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0219 - Das Grab im Korallenriff

0219 - Das Grab im Korallenriff

Titel: 0219 - Das Grab im Korallenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Er hätte das in seiner etwas flatterhaften Art bestimmt schon vergessen.
    »Ich habe eben mal versucht, Hilfe herbeizufunken!« erzählte Professor Zamorra, während sie wacker zulangten und die Nahrungsmittel langsam, aber sicher vom Tisch verschwanden. »Der komplette Funkverkehr ist lahm.«
    »Daran ist Väterchens Sparsamkeit schuld!« sagte Carsten. »Kapitän Porter hatte längst gemeldet, daß die Funkanlage dringend überholungsbedürftig ist. Aber Väterchen wollte die Reparatur aus Steuergründen ins nächste Jahr verschieben. Jetzt haben wir den Salat!«
    »Bleibt uns also nur noch, den Kahn in Eigenregie in den Hafen zu steuern«, war Zamorras Schlußfolgerung. »Aber wer von uns kann das? Denn Hilfe können wir nicht herbeifunken.«
    »Ich!« sagte Michael Ullich selbstbewußt.
    »Du???!!!« kam es wie aus einem Mund.
    »Klar!« rief der ehemalige Versicherungsagent fröhlich. »Ich habe irgendwann mal auf dem Chiemsee den Segelschein gemacht und alle Bände von Forresters ›Kapitän Hornblower‹ gelesen. In Seglerkreisen behauptet man, daß man danach sogar eine Brigg kommandieren könne. Ich weiß schon eine Vorderbrahmrahe vom Besanmasten zu unterscheiden, und auch der Unterschied von Mars- und Klüversegel ist mir ein Begriff!«
    Professor Zamorra und Carsten Möbius starrten ihn an wie Sextaner, die ihren Lateinlehrer soeben einen Text von Cicero im Originaltext hersagen hörten.
    »Mensch, Micha! Alter Seeräuber!« japste Carsten Möbius. »Wenn das wahr wäre… !«
    »Es gibt nichts, was ein deutscher Soldat nicht kann!« sagte Michael Ullich seinen Wahlspruch noch einmal voller Emst. Und dann übernahm er auch schon das Kommando.
    »Carsten, du kennst dich sicher am besten mit der Technik aus. Sieh zu, ob du mit dem Antrieb im Maschinenraum etwas anfangen kannst. Nimm nötigenfalls Zamorra dabei zu Hilfe! Der hat die Gabe, sich in alles reindenken zu können. Ich übernehme im Moment das Ruder, daß ich bisher nur festgebunden habe, damit wir leidlich auf Kurs geblieben sind. Wenn ich rufe, kommt ihr sofort an Deck. Dann muß einer von euch ans Steuer, denn ich fürchte«, er wies nach oben, wo die Spitzen der schlanken Masten sich im Blau des Himmels zu verlieren schienen, »daß keiner von euch in die Wanten entern möchte!«
    Zamorra und Carsten nickten zustimmend.
    »Es könnte nötig sein, umgehend Segel zu reffen, denn das Wetter soll in diesen Breiten sehr unbeständig sein!« sagte Ullich wie ein alter Fahrensmann, den der Wind mindestens ein Dutzend Mal um Kap Hoorn getrieben hat. »Daher müßt ihr sofort kommen, wenn ich rufe. Ist das klar?«
    »Ay, ay, Sir!« grinste Carsten Möbius, und Zamorra brummte ein »Oui, Monsieur Capitain!«
    »Dann los! Wegtreten!« kommandierte Ullich mit der Liebenswürdigkeit eines Obermaats. »Ach, übrigens«, rief er ihnen nach, als sie bereits in Richtung Maschinenraum verschwanden, »backbord ist links, und steuerbord ist rechts, ihr Landratten!«
    Ein wütendes Gebrüll war die Antwort, und die Flüche hätten jeden Bootsmann zu Tränen gerührt.
    »Na, aus euch mache ich noch richtige Seeziegen!« brummte Michael Ullich vor sich hin, während er im Kompaßhaus die Instrumente überprüfte und mit einigen Handgriffen am Steuer das Schiff wieder auf Kurs brachte.
    Der Bug der ULYSSES schwenkte in die Richtung, aus der sich das Motorboot mit Nicole und den beiden Mädchen näherte.
    Aber dazwischen war das Motorboot mit der Gang des Patriarchen.
    ***
    »Der Mann ist unzweifelhaft verloren!« stellte Manuelito gefühllos fest. »Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann die Haie zuschnappen!«
    Gespannt beobachteten die Banditen, wie der Körper des Mannes nach oben trieb, ohne ein Anzeichen von Leben zu geben. Nur die Luftblasen aus dem Atemgerät zeigten an, daß der Tod sein Opfer noch nicht geholt hatte.
    Geschmeidig, fast anmutig, umkreisten ihn die schlanken Körper der Haie. Aber nur der Befehl aus der Tiefe hielt die gefürchteten Räuber der Meere von ihrem Opfer noch fern.
    »Santa Madonna, steh ihm bei!« murmelte einer der Männer, die ihren Blick nicht von dem furchterregenden Schauspiel lösen konnten.
    »Da - er schafft es! Er schafft es!« klang es plötzlich.
    Und wirklich: Unmittelbar neben dem Boot war Fred Pounder aufgetaucht. Langsam kehrte sein Geist zurück. Es waren mehr Reflexe als vom Verstand gesteuerte Aktion, als seine Hände nach der Bordwand griffen.
    In diesem Moment wuchs Domingo Sanchez, der Mulatte, über sich

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