0213 - Amazonen-Rache
Team.
Nicole Duval zu entführen, wurde von ihnen nicht einmal als Arbeit angesehen. Es war eine leichte Übung, damit sie nicht außer Form kamen.
In der Tiefgarage jenes Hotels, in dem Professor Zamorra, Nicole Duval und Balder Odinsson wohnten, stiegen die beiden Gangster aus ihrem schwarzen Buick. Was sie für den Job benötigten, trugen sie in ihren Windblusen.
Sie strebten auf den Fahrstuhl zu. Zwei Männer, die einen sportlichen Eindruck machten. Kerle, die auf dem Tennisplatz zu Hause zu sein schienen. Sonnengebräunt, gutaussehend.
Sie betraten den Lift. »Scheint sich um eine Französin zu handeln, dem Namen nach«, sagte Dana Shane.
Vic McLaglen rollte die Augen. »Oh, lala. Diesen Französinnen sagt man in punkto Liebe einiges nach.«
»Ist bestimmt nicht wahr.«
»An jedem Gerücht ist ein Körnchen Wahrheit«, sagte McLaglen.
Sie erreichten die Etage, wo sie »arbeiten« wollten. Vic McLaglens linke Hand steckte in der Hosentasche, das hatte er sich angewöhnt, nachdem er bei einem Verkehrsunfall den Zeigefinger an der linken Hand verloren hatte.
Die Kidnapper verließen den Fahrstuhl, sorgten mit Hilfe eines Plastikkärtchens dafür, daß niemand die Kabine fortholen konnte. Vor ihnen lag ein leerer Gang. Spiegel an den Wänden. Ein dicker Teppich auf dem Boden. Links und rechts dunkle Doppeltüren.
Sie suchten die Nummer, die ihnen Roscoe Jordan genannt hatte. Vic McLaglen widmete sich kurz dem Schloß. Ein leises Schnappen. Die Tür ließ sich öffnen…
***
Zamorra schlief unruhig. Wirre Träume suchten ihn heim. Erlebtes vermischte sich mit Fiktivem. Sein Amulett, das eines Tages begonnen hatte, ein Eigenleben zu entwickeln, schien auf Zamorras Traumgewirr Einfluß zu nehmen. Es trug seinen Geist weit fort, in andere Dimensionen.
Für kurze Zeit erblickte Zamorras geistiges Auge einen antiken Tempel. Er sah eine blondhaarige, halbnackte Frau. Wunderschön. Ein Traumweib. Ihr rechter Arm steckte bis zur Schulter in einer blinkenden Rüstung. Kalt und unerschrocken schaute sie ihn an, in der Hand ein Schwert, mit dem sie anscheinend hervorragend umzugehen wußte.
Das Bild verblaßte.
Ein neues tauchte auf. Da war ein blaugrünes männliches Wesen, kraftstrotzend und muskulös, ohne Gesicht, statt dessen wölbte sich an dieser Stelle eine schillernde Blase. Zamorras Unterbewußtsein verhaftete diese Erscheinung mit einem Namen: Re Arm-nyo…
Und weiter drehte sich das Traumkarussell.
Plötzlich blieb es stehen. Abrupt.
Zamorra schreckte hoch. Fahles Mondlicht fiel zum Fenster herein -und auf die Gesichter von zwei Männern!
Den Meister des Übersinnlichen überlief es eiskalt.
Wieso reagierte sein Amulett nicht auf das unverhoffte Erscheinen dieser beiden Gestalten? Waren sie nicht dämonischen Ursprungs? Der Parapsychologe versuchte seinen Schlaf blitzschnell abzuschütteln. Das Amulett blieb neutral. Es schaltete sich nicht ein. Es half Zamorra nicht. Er mußte ohne die Unterstützung von Merlins Stern auskommen. Zum Glück war er kein knochentrockener Gelehrter, sondern ein durchtrainierter, sportgestählter Mann.
Die Männer wußten nicht, daß er sie bemerkt hatte. Darin lag vielleicht seine Chance. Er konnte sie überraschen.
Lautlos schlichen sie heran.
Für einen kurzen Moment - als sie das Mondlicht verließen - waren sie lediglich zwei schwarze Schatten und erinnerten an Meeghs, jene Wesen aus einer fernen Dimension, die nur auf Vernichtung programmiert waren. Sie befanden sich ständig auf der Suche nach Weltentoren, durch die sie auf die Erde gelangen konnten…
Aber das hier waren keine Meeghs. Merlins Stern wäre nicht kalt geblieben, wenn es sich bei diesen nächtlichen Besuchern um außerirdische Dämonen gehandelt hätte.
Diese beiden Kerle waren ganz gewöhnliche Menschen. Ihr Vorteil war, daß sie zu zweit waren, während Zamorras Vorteil nur darin lag, daß sie nicht ahnten, daß er nicht mehr friedlich schlummerte.
Sie erreichten das breite Doppelbett. Lautlos wie körperlose Schatten bewegten sie sich. Zamorras Herz schlug schneller. Die Männer trennten sich. Der eine ging rechts herum, der andere links. Sie verständigten sich mit Handzeichen. Dabei fiel Zamorra auf, daß dem einen Mann der Zeigefinger an der linken Hand fehlte, und als der andere die Lippen kurz hochzog, bemerkte der Parapsychologe den Goldzahn des Verbrechers.
Er prägte sich die Züge der Männer gut ein.
Und er dachte an seine erste Begegnung mit Re Arm-nyo.
Arbeiteten diese
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