0212 - Satans siebter Finger

jetzt holte er im Laufen doch den Blaster aus der Hosentasche.
    Wilder Grimm hatte ihn gepackt.
    Was geschah vor ihm?
    Wurde gefoltert?
    Er traute den Meeghs alle Schurkereien zu, die nur erdenklich waren. Und zwischen Männern, Frauen und Kindern hatten diese Dämonen noch nie Unterschiede gemacht. Das Schlimmste war zu befürchten.
    Kurz bevor der Gang endete, preßte sieh Zamorra dicht an die Wand und schob vorsichtig den Kopf nach vorn.
    Vor ihm begann ein großer, mit blendender Helligkeit erfüllter Raum.
    Und linkerhand mündete außer dem von ihm benutzten Gang ein weiterer in die Kammer.
    Doch darauf achtete Zamorra in diesen Sekunden nicht, was ein Fehler war.
    Sein ganzes Augenmerk galt dem, was sich vor seinen Augen abspielte.
    Atemlos nahm er alles in sich auf.
    Jede Einzelheit brannte sich in weniger als einer Sekunde in sein Gehirn.
    Ein Raum, durchdringend von einem steinernen Leuchter erhellt, aus dem -dicke Feuerstrahlen buchstäblich nach oben schossen!
    So etwas hatte der Parapsychologe noch nie gesehen.
    Dann die Opfersteine, siebenfach unterteilt, aber nur noch mit drei Mädchen belegt. Als letzte in der Reihe Nicole.
    Vier Plätze waren leer.
    Und sieben Mädchen hatten sich auf der Yacht befunden!
    Zamorra ahnte Fürchterliches.
    Besonders als er die Gestalt sah, die etwas abseits der Opfersteine stand und in respektvoller Entfernung von waffenstarrenden Cyborgs umringt wurde.
    Eine Gestalt in typischer Druidenkutte?
    Merlin, dachte Zamorra impulsiv. Doch das war absurd, und er wußte es, kaum daß er den Gedanken zu Ende geführt hatte.
    Aber wer dann?
    Da sah er die Hand!
    Die Hand, die der völlig Vermummte weit von sich streckte und die siebenfingrig war. Und schuppig!
    Kein Druide hatte Schuppen oder sieben Finger!
    Zamorra fühlte eine grenzenlose Anspannung in sich aufsteigen. Etwas staute sich, suchte ein Ventil.
    In diesem Augenblick geschah zweierlei.
    Zum einen wurde er Zeuge, wie einer der sieben Finger des Unheilichen in Aktion trat…
    Und zum anderen klang unmittelbar neben Zamorra eine helle Frauenstimme auf!
    Ernüchtert zuckte er herum.
    Er kannte sie! Hatte sie vor noch gar nicht langer Zeit in jenem Spider-Wrack auf dem Meeresgrund gesehen. Spurlos war sie verschwunden…
    Sara Moon!
    ***
    Sie starrten sich an. Von ihr ging eine seltsame Faszination aus, die ihn in ihren Bann zwingen wollte. Er sah in ihr eine Quelle magischer Macht, die erster Güte war.
    Etwas in ihr erinnerte ihn an Merlin…
    Ihre Augenfarbe veränderte sich vom Dunkel zum matten Grün, hörte aber bei diesem Farbton noch nicht auf.
    »Wie kommst du hierher?« fragte sie leise und drohend. »Wie ist es dir gelungen, den Schirm zu durchbrechen? Ich ahnte zwar, daß du nicht tot bist, aber…«
    Er hob beide Hände. In der Rechten hielt er den Blaster, dessen Mündung jetzt auf Saras Herzgegend zeigte, aber dennoch schien sie keine Furcht zu haben. Unverwandt sah sie ihn aus Augen an, die schockgrün geworden waren und sich jetzt in ihrer Färbung nicht mehr veränderten.
    Druidengrün!
    Eine abtrünnige Druidin!
    Ein Blick zur Seite verriet Zamorra, wie aus der schuppigen Hand ein Blitz zuckte. Aus einem der sieben Finger. Er hüllte das fünfte Mädchen ein, das schlagartig transparent wurde und dann nicht mehr zu sehen war.
    Zamorra schrie auf. Er fuhr herum, richtete den Blaster auf den Unheimlichen mit der siebenfingrigen Hand. Da knallte eine Handkante gegen seinen Unterarm. Der Schmerz zwang ihn, die Waffe fallen zu lassen.
    Sara griff ihn an!
    Er duckte sich, rammte gegen ihren Körper und fühlte ihn nachgeben. Sofort warf er sich vorwärts und bekam seine Waffe zu fassen. Er wußte, daß er gegen Druidenmagie, wenn Sara diese einsetzte, keine Chance hatte. Das Amulett hatte im Schiff Zurückbleiben müssen, und er hatte keine andere Möglichkeit, sich zu verteidigen.
    Er rollte sich herum. Die Blastermündung zielte auf Sara, die sich eben wieder aufrichtete. Aber dann brachte er es doch nicht fertig, auf sie zu schießen.
    Er war kein Mörder!
    Er mordete auch keinen erbitterten Feind!
    Die Cyborgs, das war etwas anderes. Die waren längst tot, und niemand konnte sie mehr retten, aber von ihrem unseligen Dasein erlösen. Aber Sara Moon war keine Untote.
    Sie lebte noch.
    Und er konnte nicht abdrücken. Er konnte sie nur in die schwarze Mündung sehen lassen, deren Abstrahlpol von eigenartigem Schwarzlicht umspült wurde.
    Entfesselte, tödliche Energie, nur noch gebändigt von Zamorras