0212 - Herr der roten Hölle
Mannschaften mit Spürhunden, und mehr als einmal sahen wir die Scheinwerfer der Geländewagen aufblitzen.
Wir sprachen kaum miteinander und verließen uns völlig auf Dieter Hoven. Wo der geheimnisvolle Tunneleinstieg lag, hatten wir uns ungefähr gemerkt, die Richtung, in die wir liefen, war also korrekt, nur das Ziel mußten wir erreichen.
Die Hänge rutschten wir hinab. Wenn wir Straßen oder Wege überquerten, suchten wir zuerst in den Gräben Deckung, bevor wir losrannten.
Einmal mußten wir uns im Unterholz verbergen, weil dicht über dem lichten Waldstück, in dem wir uns befanden, ein Hubschrauber flog, dessen Scheinwerfer mit geisterhaft fahler Helligkeit den Wald ausleuchtete.
Minuten später erst konnten wir weiter. Noch zweimal gerieten wir in gefährliche Situationen, dann hatten wir unser Ziel, den versteckten Tunneleingang, erreicht.
Fieberhaft suchten wir nach dem Kontakt, fanden ihn auch, und Dieter Hoven bekam große Augen, als er sah, was dicht vor ihm geschah.
»Das habe ich nicht gewußt«, flüsterte er.
»Sollten Sie auch nicht«, erwiderte ich und gab ihm ein Zeichen, daß er endlich vérschwand.
Als erster tauchte er ein. Will Mallmann folgte, dann kam Suko, ich machte den Schluß. Der Kommissar vergatterte unseren Begleiter aus dem anderen Teil Deutschlands zu absolutem Stillschweigen.
Das Schlimmste hatten wir hinter uns. Erschöpft lehnten wir uns gegen die feuchte Wand und holten erst einmal tief Luft. Mit dem Handrücken wischte ich mir den Schweiß von der Stirn, den anderen erging es nicht besser.
»Dann los«, sagte Suko.
Ich will auf eine längere Beschreibung verzichten. Nur soviel sei gesagt. Unangefochten erreichten wir den Ausstieg auf westdeutschem Gebiet.
Einen Unterschied sahen wir kaum. Auch hier die Berge, der Wald und die Einsamkeit. Allerdings waren auf dieser Seite der Grenze nicht so viele Soldaten unterwegs, wir schienen uns auf einer menschenleeren Insel zu befinden, als wir ins Freie kletterten.
Glücklich blieben wir nebeneinander stehen.
»Das ging noch mal gut«, sagte Will Mallmann und lachte. Dabei schaute er nach Osten.
Dort war der Himmel heller. Die Männer auf der anderen Seite suchten noch immer. Sollten sie, finden würden sie sicherlich nichts. Wií waren ihnen entschlüpft.
Dann erlebten wir eine Überraschung. Hatte ich angenommen, daß wir allein hier standen, so sahen wir uns getäuscht. Hinter einem in der Nähe liegenden Strauch bewegte sich eine Gestalt.
Blitzschnell zogen wir unsere Waffen, und ich beförderte Hoven aus der unmittelbaren Gefahrenzone.
»Keine Panik, Freunde«, sagte eine Stimme im breitesten Amerikanisch, so daß ich lächeln mußte und die Beretta sinken ließ. Die anderen taten es mir nach.
Sie wußten zwar außer Suko nicht genau, um was es ging, aber ich hatte den Mann längst erkannt.
Es war Mark Baxter, der Unsichtbare!
***
Nun wurde mir alles klar.
Zwar war Mark Baxter in diesem Moment sichtbar, aber als Unsichtbarer hatte er schon eingegriffen und Suko damit das Leben gerettet. Lächelnd kam er auf uns zu und streckte seine rechte Hand aus.
»Na, wenn das keine Überraschung ist«, sagte er.
»Für Sie?« Ich hielt seine Hand fest. »Sie waren doch mit uns am Friedhof.«
»Ja, das stimmt.« Baxter ging zu Suko. »War eine ziemlich haarige Sache, nicht?«
Der Chinese nickte. »Und wie, ich spüre jetzt noch den Druck an der Kehle.«
Dann bedankte er sich für seine Rettung, doch Baxter winkte ab. »Lassen Sie mal, vielleicht können Sie sich irgendwann einmal revanchieren.«
»Das hoffe ich.«
Will Mallmann und Dieter Hoven verstanden nur Bahnhof. Hoven traute sich nichts zu sagen, aber Will fragte mich. »John, da stimmt etwas nicht. Wie kommt der Mann hierher?«
»Er ist ein CIA-Agent.«
»Das habe ich mittlerweile begriffen. Nur eins ist mir nicht klar. Irgend etwas scheint er mit unserem Fall zu tun zu haben. Oder irre ich mich da?«
Er legte den Kopf schief und blickte mich fragend an.
»Nein, du irrst dich nicht.«
»Und was war los?«
Ich atmete tief ein und blies die Luft wieder aus. Will Mallmann gehörte zu meinen besten Freunden, ich hatte auch großes Vertrauen zu ihm, aber ich durfte über Mark Baxters Geheimnis nun einmal nichts sagen. Das war so abgemacht.
Ich hob die Schultern. »Weißt du, Will, die ganze Sache ist so. Dieser Fall…«
Der Kommissar verstand mich auch ohne viel Worte. »Spar dir die Mühe, John, ich weiß, wie es ist, wenn einem von höherer Stelle der
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