0213 - Amazonen-Rache

Kerle für den Dämon? Oder hatte ihr Auftritt nichts mit Re Arm-nyo zu tun? Waren es gewöhnliche Hoteldiebe, die nachts Schlafende beraubten?
    Sie hielten etwas Rundes, Längliches in ihrer Hand. Zamorra stand unter Strom. Er mußte auf den richtigen Moment warten. Der, dem der Zeigefinger fehlte, hatte Nicole schon fast erreicht.
    Uber Zamorra tauchte in diesem Augenblick das Gesicht des anderen auf. Der Parapsychologe zögerte keine Sekunde länger. Er schleuderte die Decke zurück und stach mit einer Geraden nach oben.
    Der Mann nahm den Treffer mit einem zornigen Grunzen hin. Der Faustschlag warf ihn zurück. Das runde, längliche Ding wäre ihm beinahe aus der Hand gefallen.
    Nicole erwachte.
    Die Ereignisse überstürzten sich. Zamorra federte aus dem Bett. Er wollte nachsetzen.
    Vic McLaglen griff in das volle Haar des Mädchens, als es sich aufsetzte. Nicole stieß einen heiseren Schrei aus.
    Dana Shane sah, wie sich Zamorra auf ihn warf, und riß die Spraydose hoch, in der sich ein hochwirksames Betäubungsgas befand. Knopfdruck. Professor Zamorra bekam die volle Ladung ins Gesicht. Er stoppte, riß die Augen auf und faßte sich an die Kehle.
    Auch Nicole zischte das Nervengas entgegen. Verzweifelt lehnte sie sich gegen die Ohnmacht auf, doch einen Sekundenbruchteil später fiel sie in die Kissen zurück und wußte nicht
    mehr, was passierte.
    Zamorra schwankte. Dana Shane hätte ihn mit dem kleinen Finger umstoßen können, verzichtete jedoch darauf. Zamorra war bereits k.o. Der Parapsychologe versuchte, auf den Beinen zu bleiben. Er schaffte es nicht. Auch ihm raubte das Gas die Besinnung. Wie ein gefällter Baum brach er neben dem Bett zusammen.
    Shane eilte zu McLaglen, um ihm zu helfen, Nicole Duval abzutransportieren.
    ***
    Auf seinem Rückweg durch die Dimensionen streifte Re Arm-nyo Lee Gutters Körper ab wie eine Schlange die nutzlos gewordene Haut. Der Dämon tauchte ein in die Welt der Amazonen, in Thia Medixas Reich, und er war entschlossen, beim zweiten Anlauf eine bessere Figur als beim erstenmal zu machen. Asmodis sollte diesmal mit ihm zufrieden sein.
    In seiner ursprünglichen Gestalt suchte Re Arm-nyo eines seiner zahlreichen Verstecke auf. Vor dem Höhleneingang blieb er jedoch entsetzt stehen. Eine gleißende, dämonenbannende Kraft stemmte sich ihm entgegen. Wenn er versucht hätte, mit Gewalt in die Höhle einzudringen, wäre er in diesen feindlichen magischen Strahlen umgekommen.
    Re Arm-nyo stimmte ein Wutgeheul an. Er hetzte von Versteck zu Versteck. Überall das gleiche tödliche Strahlen, dem er sich nicht aussetzen durfte. Er wußte, wen er dafür verantwortlich machen mußte: Thia Medixa und ihre Getreuen!
    »Na wartet!« knurrte der Dämon. »Ich kriege euch! Ich werde euch nacheinander töten!«
    Er hastete weiter. In den Bergen, zwischen klotzigen Felsen, gut verborgen, hatte er seinen Hauptschlupfwinke. Erleichtert stellte er fest, daß die Amazonen diesen Schlupfwinkel nicht gefunden hatten. In großer Eile verschwand er darin, um sich zu bewaffnen. Er stülpte sich eine Pickelhaube auf den Kopf, griff nach einen runden Schild und holte das schwarze Schwert, das er in einer eisernen Truhe aufbewahrte.
    Die Jagd auf die Amazonen konnte beginnen!
    ***
    Vor ihm ragte der antike Tempel mit den weißen Marmorsäulen auf. Dort wohnten die Priesterinnen. Es war dem Dämon nicht möglich, diesen heiligen Bezirk zu betreten. Er schlich die Grenze entlang, legte sich mal hier, mal dort auf die Lauer. Vor wenigen Augenblicken hatte er kurz Thia Medixa gesehen. Der größte Teil seines Hasses galt ihr, aber sein grausamer Vernichtungswille schloß auch Masis, Serkana und Rathoni mit ein.
    Außerhalb des heiligen Bezirks gab es eine erquickende Quelle in einem kleinen Wäldchen.
    Re Arm-nyo legte sich zwischen den Bäumen auf die Lauer. Irgendwann würde eine der Amazonen hierher kommen, und die Falle würde erbarmungslos zuschnappen.
    Der Dämon, nun wieder gesichtslos, war damit zufrieden, wie er alles eingefädelt hatte. Auf der Erde arbeiteten Menschen für ihn. Hier konnte er sich inzwischen um die Amazonenpriesterinnen kümmern. Er rechnete auf beiden Ebenen mit einem durchschlagenden Erfolg.
    Thia Medixa würde eine Begleiterin nach der ändern verlieren.
    Zamorra würde seine Geliebte abhanden kommen.
    Thia Medixa würde durch das schwarze Schwert sterben, und Professor Zamorra ebenfalls.
    Somit hatten die Oberpriesterin und der Meister des Übersinnlichen eines gemeinsam: den