0218 - Generalprobe für einen Mord
Schulter. »Die zweite Tür dort.« Dann schlurfte er in sein Zimmer und zog seine herunterhängenden Hosenträger hinter sich her.
Die Wohnung wurde offensichtlich von mehreren Parteien bewohnt. Ich klopfte an die bezeichnete Tür.
»Wer ist da?«, fragte eine ziemlich schrill klingende Frauenstimme.
»FBI«, antwortete ich. »Öffnen Sie bitte!«
Drinnen blieb es still. Ich zog die Augenbrauen hoch und tastete nach der Smith & Wesson.
»Öffnen Sie sofort!«, verlangte ich.
»Augenblick doch«, rief die Frau. »Ich bin nicht angezogen. Warten Sie doch!«
Eine Bettstelle knackte. Ich hörte das harte Tack-Tack hochhackiger Schuhe. Eine Schranktür wurde aufgerissen und wieder zugeworfen. Das gleiche geschah mit einigen Schubladen. Dann endlich drehte sich der Schlüssel im Schloss. Die Tür wurde geöffnet und Lil Haghert stand vor mir.
Im Grunde genommen bot sie den gleichen Anblick wie Anny Roadfield, nur hatte sie schwarzes Haar und war ein paar Jahre jünger. Auch sie trug einen Morgenrock, und das zerdrückte Bett im Hintergrund des Zimmers bewies, dass ich sie aus dem Schlaf gescheucht hatte.
»Ich bin Jerry Cotton vom FBI. Kann ich hereinkommen, Miss Haghert?«
Wortlos gab sie mir den Weg frei und schloss die Tür hinter mir.
Das Zimmer war ziemlich groß, aber ein Versteck für einen Mann bot es nicht.
»Setzen Sie sich«, sagte die Frau. Ich verzichtete darauf, sondern ging zum Fenster, das nur angelehnt war, öffnete es und sah hinaus. - Nein, auf diesem Weg konnte Monnier nicht im letzten Augenblick geflüchtet sein. Es gab keine Feuerleiter in Fensternähe und ein Sprung hätte ihm Knochenbrüche eingetragen.
»Sie sind eine Freundin von Hedy Lemon?«, fragte ich, strich aber weiter im Zimmer umher.
»Freundin wäre zu viel gesagt. Wir arbeiten im gleichen Nachtklub.«
»Kennen Sie Miss Lemon schon lange?«
»Ungefähr seit zwei Jahren.«
»Ihre Affäre mit Ted Monnier haben Sie also nicht erlebt?«
»Nein«, antwortete sie, aber es klang gepresst.
»Kennen Sie Monnier?«
Wieder antwortete sie mit »Nein.«
Ich blieb vor dem Nachttisch stehen. Die Schublade war nicht vollständig zugeschoben, und ich sah etwas, was meinen Blick fesselte.
»Ihre Freundin hat uns Andeutungen gemacht, die andere Schlüsse zuließen«, log ich. »Wir hatten den Eindruck, als wären Sie augenblicklich die Favoritin des schönen Teddy.«
»Das ist nicht wahr«, rief sie böse.
Mit einem raschen Griff zog ich die Schublade auf und nahm den Gegenstand heraus, dessen matten Schimmer ich gesehen hatte. Es war eine Perlenkette von beachtlichen Ausmaßen.
Lil Haghert unterdrückte mühsam einen Schrei, als sie die Kette in meiner Hand sah.
»Was ist das?«, fragte ich und hielt den Schmuck hoch. »Solche Sachen schenkt ein Mann einer Frau nur, wenn er sehr gut mit ihr befreundet ist, oder… wenn er sie für bestimmte Dienste bezahlen will, zum Beispiel dafür, dass sie ihn vor der Polizei verbirgt.«
Die Frau war geisterhaft blass geworden. Trotzdem behielt sie die Fassung.
»Sehen Sie vielleicht Ted Monnier in diesem Zimmer?«, fragte sie und kam auf mich zu. »Was die Kette angeht, so ist das Modeschmuck. Für vier Dollar und einige Cent in jedem Kaufhaus zu kaufen, und jetzt kann ich ihn wohl zurückbekommen?«
Sie wollte mir die Perlen abnehmen, aber ich wich ihrem Griff aus und steckte die Kette in meine Tasche.
»Ich verstehe zu wenig von Juwelen, um sie als echt oder unecht definieren zu können«, sagte ich freundlich. »Aber wir haben beim FBI ein paar Spezialisten, die auf den ersten Blick feststellen können, ob eine Kette vier oder vierzigtausend Dollar wert ist. - Sie gestatten, dass ich ihnen die Kette zeige, Miss Haghert. Wenn sie wirklich nur vier Dollar gekostet hat, werden Sie sie leicht für einen oder zwei Tage entbehren können. Im anderen Fall werden Sie uns den Mann nennen müssen, der Ihnen das Schmuckstück verehrt hat. - Guten Tag.«
Ich ging an ihr vorbei aus dem Zimmer, und die Treppe hinunter bis auf die Straße. Die unfreundlichen Gentlemen sperrten immer noch die Haustür. Ich verschaffte mir mit meinen Ellbogen Platz und fauchte sie an: »FBI! Trollt euch, aber schnell!«
Das Wort wirkte Wunder. Sie setzten sich augenblicklich in Bewegung.
***
In ziemlichem Tempo ging ich bis zur Kreuzung und bog in die Querstraße ein. Das für den Fall, dass Lil Haghert mir nachsah. Dann wartete ich zwei Minuten und lief rasch zum Haus Nr. 38 zurück.
So leise wie möglich stieg
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