0217 - Die Hexeninsel
fassen. Wir müssen uns aber mit den Tatsachen abfinden.«
»Was können wir tun?« Diese Frage stellte Shao nach einer Schweigepause.
Suko senkte den Blick. Gleichzeitig hob er die Schultern. »Ich habe keine Ahnung, wirklich nicht.«
»Aber wir können doch nicht untätig herumsitzen.«
»Nein, das nicht.« Suko schlug die Beine übereinander. »Ich will erst einmal sehen, was geschieht, wenn John zurückkommt. Er hat Jane schließlich zur Klinik gebracht.«
Shao schüttelte sich, als hätte jemand Eiswasser über ihren Kopf gegossen. »Klinik«, flüsterte sie. »Wenn ich das schon höre. Jane ist doch keine Geisteskranke.«
»Weißt du eine andere Möglichkeit, oder fällt dir ein besserer Begriff ein?«
»Man darf doch mal laut nachdenken.« Ihre Stimme klang scharf. Suko hatte dafür Verständnis. Erst jetzt spürte auch Shao den Schock, denn sie begann zu begreifen, was das eigentlich bedeutete. Das Sinclair-Team war auseinandergerissen worden. Brutal hatten die Gegner zugeschlagen. Getötet worden war niemand, aber konnte man das andere nicht als ebenso schlimm bezeichnen? Die Chinesin hielt es in ihrem Sessel nicht mehr aus.
Sie sprang hoch und verließ mit hastigen Schritten das Zimmer. Suko sah Tränen in ihren Augen.
Ihm war kaum anders zumute. Er senkte den Kopf und stützte sein Kinn in beide Hände. Dieser Schlag war nicht so schnell zu verkraften. In der letzten Zeit hatten sie Jane schon zurückgehalten, sie war nicht mehr so in den Vordergrund getreten. Sicherheit ging vor, doch nun mußten sie sich eingestehen, daß es umsonst gewesen war. Die andere Seite hatte kalt reagiert und genau abgewartet.
Shao kam zurück. Sie putzte ihre Nase. »Entschuldige«, sagte sie und hob die schmalen Schultern. »Es kam eben alles ein wenig plötzlich für mich.«
»Ich möchte auch am liebsten heulen.«
Shao nahm auf der Lehne neben Suko Platz und legte ihre Hand auf sein Haar. »Ich frage mich natürlich jetzt, wie das alles weitergehen soll«, murmelte sie.
»Eine Lösung weiß ich auch nicht.« Suko war ehrlich. »Also müssen wir uns damit abfinden, daß Jane nicht mehr zu uns gehört - oder?«
»Vorerst ja.«
»Kann man denn nichts tun?«
»John versucht alles. Auch ich werde mich hineinknien. Vielleicht ist etwas durch Tiefenhypnose zu erreichen. Möglicherweise kann ihr jemand den Geist austreiben.«
»Das muß einfach gelingen.«
»Wir wollen es hoffen.«
Plötzlich hatte Shao eine Idee. »Du hast eben Tiefenhypnose gesagt?«
»Ja.«
»Da fällt mir Tanith ein.«
Suko hörte die Antwort, schaute Shao an und lächelte. »Das kann die Lösung sein, Mädchen. Mensch, daß ich darauf nicht gekommen bin. Natürlich, Tanith. Wenn es jemand schafft, dann nur sie. Oder sehe ich das zu optimistisch?«
»Glaube ich nicht.«
»Darüber werden wir mit John reden, wenn er zurück ist.«
»Wann will er denn kommen?«
Suko hob die Schultern. »Kann ich nicht sagen. Er wird sich natürlich um Jane kümmern und ein erstes Gespräch mit den Ärzten haben. Vielleicht in einer Stunde.«
»Ich bleibe solange auf«, erklärte Shao.
»Frag mich mal.«
Sie rutschte von der Lehne. »Da die Nacht noch lang ist, könnte ich uns einen Tee kochen.«
Suko war einverstanden. Shao ging zur Küche und befand sich noch auf dem Weg, als das Telefon klingelte. Fast schmerzhaft schnitt das Geräusch durch die Stille. Die Chinesin blieb sofort stehen und drehte den Kopf, wobei sie den beigefarbenen Apparat anschaute.
»Ob das John ist?« hauchte sie.
»Möglich.«
Suko war schon aufgestanden und schritt auf das Telefon zu. Er hob ab und meldete sich mit ruhiger Stimme. »Ja, Sir, ich bin da.«
Nach dieser Antwort wußte Shao Bescheid. Der Superintendent hatte angerufen. Er war wie immer informiert worden und wollte sich über den Stand der Ermittlungen erkundigen. Suko gab ihm die Auskünfte.
Sir James zeigte sich überrascht. »Ich habe nichts von John Sinclair gehört.«
»Wußten Sie denn, in welche Klinik Jane gebracht werden sollte?« fragte Suko.
»Ja, der Chef der Mordkommission hat mich darüber informiert. Aber bisher sind John Sinclair und Miss Collins dort noch nicht eingetroffen. Ich habe mich bereits erkundigt.«
Suko lief es kalt über den Rücken hinunter, und er schwieg.
»Haben Sie keine Erklärung?«
»Nein, Sir, die habe ich nicht. Möglicherweise ist unterwegs etwas passiert.«
»Ja, das befürchte ich auch. Sie hätten ihn eben nicht allein fahren lassen sollen.«
Suko verzog das
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