0213 - Amazonen-Rache
Tod durch das schwarze Schwert!
Ein Ruck ging durch Re Arm-nyos blaugrünen Körper. Er sah ein Mädchen. Es trat aus dem Tempel, trug einen bauchigen Tonkrug auf der Schulter. Rathoni war es. Ihr Ziel war die Quelle im Wäldchen. Um sie zu erreichen, mußte sie den heiligen Bezirk verlassen. Der Gesichtslose lachte gemein in sich hinein. Rathoni würde also als erste sterben.
Er duckte sich zwischen Farnen und Kräutern. Mit geschmeidigen Bewegungen näherte sich das schöne Mädchen. Ahnungslos war die Amazone, die auch den Weg zur Quelle nicht ohne ihr Schwert ging. Sie erreichte den Rand des Wäldchens.
Re Arm-nyo beobachtete sie aufmerksam. Leichtfüßig schritt sie den Pfad entlang. Samtweich war der Boden. Rathoni bemerkte den Dämon nicht, obwohl sie ziemlich knapp an ihm vorbeiging. Er lag jetzt ganz flach auf dem Boden, damit sie ihn nicht zu früh entdeckte. Sie sollte an der Quelle sterben.
Die Amazonenpriesterin erreichte ein Becken, das die Natur gebildet hatte. Es war von üppiger Vegetation umsäumt. Glasklares, glitzerndes Wasser perlte über einen moosbewachsenen Felsen herab.
Rathoni stellte den Tonkrug ab.
Wie ein Reptil kroch Re Arm-nyo über den Waldboden. Er bog die Pflanzen vorsichtig beiseite, näherte sich der Quelle, ohne ein Geräusch zu verursachen. Ein grausamer Haß pochte in ihm. Er erinnerte sich daran, wie. Thia Medixa und die anderen Priesterinnen ihn gestellt hatten. Mit ihren Schwertern waren sie auf ihn losgestürmt, und es hatte nicht viel gefehlt, dann wäre er erledigt gewesen. Er war noch geschwächt gewesen von Asmodis’ Mißhandlung.
Inzwischen war er aber wieder zu Kräften gekommen.
Und Rathoni war allein.
Eine leichte Beute für ihn.
Sie versenkte den Krug im Naturbecken.
Der Gesichtslose richtete sich hinter ihr zwischen zwei Jungbäumen langsam auf. Er griff zum schwarzen Schwert, dessen Klinge tatsächlich tiefschwarz war. Rathoni kauerte vor ihm, und er war sicher, daß sie in wenigen Augenblicken tot sein würde.
Sie spürte plötzlich seine Nähe.
Erschrocken federte sie hoch und schnellte herum. Da sah sie das blaugrüne gesichtslose Wesen, das zurückgekehrt war, um Rache zu nehmen…
***
McLaglen und Shane wickelten das bewußtlose Mädchen in die Bettdecke. Dana Shane ließ die Zunge zwischen Lippe und Zähnen durchgleiten. »Der verdammte Kerl hat mir ein ordentliches Ding verpaßt.«
McLaglen lachte verhalten. »War richtig gemein von ihm, sich schlafend zu stellen.«
»Sein Schlag war nicht von schlechten Eltern.«
»Du wirst darüber hinwegkommen.«
»Ich hasse es, eine dicke Lippe zu haben.«
»Daran ist nun nichts mehr zu ändern«, sagte McLaglen. »Faß mit an.«
Sie trugen die Ohnmächtige bis zur Doppeltür, die Vic McLaglen öffnete. Er warf einen prüfenden Blick hinaus.
»Die Luft ist rein«; sagte er.
»Ich habe nichts anderes erwartet… um diese Zeit«, brummte Dana Shane.
Niemand sah, wie sie Nicole Duval zum Lift brachten. Sie fuhren mit dem Mädchen zur Tiefgarage hinunter. Unten ließ McLaglen wieder vorsichtig den Blick schweifen, ehe sie das Mädchen zu ihrem Wagen schleppten. Dana Shane öffnete den Kofferraum. Sie legten die Französin hinein, der Deckel klappte zu, die Kidnapper setzten sich in das Fahrzeug. Shane klappte die Sonnenblende auf der Beifahrerseite herunter und betrachtete seine Lippe im Spiegel.
»Das kommt davon, wenn man nicht aufpaßt«, hänselte ihn Vic McLaglen.
»Tu mir den Gefallen und halt die Klappe, sonst rennst du aüch mit so ’ner Lippe herum!« murrte Shane.
McLaglen kicherte. »Seit wann bist du denn so empfindlich?«
Shanes Brauen zogen sich zusammen. »Fahr endlich los.«
McLaglen zündete die Maschine. Der Wagen rollte wenig später aus der Tiefgarage. Roscoe Jordan hatte ihnen gesagt, wohin sie das Mädchen bringen sollten. Dem Gangsterboß gehörte ein Haus in Cicero. Niemand wußte das. Jordan hatte es über einen Strohmann gekauft. McLaglen wußte auch, bei wem er den Schlüssel für das Haus abholen konnte. Er blieb da nur ganz kurz stehen. Der Mann, der ihm den Schlüssel aushändigte, wußte von Roscoe Jordan schon Bescheid. Sie wechselten nur wenige Worte, dann kehrte McLaglen zu seinem Wagen zurück und fuhr weiter.
In dem Haus in Cicero trugen sie Nicole Duval in den Keller. Sie fesselten ihre Hände und ihre Füße und klebten über ihren Mund einen breiten Pflasterstreifen.
Vic McLaglen betrachtete die Bewußtlose grinsend. Er spürte ein heißes Verlangen in
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