Wie eine Puppe wirkte er. Mein Freund bewegte Arme und Beine, wurde herumgewirbelt, und ich sah für einen Augenblick sein blutüberströmtes, entsetzes Gesicht.
Er fiel nicht zu Boden, denn der rote, dicke Strahl des Geysirs hielt ihn aufrecht. Das geschah bewußt, denn er und Nyrana standen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Der Dämon wollte Suko, das lag auf der Hand, und er bewegte sich auf den Chinesen zu, wobei er die Dämonenpeitsche schlagbereit erhoben hatte, um Suko damit zu töten.
Wie die Peitsche wirkte, hatten wir bei Sir James gesehen, der im Krankenhaus lag und wohl eine Hautverpflanzung im Gesicht bekommen mußte.
So sollte auch Suko, wenn nicht schlimmer, gezeichnet werden.
Krachend fiel unser Leihwagen zu Boden. Da splitterte Glas, da verbog sich das Blech. Das alles interessierte mich jedoch nicht. Ich mußte versuchen, meinen Freund Suko aus dieser Lage zu befreien. Die Frage war nur, wie ich es schaffen sollte?
***
Es regnete Blut, und der alte Olaf Sörskold schaute zu. Er saß in seinem Sessel, zitterte und hatte die gichtkrummen Hände gegeneinander gelegt.
»Nyrana!« hauchte er. »Du Bestie der Hölle. Ich habe gewußt, daß du kommen wirst, ich habe dich gehört. Dein Rumoren im Schoß der Erde, ich habe den Blutnebel und den Blutregen gesehen, aber ich werde nicht aufgeben. Es dürfen keine archaischen Zeiten mehr anbrechen. Die Dimensionen müssen geschlossen bleiben, Spalte und Risse werden wieder geschlossen, denn es darf nicht soweit kommen, daß du die Menschen zu deinen Sklaven machst.«
Er hatte zu sich selbst gesprochen, denn niemand war da, der ihn hören konnte, und auch die Sicht wurde ihm bald genommen, als die dicken, blutigen Tropfen gegen die Scheibe des kleinen Fensters schlugen und als lange Schlieren daran herabliefen.
»In der roten Hölle hast du deinen Platz gehabt, in die rote Hölle sollst du wieder zurückfahren!« Wütend hatte Olaf Sörskold die letzten Worte ausgestoßen, während seine Hände die Lehnen des Sessels umklammerten. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper, als würde er von einem Kraftstrom gefüttert.
Der Alte stemmte sich hoch.
Wie weggewischt war der Fieberglanz aus seinen Augen. Sie leuchteten jetzt in einem anderen Licht. Darin standen ein unbeugsamer Wille und eine grenzenlose Entschlossenheit zu lesen, wobei seine hageren
Weitere Kostenlose Bücher