0215 - Endstation des Grauens
darauf geachtet, ganz einfach, weil der Okrill noch nie etwas anderes getan hat, als mir auf Schritt und Tritt zu folgen, wenn ich ihm keinen anderen Befehl gab."
Hattinger faßte sich an die Stirn.
„Sakra! Wenn ich daran denke, daß..."
Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, denn in diesem Augenblick blinkte die Meldelampe des Kartentisch-Interkoms auf.
Hattinger schaltete ihn ein.
„Hier Oberleutnant Mare", schallte es aus dem Lautsprecher.
„Doktor Rabonew mochte Sie sprechen, Sir."
„Was? Der Chefarzt?"
„Kotranow!" rief Hawk erschrocken aus.
Hattinger blickte ihn ebenso erschrocken an. Er hatte offenbar auch nicht mehr an den erkrankten Kommandanten gedacht.
„Schalten Sie durch, Mare!"
„Hier Rabonew", kam den Bruchteil einer Sekunde später eine ruhige Stimme. Das braungebrannte Gesicht mit dem sorgfältig gescheitelten flachsblonden Haar, das auf dem Interkomschirm auftauchte, gehörte dazu.
„Wie geht es dem Kommandanten?" fragte Hattinger hastig.
Dr. Rabenow blieb gelassen. Seine Stimme allerdings klang vorwurfsvoll.
„Vielen Dank, daß Sie sich einmal nach Ihrem Vorgesetzten erkundigen, Major."
„Darf ich Sie daran erinnern, daß sich das Schiff im Alarmzustand befunden hat!" gab Hattinger eisig zurück.
„Sie dürfen, Major." Dr. Rabenow beugte sich etwas nach vorn.
„Sitzen Sie gut, Major!"
Unwillkürlich hielt Hattinger sich an den Armlehnen seines Sessels fest. Dann blitzte es unwillig in seinen Augen auf.
„Das geht Sie einen Dreck an! Was ist mit Oberst Kotranow?
„Er hat ein Kind bekommen, Sir."
„Was...?"
Major Hattinger schoß in die Höhe, als hätte er sich soeben auf glühende Kohlen gesetzt .Leutnant MacIshott, der Raumjägerpilot mit der höchsten Auszeichnung des Solaren Imperiums, wurde leichenblaß und rutschte, ohne einen Laut von sich zu geben, wie ein nasses Kleiderbündel in seinem Sessel zusammen. Hawks Hände umspannten die Armlehnen des Sessels, bis sich mit lautem Knall ein Seitenteil löste.
„Sie ... sind ... verrückt!" stammelte Hattinger schließlich.
„Ganz und gar nicht, Sir." Dr. Rabonew lächelte sardonisch. „Der Vater des Kindes überbringt soeben seine Gluckwünsche.
Achtung, ich verstärke die Tonübertragung!"
Als ein mehrmaliges lautes Niesen aus dem Lautsprecher hallte, sackte auch Hawk in seinem Sessel zusammen.
Dr. Rabonew, der Chefarzt der ANDROTEST II, führte seine Besucher in sein Sprechzimmer und bat sie, Platz zu nehmen.
Man sah Major Hattinger an, daß er am liebsten widersprochen hätte. Doch ihm ging es offensichtlich nicht besser als MacIshott, der sich nur mühsam auf den Beinen hielt. Leutnant Omar Hawk war etwas besser dran. Obwohl für den Umweltangepaßten einer 4,8-Gravo-Welt reichlich klein und zierlich - Hawk unterschied sich mit seinen 1,90 Meter Größe und einer Schulterbreite von 1,20 Meter äußerlich nicht von einem athletisch gebauten Terraner - steckte in ihm die geballte Kraft eines Giganten. Er war kein gewöhnlicher Umweltangepaßter, sondern wie alle auf Oxtorne geborenen Menschen besaß er eine sogenannte Kompaktkonstitution. Das war der Grund dafür, weshalb er sich von dem Schock der Nachricht, die Dr. Rabonew ihnen übermittelt hatte, rasch wieder erholte.
Dennoch griff auch er zu, als Dr. Rabonew Whisky anbot.
„So, meine Herren", der Arzt lächelte, „jetzt werden Sie sicher ruhiger werden."
„Wo ist Sherlock?" fragte Hawk.
Dr. Rabonew winkte mit einer leichten Handbewegung ab.
„Machen Sie sich darum keine Sorgen, Leutnant Hawk, und bitte, unterbrechen Sie mich jetzt nicht mehr."
Er nippte an seinem Glas, schenkte seinen Besuchern noch einmal ein und faltete dann die schmalen, fein-gliedrigen Hände auf der Tischplatte.
„Als ich den Kommandanten zum erstenmal nach seiner Einlieferung untersuchte, begann ich bereits einen Teil der Wahrheit zu ahnen. Ich möchte sagen, glücklicherweise. Oberst Kotranow hatte hohes Fieber, einundvierzigeinhalb Grad.
Außerdem litt er unter Magenkrämpfen. Der Röntgenbefund ergab einen krampfigen Pförtnerverschluß und eine ähnlich geartete Abschnürung des Zwölffingerdarms. Normalerweise hätte ich sofort operiert. Doch da gab es auf den Röntgenfilmen einen winzigen, stabförmigen Fremdkörper. Dieser Fremdkörper schwamm nicht nur in einer Anreicherung von Magensaft, sondern er lebte auch. Deutlich war auf den Filmen der Schatten eines schlagenden Herzens zu sehen.
Unter diesen Umständen verzichtete ich auf eine konservative
Weitere Kostenlose Bücher