0217 - Die Hexeninsel
schweißgebadet. Die Feuchtigkeit hatte sich auf meiner Stirn gesammelt, verdichtet und rann in kleinen, hellen Bahnen gegen meine Augenbrauen, von denen sie aufgehalten wurden.
Kam ich hier noch weg? Oder würde mich hier mein Schicksal ereilen? Dann hörte ich Wikkas Befehl. Dumpf erreichten ihre Worte meine Ohren, als sie Jane Collins zurief: »Töte ihn!«
So etwas wollte die Detektivin hören. Sie beeilte sich noch mehr. Riesengroß tauchte sie vor mir auf, eine teuflische Gestalt jetzt, nur äußerlich war sie noch Jane Collins, innerlich gehörte sie dem Teufel, denn sie hatte ihre Seele an den Satan verloren. Stach sie zu?
»Jane…« Ich krächzte ihren Namen. Und noch einmal: »Jane …«
Sie hörte nicht. Unbeirrbar ging sie ihren Weg, wobei sie so nahe an mich herankommen wollte, daß ich keine Chance mehr hatte. Die Magie wurde stärker. Ich spürte ihren Anprall. Wikka hatte reagiert, sie wollte mich endgültig und für alle Zeiten vernichten. Diesmal gelang es mir nicht mehr, ruhig stehenzubleiben. Ich taumelte ein paar Schritte zur Seite, knickte in den Knien ein und wußte, daß ich nicht fallen durfte, wenn ich am Leben bleiben wollte.
Wie ich den linken Arm hoch bekam, weiß ich nicht mehr, auf jeden Fall sah ich die Hand mit dem Kreuz dicht vor meinen Augen, bewegte den Kopf nach vorn und hörte hinter mir Janes Schrei.
Jetzt hatte sie die richtige Distanz.
In diesem Moment berührte das Silber meine Stirn.
Da wurde alles anders!
***
Suko hatte die Strecke in Rekordzeit geschafft. Er war nicht nur ein ausgezeichneter Motorradfahrer, sondern konnte auch mit dem Bentley umgehen. Als er den Wagen in die Tiefgarage lenkte und auf seinem Stammplatz abstellte, atmete er auf. Die Sorgen allerdings waren geblieben. Der Chinese fragte sich, wie es seinem besten Freund ergangen sein mochte. John war mit dem Krankenwagen gefahren, aber nicht allein, denn Jane Collins war bei ihm.
Eine Jane Collins, die nicht mehr so war wie früher. Der Satan hatte hart und erbarmungslos zugeschlagen. Er hatte sich die Detektivin einfach geholt. Wie leicht das gewesen war, machte Suko nachdenklich, denn er dachte dabei auch an Shao, seine Freundin. Es war durchaus möglich, daß ihr einmal das gleiche passierte, und davor hatte Suko Angst. Wie sollte er Shao schützen? Er konnte nicht die Wohnung verbarrikadieren oder sie in einem Keller verstecken, nein, das wäre ihr auch nicht recht gewesen, die beiden führten ein normales Leben, wenn das Wort normal auch nicht so recht paßte. Aber sie hatten sich an ihre Gegner gewöhnt.
Im Fahrstuhl begegnete Suko einem jungen Pärchen. Von beiden wurde er scheu gemustert. Der Junge hatte seine Arme um die Freundin gelegt, als wollte er damit andeuten, die bekommst du nicht.
Als Suko den Lift verließ, nickte er den beiden zu, die endlich befreit lächelten.
Der Gang war leer. Suko klimperte mit den Schlüsseln. Shao hatte ihn bereits gehört, denn sie öffnete die Tür, als ihr Freund noch draußen stand. »Wie war es?«
Suko hob die Schultern, drückte sich an Shao vorbei und schloß die Wohnungstür.
Die Chinesin hielt seinen Arm fest und drehte Suko herum. Sie schaute ihn an. Auf ihrem Gesicht stand deutlich die Sorge zu lesen, die sie empfand.
»Bitte, Suko, sag mir, wie es war!«
»Schlimm.«
»Ehrlich?«
»Ja.« Suko holte tief Atem. Er löste sich von Shao und ging in den Wohnraum, wo er sich in einen Sessel fallen ließ und die Beine ausstreckte.
Shao nahm ihm gegenüber Platz. Sie wußte, daß sie jetzt nicht mehr fragen sollte, wenn Suko etwas zu sagen hatte, dann würde er von allein damit herausrücken.
Sie hatte sich nicht geirrt. Der Inspektor begann zu sprechen. »Jane hat keine Chance mehr!«
»Wieso Jane?«
Suko schaute auf, lächelte knapp und schlug sich gegen die Stirn. »Entschuldige, du weißt ja überhaupt nicht, was alles vorgefallen ist.« Er berichtete haarklein.
Shao wurde immer blasser und schien sich in den großen Sessel zu verkriechen. »Ist das tatsächlich alles wahr?«
»Leider.«
»Und Jane ist nicht mehr so wie früher?«
»Nein, in ihr steckt der Geist des Rippers. Ein Geist, der im letzten Jahrhundert den Körper eines Mörders angetrieben hat. Ich sehe auch im Augenblick keine Chance, etwas zu ändern.«
»Aber das ist ja schrecklich«, hauchte Shao. »Jane in den Klauen eines anderen, ich kann es nicht glauben.« Sie schüttelte den Kopf, und ihre langen schwarzen Haare flogen.
Suko gab ihr recht. »Es ist kaum zu
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