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0213 - Colette und ihr Fallbeil

0213 - Colette und ihr Fallbeil

Titel: 0213 - Colette und ihr Fallbeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verstehen. Sie entschuldigen mich, aber ich habe Gäste, die warten.«
    »Natürlich.«
    René Meier ging, und wir hatten freie Bahn. Hinter der Rezeption sahen wir die Tochter des Hauses nicht. Aus dem Speisesaal klangen die typischen Eßgeräusche. Alles wirkte sehr friedlich. Aber wir hatten erlebt, wie trügerisch der Frieden sein konnte, da brauchte ich nur an den Kopf zu denken.
    Draußen war es noch wärmer geworden. Die Sonne hatte wirklich Kraft.
    Es tat gut, ihre Strahlen zu spüren.
    »Und wo ist es?« fragte ich Bill.
    »Wir müssen wohl um das Haus.«
    »Daran kannst du dich also erinnern.«
    »Nein, das habe ich erraten.«
    »Ach so.« Ich lächelte. Und während Bill an meiner Seite blieb, warf ich ihn hin und wieder einen Blick zu.
    Der Reporter machte mir Sorgen. Er war sehr nachdenklich, hatte die Stirn gerunzelt, schaute auf seine Schuhspitzen und schien über irgend etwas nachzudenken, ohne jedoch zu einem Entschluß kommen zu können. Wahrscheinlich beschäftigte er sich mit seiner Gedächtnislücke.
    Ich wußte, wie schwer es für einen Mann wie Bill war, mit so etwas zu leben. Er würde alles daransetzen, um diese Lücke zu füllen.
    Die abgestellten Fahrzeuge standen in der Sonne und warfen auch Schatten auf den Boden. Wir passierten die neue Vorderseite des Gasthauses und gelangten zu dem Teil, der noch seine jahrhundertealte Geschichte hatte.
    Auch die Umgebung wirkte nicht so gepflegt wie die vor dem neuen Gasthaus. Um das Gebäude herum wuchs das Unkraut, und auf dem Boden entdeckten wir noch buntes Laub vom letzten Jähr. Das Dach war irgendwann einmal neu gedeckt worden, mittlerweile jedoch mußte das lange her sein, denn es wies bereits Löcher auf.
    In den Fenstern steckte natürlich kein Glas mehr. Zudem waren sie kaum größer als Schießscharten. Der Eingang war mit querstehenden Balken vernagelt, und das ganze Gebäude sah mir doch ziemlich baufällig aus.
    »Und wo sind die Köpfe?« fragte Bill.
    »Vielleicht an der Rückseite. Laß uns mal den Bogen schlagen, alter Tiger.«
    Das taten wir auch. Ich schaute noch nach, ob wir beobachtet wurden, konnte jedoch niemanden entdecken, der sich für uns interessierte.
    Etwas seltsam war der moderne Gasthof ebenfalls. Ich hatte kein Personal gesehen und konnte mir nicht vorstellen, daß Vater und Tochter allein die ganze Arbeit verrichteten.
    So freundlich sich die beiden auch uns gegenüber gaben, man mußte ihnen mal auf den Zahn fühlen. Unter Umständen wußten sie sehr viel mehr, als sie zugeben wollten.
    Das alte Laub vom letzten Jahr raschelte, als es von unseren Schritten bewegt wurde. Dazwischen lugten die frischen, hellgrünen Halme hervor, die sich im Frühjahrswind leicht hin-und herbewegten.
    Bill wurde plötzlich schnell. Er überholte mich. Als ich wissen wollte, was los war, da wandte der hastig den Kopf und sagte: »Ich glaube, ich erinnere mich wieder.«
    »Das wäre prächtig.«
    Wir mußten noch ein paar Schritte laufen, dann hatten wir die Rückseite des Hauses erreicht.
    Überrascht blieb ich stehen. Auch Bill stoppte seinen Schritt. Tatsächlich, vor unseren Augen befand sich eine Wand mit 100 Köpfen. Irgendwie schaurig anzusehen, und mir floß auch eine Gänsehaut über den Rücken, als ich die Gesichter sah.
    Die Wand war grau. Wind und Wetter hatten an ihr genagt. Auch saß zwischen den Fugen der Steine eine Moosschicht, aber die sich in der Wand befindlichen Gesichter, die konnte man als nicht verwittert bezeichnen. Mir schien es, als wären sie erst vor einigen Tagen in den Stein gehauen worden.
    Ich schaute Bill an.
    Der Reporter schien über irgend etwas nachzudenken. Leicht vorn übergebeugt stand er da, die Stirn gerunzelt, die Lippen hart aufeinander gepreßt, und seine Wangenmuskeln zuckten dabei.
    »Was ist los, Bill?«
    »In der Nacht waren es neunundneunzig Köpfe.«
    »Was sagst du da?«
    »Ja, es waren nur neunundneunzig. Jetzt sind die Hundert voll. Ich erinnere mich genau, John.«
    »Dann ist wieder alles klar?«
    »Glaube schon.«
    »Und was ist in der Nacht passiert?«
    »Wir haben ihn geköpft. Aber das ist es nicht, was ich sagen wollte. Da, John sieh, kennst du den?« Der Reporter deutete schräg rechts nach unten, genau in den Winkel des gewaltigen Rechtecks aus Köpfen.
    »Sieh dir den letzten Kopf an, John!« Bills Stimme klang gepreßt.
    »Kennst du ihn?«
    Ich ging zwei Schritte auf die Wand zu und beugte mich vor, um es besser erkennen zu können, was Bill mir zeigen wollte.
    Der

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