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0218 - Generalprobe für einen Mord

0218 - Generalprobe für einen Mord

Titel: 0218 - Generalprobe für einen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Generalprobe für einen Mord
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Tiefbauamtes erwartet ihn am Kanalzugang Ecke Amsterdamer Avenue und W. 57th Street.«
    »Vielen Dank!«
    Ich stürzte mich in die Kleider. Zum Glück hatte ich am Abend den Jaguar vor der Haustür gepärkt. Mit heruntergetretenem Gaspedal zischte ich durch New York.
    Noch während der Fahrt dachte ich darüber nach, warum man den unglücklichen Calhoun so weit außerhalb des 24. Revier-Bezirkes gefunden hatte. Die Stelle lag ein paar Meilen nördlich der Bowery. Auf den ersten Blick war es völlig unerklärlich, was Calhoun in diese Gegend geführt haben sollte. Als wir uns trennten, bearbeitete er den Mord an Sid Krowsky, und wenn irgendetwas eine reine Bowery-Angelegenheit zu sein schien, dann war es dieser Fall.
    Ich fand den Eingang in New Yorks unterirdisches Kanalsystem leicht, denn der Wagen der Mordkommission und einige Streifenwagen der City Polizei standen an der Ecke der Amsterdam Avenue mit der 57th Street. Auch einige Polizisten hatten sich eingefunden.
    Ich wandte mich an den Sergeant, der die Absperrung leitete und zeigte ihm meinen Ausweis.
    »Können Sie mich zum Tatort bringen?«
    »Weiß selbst nicht genau, wo es ist, aber drüben stehen noch einige Leute vom Kanalamt.«
    Er wies auf eine Gruppe von Männern, die neben einem Wagen der Stadtverwaltung von New York standen. Ich forderte einen von ihnen auf, mich hinunterzubringen.
    Der Mann nahm eine schwere Blendlaterne aus dem Wagen, nickte kurz und ging mir voran auf das kleine viereckige Gebäude zu, das die Cops abgesperrt hatten.
    Es war ein niedriger viereckiger Bau, etwa von der Größe einer Litfasssäule. Den Eingang bildete eine schwere Stahltür, die jetzt offenstand. Ich hatte diese fensterlosen Bauten oft genug in den Straßen der Stadt gesehen, ohne mir Gedanken darüber zu machen, sondern hatte sie für Transformatorenhäuser oder Ähnliches gehalten. Jetzt erfuhr ich, dass sie die Eingänge zu New Yorks Unterwelt waren.
    Eine Eisentreppe führte in Windungen nach unten, an senkrechten Schachtmauern entlang, an denen in Abständen Glühlampen in Drahtgehäusen brannten. Die Schritte des Mannes, der mich führte, und meine eigenen dröhnten auf den eisernen Stufen. Die Luft, die von unten heraufwehte, war kühl und feucht und trug einen fauligen, dumpfen Geruch mit sich.
    Die Eisentreppe endete in einem Gang, dessen Decke gewölbt war, und dessen Höhe ausreichte, um einen Mann aufrecht stehen zu lassen. Die Wände und die gewölbte Decke waren gekachelt, aber der Fußboden war betoniert. Allerdings war nur ein Streifen von etwa einem halben Yard Breite auf beiden Seiten entlang der Wände begehbar. In der Mitte verlief ein schmutziger, brauner und manchmal ölig schillernder Bach: die Flut der Abwässer von New York.
    »Passen Sie auf!«, sagte mein Führer. »Der Boden ist glitschig.«
    Ich spürte es, als ich den Fuß auf den Betonboden setzte. Er war von einer dünnen, schmierseifenartigen Schicht bedeckt.
    Auch hier brannten in großen Abständen Glühlampen in Drahtkörben, allerdings an der Decke. Ihr Licht war so dürftig, dass der Kanal in Abständen im Dunkelh lag.
    Ich kann nicht sagen, dass es hier unten stank. Die Luft war nur dumpf und wie mit Gasen geschwängert. Das Abwasser floss rasch, bildete Wirbel und Strudel und stand so hoch, dass es an manchen Stellen über den Rand leckte.
    Da es trübe war wie ein Sumpf, konnte man nichts von seiner Tiefe erkennen. Unwillkürlich drückte ich mich möglichst eng an die gekachelte Wand, aber als ich ausrutschte und mich mit einer Hand gegen die Kacheln stützte, fühlte ich, dass auch sie von der schmierigen Schicht überzogen waren.
    Der Angestellte des Tiefbauamtes bemerkte die Geste des Ekels, mit der ich die Hand zurückzog.
    »Sauber wie in einem Badezimmer ist hier nichts«, sagte er.
    »Kommt das Wasser so hoch?«
    Er nickte. »Klar! Bei jedem Regen schwillt der Bach an, und wenn ein ordentlicher Schauer herunterkommt, steigt er so hoch, dass Sie sich aufs Schwimmen 30 verlegen müssten. In besonderen Fällen ist das Wasser schon bis an die Decke gestiegen, sodass uns die ganzen Glühbirnen weggeplatzt sind, aber das kommt selten vor.«
    Während das Abwasser bis jetzt fast lautlos in seinem Bett geflossen war, hörte ich jetzt ein Rauschen. Auf der gegenüberliegenden Seite klaffte ein Loch in der Kachelmauer. Ein dunkler Schacht gähnte, aus dem sich die trübe Flut in den Hauptkanal ergoss.
    Der Mann schaltete die Blendlampe ein und ließ ihren Schein in den

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