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022 - Der Sarg der tausend Tode

022 - Der Sarg der tausend Tode

Titel: 022 - Der Sarg der tausend Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Wort«, bemerkte McGuire. »Scheint nicht sprechen zu können.« Zu Clarke gewandt, sagte er: »So, Kamerad. Setz dich. Setz dich!« Er drückte den Blinden auf einen Stuhl nieder.
    »Furchtbar, wie seine Augen aussehen«, sagte Ethel.
    »Er ist ein armes Schwein. Mir tut niemand mehr leid als ein Blinder. Wenn man nur einen Arm oder ein Bein hat, geht das noch, aber wenn du nichts mehr siehst, nee… Also wirklich, nee. Das ist für mich das Schlimmste.«
    »Woher kann der Mann kommen?« fragte Ethel.
    »Vielleicht ist er aus irgendeinem Blindeninstitut abgehauen.«
    »Kennst du hier in der Nähe ein Blindenheim?«
    »Nein. Sieh mal im Telefonbuch nach.«
    Ethel tat es, aber sie fand kein Heim. Sie forderte ihren Mann auf, nachzusehen, was der Blinde in seinen Taschen trug. Sie hoffte, Roy würde Papiere finden.
    Der Gärtner legte alles auf den Tisch, was er aus Clarkes Taschen holte. Einen Hartgummikamm, einen Schlüsselbund, eine Geldbörse mit fast zweihundert Pfund, alte Kinokarten, einen quittierten Kassenbon. Aus.
    Roy McGuire füllte die Taschen des Blinden damit wieder.
    »Was nun?« fragte seine Frau.
    »Irgendwie müssen wir ihn loswerden«, meinte McGuire.
    »Aber wie? Wir können ihn nicht auf die Straße führen und ihn einfach seinem Schicksal überlassen, Roy.«
    »Denkst du, so etwas würde ich tun?« Der Gärtner massierte nachdenklich seine Nase. »Er redet nichts. Vielleicht hat er einen Schock erlitten.«
    »Dann muß ihn sich Doc Allyson ansehen«, sagte Ethel.
    Ihr Mann schnippte mit dem Finger. »Genau das wollte ich auch gerade sagen. Jawohl, Doc Allyson muß her. Er wird zwar keine große Freude haben, wenn wir ihn zu dieser späten Stunde aus dem Bett holen, aber da kann man nichts machen. Ruf ihn an, Ethel.«
    Die Frau eilte zum Telefon und wählte die Nummer des Hausarztes. Allyson meldete sich mit verschlafener Stimme, nachdem es mindestens zehnmal bei ihm geläutet hatte.
    »Doktor, hier ist Ethel McGuire«, sagte die Frau aufgeregt.
    Der Arzt verstand ihre Aufregung falsch. »Ist etwas mit Ihrem Mann, Mrs. McGuire?«
    »Nein, dem geht es gut, Doktor.« Ihr Bericht sprudelte so schnell aus ihr heraus, daß ihr Doc Allyson nicht folgen konnte. Er bat sie, zu wiederholen, was sie gesagt hatte, und, wenn möglich, etwas langsamer.
    Ethel McGuire hatte Mühe, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Allyson versprach, sofort zu kommen, und legte auf. Roy McGuire betrachtete den Blinden kopfschüttelnd.
    »Daß er keine Papiere bei sich trägt.«
    »Hast du denn immer welche bei dir?« fragte Ethel.
    »Nein. Vielleicht hat er irgendwo draußen seine Brieftasche verloren«, meinte der Gärtner. »Ich seh’ mal nach.«
    »Ich komme mit.«
    »Solltest du nicht besser hierbleiben?«
    »Er läuft nicht weg. Außerdem ist mir der Mann irgendwie unheimlich.«
    »Unsinn. Er ist ein armer Teufel. Der tut keiner Fliege was zuleide. Der ist froh, wenn ihm keiner was tut.«
    Ethel schlüpfte in eine Steppjacke und begleitete ihren Mann. Mit einer lichtstarken Handlampe versuchten sie den Weg zu finden, den der Blinde gegangen war.
    Zehn Minuten lang suchten sie, ohne eine Brieftasche zu finden.
    Da nun bald Doc Allyson eintreffen würde, kehrten sie ins Haus zurück, und dort erlebten sie eine unliebsame Überraschung.
    Der Blinde war verschwunden.
    ***
    Mr. Silver versetzte der Peugeot-Tür einen ärgerlichen Stoß.
    Verflucht noch mal, welche Entscheidung sollte er nun treffen? Es war wohl nicht ratsam, hier auf Tony Ballards Rückkehr zu warten, während Fystanat so schwer in der Klemme steckte.
    Wenn Tony nicht zurückkehrte, mußte er, Mr. Silver, eben versuchen, Fystanat allein herauszuhauen. Damit Tony, falls er später hier eintraf, aber Bescheid wußte, wollte ihm der Ex-Dämon eine Nachricht unter den Scheibenwischer klemmen.
    Mini-Kugelschreiber und Mini-Notizblock waren am Armaturenbrett befestigt. Mr. Silver öffnete den Wagenschlag wieder und beugte sich in das Fahrzeug.
    Zufällig blickte er dabei auf die Windschutzscheibe. Vielleicht war es auch die Bewegung, die seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Er sah einen Mann.
    Zuerst glaubte er, es handelte sich um einen Betrunkenen, doch dann erkannte er, daß der Mann blind war und völlig ohne Orientierung umherirrte. Der Ex-Dämon zog sich aus dem Fahrzeug zurück und ging dem Blinden entgegen.
    Er fing den Mann ab. Der Blinde erschrak, und Mr. Silver spürte etwas, das ihn sofort mißtrauisch machte. Der Ex-Dämon konnte sich des Eindrucks nicht

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