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0218 - Generalprobe für einen Mord

0218 - Generalprobe für einen Mord

Titel: 0218 - Generalprobe für einen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Generalprobe für einen Mord
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ich die Treppe zur zweiten Etage hoch. Die Tür zu der Wohnung stand jetzt offen. Irgendwo pfiff jemand abscheulich falsch die Melodie von Go back to Virginia. Ich legte die Hand auf die Klinke von Lil Hagherts Tür und drückte sie auf.
    Die Frau war nicht mehr im Zimmer. Der Morgenrock lag in einer Ecke; die Tür des Kleiderschrankes stand offen.
    Rasch lief ich zum Flur zurück.
    Es war ausgeschlossen, dass Lil Haghert das Haus verlassen haben konnte. Die Zeitspanne reichte dazu nicht aus. Sie musste sich noch in dem Bau befinden. Langsam stieg ich die Treppen zu den oberen Etagen hinauf.
    Das Haus hatte fünf oder sechs Etagen. Ich habe sie nicht gezählt. Jedenfalls war ich schon ziemlich weit oben, als ich das harte Aufschlagen ihrer Absätze hörte. Sehr eilig kam sie die Treppe herunter.
    Sie sah mich, als wir uns auf wenige Stufen Abstand gegenüberstanden. Sie erschrak und schrie laut und gellend auf.
    Mit einem Satz war ich bei ihr, presste ihr eine Hand auf den Mund und zischte sie an: »Seien Sie ruhig! Sagen Sie mir sofort, wo er ist. Zum Henker, vergessen Sie nicht, dass er ein Mörder ist!«
    Ich schüttelte sie nicht gerade sanft, löste aber die Hand von ihrem Mund.
    »Reden Sie! In Ihrem eigensten Interesse.«
    »Auf… dem Dach!«, stammelte sie.
    Ich stieß sie zur Seite und tobte los. Es war nicht meine erste Jagd in einem dieser alten Bauten. Ich weiß ganz gut darin Bescheid. Ich fand den Aufgang zum Flachdach sofort.
    Die flachen Dächer der Häuser in der Bowery sind mit allerhand zusätzlichen Buden und Verschlagen versehen, die im ursprünglichen Bauplan nicht vorgesehen waren. Der eine von den Mietern mag sich einen Stall für seine Kaninchenzucht errichtet haben; der andere hat einen Schlag für Tauben gebaut; und der dritte hat sich aus Brettern und Dachpappe einfach eine Bude gezimmert, in der er mit seinen Freunden ungestört eine Party feiern konnte.
    Es wurde Zeit, die Smith & Wesson in die Hand zu nehmen, aber ich verzichtete darauf, das Dach zu untersuchen, sondern rannte sofort zum Rand nach der Hofseite hin.
    Meine Vermutung stimmte. - Tief unter mir, ungefähr in der Höhe der dritten Etage turnte ein Mann an der Feuerleiter abwärts. Lil Hagherts Schrei hatte Ted Monnier gewarnt.
    Ich legte eine Hand an den Mund.
    »Stehenbleiben, Monnier!«, brüllte ich hinunter.
    Er warf den Kopf in den Nacken, und ich sah das weiße Oväl seines Gesichtes, aber das dauerte nur eine Sekunde. Dann kletterte er mit größerer Hast weiter.
    Ich hob die Smith & Wesson und feuerte. Ich sah, wie der Mann beim Knall des Schusses zusammenzuckte, aber er gab nicht auf.
    Ich hatte absichtlich vorbeigeschossen, und nach jedem Polizeireglement der Welt hätte ich jetzt nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht gehabt, gezielt zu schießen, aber ich habe es noch nie fertiggebracht, einen Gangster kaltblütig abzuknallen. Von hier oben war es unmöglich, Monnier nur zu verwunden, und wenn ich wirklich Glück hatte, nur seinen Arm zu erwischen, so hätte er sich beim Sturz das Genick gebrochen.
    Ich drehte um, stürzte ins Treppenhaus und raste die Treppen hinunter. Leider kam ich nicht gut vorwärts. Der Schuss hatte die Bewohner aus ihren Zimmern gelockt. Sie standen mir im Weg. Ich rannte einen Mann um und brüllte die anderen an, sie sollten sich zur Hölle scheren. Trotzdem verlor ich kostbare Sekunden, und als ich die Straße erreichte und durch die Toreinfahrt in den Hof stürzte, War von Monnier nichts mehr zu sehen. Ich hätte die Nase eines hochgezüchteten Hundes haben müssen, um auf Anhieb in dem Häusergewirr der Bleeker Street seine Spur wiederzufinden.
    Ich rannte in den nächsten Laden, riss den Hörer vom Telefon und rief den Streifendienst der City Police an.
    »Schickt mir ein Dutzend Streifenwagen in die Bleeker Street«, sagte ich. »FBI-Einsatz. Sperrt die Parallel- und die Querstraßen ab! Es handelt sich um Ted Monnier. Seine Beschreibung steht in den Fahndungsbüchern.«
    Es dauerte genau vier Minuten, bis der erste Streifenwagen heranrauschte, aber es verging eine volle Viertelstunde, bis die Absperrung stand. Wenn Monnier nicht wie eine Ratte in dem Loch sitzen blieb, in das er sich im ersten Schreck verkrochen haben mochte, so war das Zeit genug für ihn, um sich aus dem Staub zu machen.
    Zusammen mit drei Cops begann ich, systematisch die Häuser der Straße und der anderen Straßen abzukämmen. Es war eine mühselige Beschäftigung, die Stunden in Anspruch nahm, und sie

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