0218 - Grauen in der blauen Stadt
wieder erweckt zu werden.
Jetzt war Plutons Schatten da, und dieser Schatten reichte aus…
Aber die gequälten Seelen wollten nicht länger Sklaven des Dämons sein. Sie wollten alles daran setzen, ihre Freiheit zurück zu gewinnen.
Der Knochenmann betrat das Haus, das so verblüffend einem neuzeitlichen Hotel glich - und damals auch eines gewesen war. Den beiden Geländewagen mit den platten Reifen schenkte er nur einen kurzen Blick. Primitive Menschentechnik… veraltet, museumsreif… Seine Zivilisation war einst viel höher entwickelt gewesen.
Aber gab es sie heute noch? Oder war sie untergegangen?
Er ging hinunter in den Keller. Er ging, um das zu holen, was er benötigte, die Entscheidung zu erzwingen. Schon am Nachmittag hatte er es tun wollen, aber dann waren die Eindringlinge viel zu früh ausgerechnet in dieses Haus gekommen. Er hatte sich nicht zeigen wollen, um den Überraschungseffekt nicht zu zerstören, und war deshalb lieber geflohen.
Dann aber stand er vor der blauen Stahltür und strahlte seinen Gedankenbefehl ab, der die Tür zum öffnen zwang.
Er trat ein.
Aber vergeblich wartete er auf das aufflackemde blaue Licht, das aus den Wänden kam. Alles blieb dunkel.
Da glühten seine Augen auf. Lichtstrahlen geisterten durch den großen Raum.
Kalte Furcht packte den Dunkelblauen.
Staub… Staub überall! Die großen Maschinen existierten nicht mehr! Sie waren zerfallen, aufgelöst, zerpulvert! Fingerdick lag der feine, aber heimtückische Staub auf dem Boden.
»Wer hat das getan?« fragte das Skelett. »Bei Merlin, wer hat das getan?«
Langsam sah er sich um, leuchtete mit den Helligkeitsstrahlen aus seinen Augenhöhlen die Halle aus. Aber von den Maschinen existierte nichts mehr, nur noch der Staub. Auch der siebeneckige Bildschirm und das Schaltpult davor waren zerfallen. Die Sessel existierten nicht mehr.
Alles vernichtet…
»Barbaren!« heulte der Knochenmann. »Warum? Warum ist das alles zerstört worden?«
Er ahnte nicht, daß unbewußt er und seine Gefährten diese Zerstörung hervorgerufen hatten, weil sie mit ihrer Geisterkraft verhinderten, daß die Wiedergabe scharf erkennbar wurde! Damit hatten sie den Machinen entgegengearbeitet, waren stärker als diese gewesen und hatten darüber alles vernichtet…
Aber da sah er in dem Staub drei Anzüge liegen. Drei weiße Kampfanzüge, die unzerstörbar waren und das Staub-Infemo überstanden hatten.
Einen griff er heraus und zog ihn an. Sofort fühlte er, wie ihn neue Kraft durchñoß.
Anzüge dieser Art hatten vor Jahrtausenden Wesen seiner Art getragen, wenn sie, vom Silbermond aus dem Sonnensystem der Wunderwelten kommend, fremde Dimensionen und Welten betraten.
Silbermond-Druiden…
Gibt es sie noch? fragte sich der Dunkelblaue. Oder ist ihr Reich so zerfallen wie diese Maschine, die Druiden einst mitbrachten, als die Stadt entstand?
Knochenhände glitten in die Falttaschen des weißen Kampfanzugs und fanden, was sie suchten.
Ohne daß seine Skelett-Gestalt sich veränderte, war der Dunkelblaue wieder das, was er vor Jahrtausenden war: Ein Druide! Und in seinen Augenhöhlen flackerte es im Schockgrün der weißen Magier vom Silbermond.
Da wußte er, daß er den Dämon besiegen konnte, auch wenn ihm ein großer Teil seiner einstigen Fähigkeiten verlorengegangen war. Er würde ein letztes mal kämpfen, um den seinen die Freiheit zu geben.
Im nächsten Moment gab es ihn im Keller nicht mehr.
Der Knochenmann im weißen Overall hatte einen Schritt nach vorn getan und war spurlos verschwunden.
Der zeitlose Sprung brachte ihn an sein nächstes Ziel. Tief lag es in seiner Erinnerung verankert, so daß er sich kaum zu konzentrieren brauchte.
Er befand sich jetzt dreißig Meter über den Dächern der blauen Stadt auf einem Felsplateau.
Existierte die Höhle noch?
Ja! Er sah sie vor sich und konnte eindringen.
Und als er sie betrat, nahm er Erinnerungen in sich auf. Erinnerungen, die in die Höhle gespeichert waren. Erinnerungen, die nicht die seinen waren, weil sich das, was er jetzt sah, nach seinem körperlichen Tod abgespielt hatte.
Er sah…
***
Die Erbauer der blauen Stadt wurden dahingerafft. Pluton, der Dämon des Feuers, vernichtete sie und bannte ihre Seelen in Staub und Stein. Selbst die starke Weiße Magie des Silbermondes konnte sie nicht vor ihrem grausamen Schicksal bewahren, denn in jener Zeit war Pluton noch von ungeheurer Macht erfüllt. Und mit einem hinterhältigen Trick traf er jene vom Silbermond
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