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0214 - Sie speisten uns mit Dynamit

0214 - Sie speisten uns mit Dynamit

Titel: 0214 - Sie speisten uns mit Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie speisten uns mit Dynamit
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ihnen eine sehr lange, gepflegte Hand. Diese Hand hielt der eine fest und zog sie scherzend und lachend zur Ausgangstür. Der zweite war bereits vorausgeeilt.
    »Wo bleibt nur der verdammte Kellner mit der Garderobe?« knurrte Neville. Aber in diesem Augenblick kam der Kellner.
    Ich schlüpfte in meinen Mantel und griff in die Tasche, um dem Ober noch einen Quarter zu geben, als plötzlich neben mir ein Stuhl umflog und Neville in großen Sprüngen nach der Tür rannte.
    Ich fragte nicht lange und folgte ihm. Die Straße war leer. Um die Ecke des Broadway verschwanden die Schlußlichter eines Wagens.
    »Schnell, in drei Teufels Namen! Siehst du denn nicht, daß sie das Mädel gekidnappt haben?« schrie Neville, und schon rannten wir die wenigen Schritte zum Parkplatz.
    ***
    Mein Jaguar sprang sofort an, aber als wir den Broadway erreichten, war von dem Wagen nichts mehr zu sehen. Ich kurvte rechts und ich kurvte links und zum Schluß gab ich es auf.
    »Wie kommst du überhaupt darauf, daß die beiden die Kleine entführt haben? Meiner Ansicht nach ist sie sehr gerne mitgegangen«, meinte ich.
    »Du wirst nie klug, Jerry. Erstens konntest du sehr deutlich sehen, auf was die Burschen es anlegten, und dann, daß die Kleine sich sträubte. Der eine lief voraus, holte den Wagen und ließ ihn anspringen. Der zweite schleppte sie wie im Scherz bis an die Tür. Und dann sah ich, wie er sie einfach auf die Arme nahm und hinausrannte.«
    »Vielleicht hat sie es darauf angelegt.«
    »Bei dieser Kälte und in dem dünnen Kleid, das sie trug? Ich will dir sagen, was ich denke. Ich denke, daß wir alle drei Ochsen sind. Ich hatte sofort das Gefühl, daß die beiden aussehen wie Südstaatler, und was sagte ich euch vorhin? Ich sagte euch, daß sie sich, wie sie es von zu Hause gewöhnt sind, vielleicht ein schwarzes Mädel schnappen würden. Nun, das haben sie getan, und ich möchte nicht in der Haut des Mädchens stecken.«
    Um ganz sicher zu gehen, fuhren wir zurück ins Hotel, wo man Nelly bereits vermißte. Der Geschäftsführer erklärte uns, die Kleine sei verlobt und Gästen gegenüber sehr zurückhaltend, obwohl sie vertraglich verpflichtet sei, Einladungen anzunehmen.
    Am nächsten Tag erstattete der Geschäftsführer Vermißtenanzeige. Nelly Tobias war nicht zurückgekommen. Es ging dem Man'n wohl weniger um die Sorge, es könne ihr etwas zugestoßen sein, als um den Verlust seines Stärs. Jetzt aber wurde die Sache ernst. Selbstverständlich mußte ein Aufruf, ein Bild und die dazugehörige Beschreibung an die Presse gegeben und veröffentlicht werden. Unter normalen Umständen hätte darüber niemand ein Wort verloren. Aber jetzt war das anders.
    Die HARLEM POST traf wahrscheinlich den Nagel auf den Kopf, als sie schrieb, das Mädel sei von zwei Männern, die ihrem Aussehen und Dialekt nach aus den Südstaaten stammten, entführt worden. Erst auf diese Veröffentlichung hin meldete sich das St. Vincents Hospital aus Richmond mit der Nachricht, es sei genau um drei Uhr dreißig ein Mädchen, offenbar ein Mischblut, dort eingeliefert worden. Der Nachtwächter des Kinderheims, das nur einen Block entfernt lag, wollte gesehen haben, wie das Mädel aus einem fahrenden Wagen gesprungen oder geworfen worden war. Sie hatte eine schwere Gehirnerschütterung und verschiedene Knochenbrüche davongetragen, und der Arzt bezeichnete ihren Zustand als bedenklich.
    Auf die Frage, warum man den Vorfall nicht früher gemeldet habe, erhielten wir die Antwort, man habe das vorgehabt, aber es sei eben den bewußten Dienstweg gegangen. Es war ein Brief an die Polizeistation in Richmond geschrieben worden, und dieser sollte noch am gleichen Tag zur Post gegeben werden. Man hatte vorher nicht telefoniert, weil, wie man wahrscheinlich zu Recht sagte, dadurch schon peinliche Mißverständnisse entstanden waren. Erst als die Oberschwester der Station, auf der das Mädchen lag, die Veröffentlichung mit dem Bild in der Presse sah, hatte sie auf eigene Verantwortung die Vermißtenzentrale in Manhattan telefonisch in Kenntnis gesetzt.
    Es blieb gar nichts anderes übrig, als nach Richmond zu fahren, denn es gibt ja Tausende von jungen Mädels, die Ne--gerblut in den Adern haben, und wir mußten unserer Sache ganz sicher sein. Es genügte, wenn einer von uns beiden diese Aufgabe übernahm, und so machte ich mich auf den Weg. Ich fuhr über die Lincoln Bridge nach Hoboken und über Jersey und Bayonne, nochmals über eine Brücke und quer durch Staten

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