022 - Der Sarg der tausend Tode
geschafft hatte, mit seinen fünf Gegnern fertigzuwerden, nahm er an, daß sein Freund sich jetzt in Errol Lindsays Haus befand.
Folglich brauchte Tony seine Hilfe. Der Ex-Dämon stieg aus, eilte um das Fahrzeug herum, setzte sich ans Steuer und fuhr los.
***
Er lag im Keller der Ruine und war nicht in der Lage, sich zu bewegen, obwohl er nicht gefesselt war. Die lähmende Magie sorgte dafür, daß Fystanat nur sehen, denken und fühlen, sich aber nicht regen konnte.
Seine Ankunft auf der Erde hatte er sich anders vorgestellt. Daß ihn hier gleich die erste Gefahr voll erwischen würde, hätte er nicht gedacht. Es mußte vorzeitig durchgesickert sein, daß er sich dem
»Weißen Kreis« anzuschließen gedachte, und so hatte die Gegenseite Gelegenheit, sich auf seine Ankunft vorzubereiten.
Fystanat dachte an seinen Freund Pakka-dee, den er vielleicht nicht wiedersah. Dabei hatten sie so große Pläne geschmiedet, damals noch, in der Welt des Guten.
Und nun liege ich hier, dachte Fystanat bitter, und kann mich nicht rühren, fühle mich mehr tot als lebendig und werde von diesen verfluchten Ratten bewacht.
Die Nager hockten in seiner Nähe und ließen ihn nicht aus den Augen. Ihr Gift lähmte auch das Zentrum seiner übernatürlichen Fähigkeiten, die er dadurch nicht wieder aktivieren konnte.
Oh, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, hätte er diese widerlichen Monsterratten mit einem gleißenden Elmsfeuer vernichtet. Aber das Zentrum war gesperrt.
Noch wußte Fystanat nicht, wer verhindert hatte, daß er zum
»Weißen Kreis« stieß, aber er war sicher, daß das nicht mehr lange ein Geheimnis bleiben würde.
Etwa zehn Meter von ihm entfernt stand ein schwerer, klobiger Silbersarg, dessen Deckel geschlossen war. Fystanat wußte nicht, ob sich jemand in dem Sarg verbarg oder ob die silberne Totenkiste für ihn bestimmt war.
Auch das würde sich bald aufklären. Der Mann aus der Welt des Guten war traurig, denn er hatte sich viel vorgenommen, und würde nun nichts von all dem realisieren können.
Der dumpfe Hall von Schritten drang an sein Ohr. Jemand hatte den Ruinenkeller betreten und kam nun langsam auf Fystanat zu.
Gespannt wartete der Gefangene.
Er hörte das gemeine Lachen eines Mannes, und einige Sekunden später stand Metal, der Silberdämon, vor ihm. Ein kraftstrotzender Hüne mit gewelltem Haar und scharfgeschnittenen Gesichtszügen.
Er blickte Fystanat mit seinen perlmuttfarbenen Augen verächtlich an. »Da liegst du nun und fragst dich, wie’s weitergeht«, höhnte Metal. »Ich nehme an, du weißt, wen du vor dir hast.«
»Ja, du bist Metal.«
»Mein Name hat in den Dimensionen des Schreckens einen guten Klang.«
»Ich kenne viele deiner unrühmlichen Taten«, sagte Fystanat frostig.
Metal lachte. »Ich kann verstehen, daß du mit dem nicht einverstanden bist, was ich tue. Wir unterscheiden uns zu sehr voneinander. Du stehst auf der Seite des Guten, ich genau gegenüber. Du bist ein Dummkopf, ich nicht.«
»Wieso bin ich ein Dummkopf?«
»Wußtest du nicht, daß du hier Schwierigkeiten kriegen würdest?«
»Nein.«
»Es rissen sich mehrere Dämonen um den Auftrag, dich abzufangen. Schließlich hat die schwarze Macht mir diese Aufgabe übertragen. Ich hätte nicht gedacht, daß es so leicht sein würde, dich unschädlich zu machen. Bisher brauchte ich noch nicht einmal einen Finger zu rühren. Was geschah, war alles das Werk meiner Freundin Arma. Ich muß sagen, sie hat ihre Sache gut gemacht, findest du nicht auch?«
Metal grinste. Er kostete seinen Triumph voll aus.
Nach einer kleinen Pause sagte er: »Du wirst sterben, Fystanat, das ist dir doch wohl klar. Es wäre ein großer Fehler, einen Mann wie dich am Leben zu lassen. Du hattest heute mal Pech, aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß du gefährlich bist. Wir dezimieren die Zahl unserer Feinde, wo wir können.«
»Das tun auch wir«, sagte Fystanat.
»Ja, aber mit weit weniger Erfolg«, tönte Metal.
»Das bestreite ich.«
Metal wies auf die silberne Totenkiste. »Hast du den Sarg schon gesehen? Er wartet auf dich. Wie du dir denken kannst, ist das kein gewöhnlicher Sarg, sondern etwas ganz Besonderes. Die Behauptung trifft im wahrsten Sinne des Wortes zu, daß es dieser Sarg in sich hat. Sein Inneres ist gespickt mit unzähligen Stacheln, ähnlich wie die eiserne Jungfrau. Zum Unterschied davon sind die Silberstacheln mit schwarzer Magie geladen, die jedes Leben vernichtet und gleichzeitig dafür sorgt,
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