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0218 - Grauen in der blauen Stadt

0218 - Grauen in der blauen Stadt

Titel: 0218 - Grauen in der blauen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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diesmal tiefer ein als zuvor, aber auch hier fand er nichts. Nichts, nichts, nichts. Wußte sie etwa nicht, in welcher Gesellschaft sie sich befand?
    »Wer ist der Dämon?« fragte er plötzlich und ließ trotz fehlender Stimmbänder die Worte durch einen magischen Trick laut hörbar werden. »Was weißt du von ihm? Warum ist er gekommen? Was will er von uns?«
    Bestürzt sah sie ihn an.
    »Dämon? Von was für einem Dämon redest du? Laß mich gehen, sofort!«
    In einer menschlich wirkenden Bewegung schüttelte der Dunkelblaue seinen Schädel.
    »Du weißt nicht, daß einer vor euch ein Dämon ist?« fragte er. »Du kennst ihn nicht?«
    »Es gibt keine Dämonen! Gib mich frei, du Ungeheuer!« stieß sie hervor. »Was hast du mit mir vor? Mich irgendwelchen Götzen opfern?«
    Er trat ein paar Schritte zurück.
    »Nein«, sagte er und wandte sich abrupt ab. Die Frau mußte wirklich harmlos sein. Aber warum hielt sie sich dann in Gesellschaft des Mannes auf, der Plutons Schatten trug?
    Um so nötiger, dachte der Dunkelblaue, ist es, daß wir ihn vernichten, damit er nicht noch mehr Unschuldige in seinen Bann schlägt, ohne daß sie es ahnen! Und darüber hinaus - erst, wenn es ihn nicht mehr gibt, können wir endlich, nach so vielen Jahrtausenden, wieder frei sein!
    Die anderen, die Körperlosen, dachten es mit ihm durch seine Gedanken und kamen zur gleichen Entscheidung wie er. Und sie alle spürten den Schatten des Dämons immer näher kommen, direkt auf die Falle zu.
    Der Dunkelblaue wußte, daß ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Er eilte davon, das zu holen, was er suchte. Jetzt bot sich ihm die Gelegenheit. Aber er hatte nicht mehr viel Zeit…
    ***
    »Ich sehe das Haus«, sagte Monica. »Das Haus, in dem Susan gefangengehalten wird.«
    »Wo?« fragte Davies erregt. »Welches?«
    Das Mädchen winkte ihn zum Mauervorsprung der Seitenstraße. »Auf der rechten Seite«, sagte sie. »Das zwölfte Haus ist es. Aber ich kann außer ihr niemanden in dem Gebäude entdecken.«
    Davies zählte ab. »Das Haus mit der breiten Vortreppe?«
    »Ja…«
    »Wie wollen wir vorgehen?« fragte Nicole.
    »Vorsichtig«, sagte Zamorra. »Sehr vorsichtig. Wo stecken die Skelette, und wie viele sind es?«
    »Wir können es nicht genau sagen. Es sind mehr als zwei Dutzend, aber sie sind in der Nahe und doch nicht hier. Und etwas überlagert sie ein wenig. Ein paar tausend anderer Gedankenströme. So, als gäbe es außer den Skeletten noch andere Wesen.«
    »Die Bösen, die die Knochenleute in uns sehen wollen!« stieß Davies hervor. Zamorra hatte ihm von den verschiedenen Überlegungen erzählt, die er allein oder mit den Freunden angestellt hatte.
    Monica widersprach. »Dafür ähneln sich die Muster doch zu sehr. Sie sind miteinander verwandt…«
    »Vielleicht«, warf Nicole ein, »stehen die Skelette unter der Knute der Dämonen, ohne daß es ihnen selbst bewußt wird. Sie halten das deshalb für gut und alles andere für böse…«
    »Spekulation!« wehrte Zamorra ab.
    »Sind denn die anderen Vermutungen mehr als Spekulationen?« wollte Nicole wissen.
    Zamorra verzichtete auf eine Antwort; es gab Wichtigeres als diese Streitfrage. »Wir bleiben auf jeden Fall zusammen«, sagte er. »Und wir werden auch nicht die Straße benutzen, sondern die Hinterhöfe. Wenn die Skelette eine Falle aufgestellt haben, dann hier an der Straße. Himmel, Mädchen, könnt ihr sie denn nicht entdecken?«
    »Sie sind da und doch nicht da«, wiederholte Monica Uschis Aussage von vorhin, die dadurch auch nicht klarer wurde.
    »Dann los. Dort zwischen zwei Häusern hindurch. Die Häuser abzählen, das zwölfte ist es. Und lautlos! Nach allen Seiten sichern!«
    Er huschte davon. Die anderen folgten ihm.
    Warum, fragte sich Zamorra, empfinde ich in diesem Moment keine Furcht? Ich müßte vor Angst vor dem unsichtbaren, versteckten Gegner fast vergehen, und doch läßt es mich irgendwie kalt… bin ich überhaupt noch ein normaler Mensch?
    Du bist der Meister des Übersinnlichen, glaubte er die Antwort des Amuletts zu vernehmen.
    ***
    Der Anführer der Dunkelblauen erreichte sein Ziel in erstaunlich kurzer Zeit. Er kannte die Stadt besser als die Eindringlinge, denn er hatte schon als Lebender in ihr gewohnt… bis eines Tages Pluton kam. Mit Pluton war der Tod gekommen. Der Tod für alle, aber es war kein wirklicher Tod gewesen. Denn die Seelen der Gemordeten lebten weiter, waren an die blaue Stadt gefesselt und mußten darauf warten, eines Tages von Pluton

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