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022 - Der Sarg der tausend Tode

022 - Der Sarg der tausend Tode

Titel: 022 - Der Sarg der tausend Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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wiederzukriegen. Wie oft habe ich ihm gesagt, ein Mann soll sich vor der Ehe erst mal so richtig austoben. Er hörte mir andächtig zu, zog los, um seine ersten Erfahrungen zu sammeln, geriet an Ginger – und aus war’s.«
    »Vielleicht kommt er selbst noch zur Einsicht«, meinte Ethel.
    »Diese Hoffnung kannst du begraben. Er ist ja ganz verrückt nach dem Mädchen. Ich gebe zu, sie ist recht hübsch, aber andere Mütter haben doch auch schöne Töchter, verflixt noch mal. Muß es unbedingt Ginger Holloway sein?«
    »Anscheinend ja«, sagte Ethel.
    Roy McGuire zuckte die Schultern. »Tja, unser Leben ist es nicht, das der Junge versaut. Es ist seins.«
    »Was sagst du zu Gingers Mutter?« wollte Ethel hören.
    »Meine Güte, ist das eine verschrobene Gewitterziege. Und was für verzopfte Ansichten die hat. Man könnte meinen, sie stammt aus dem vorigen Jahrhundert. Die Frau ist so alt wie wir, ist aber kein bißchen modern und hat überhaupt keinen Schwung. Ehrlich gesagt, man könnte mit ihrem Mann beinahe Mitleid haben. Bei denen ist bestimmt Weihnachten öfter.« Roy McGuire lachte schallend. Er legte seine Hand auf das Knie seiner Frau und massierte es. »Da ist es bei uns beiden ganz anders, was? Aktiv wie eh und je. Und ich gedenke das bis ins hohe Alter zu bleiben, mein Schatz.«
    Er nahm die Hand zurück, weil er sie zum Drehen des Lenkrads brauchte. Stark schlug er ein und ließ den Wagen in eine finstere Einfahrt rollen. In der Mitte brachte er den Vauxhall zum Stehen.
    »So«, sagte er. »Da wären wir wieder. Sagen wir, es war nichts.«
    »Das Übel an der Geschichte ist, daß Ginger bereits eine eigene Wohnung hat und der Junge zu ihr gezogen ist«, meinte Ethel, während sie ausstieg.
    »Tja, damit kriegt sie ihn allabendlich natürlich noch besser in den Griff, unseren naiven Dummkopf. Ach, was soll’s. Wir müssen es nehmen, wie’s kommt. Wir brauchen uns keine Vorwürfe zu machen. Was wir tun konnten, um dem Jungen die Augen zu öffnen, haben wir getan. Wenn er sich dennoch unbedingt anrennen möchte, ist das seine Sache.«
    Sie gingen ins Haus, das die Nordfront ihres Gärtnereibetriebs begrenzte. Ethel machte im Schlafzimmer Licht und zog sich aus.
    Als sie im schwarzen Unterhemd vor dem Spiegel stand und in ihrem Haar die Klammern suchte, trat ihr Mann hinter sie, umfaßte sie, drückte sie fest an sich, küßte ihren Nacken und flüsterte: »Bis ins hohe Alter…«
    Da stieß Ethel plötzlich einen schrillen Schrei aus. Ihr Mann mußte denken, sie habe den Verstand verloren. Ihr Gesicht verzerrte sich, die Augen weiteten sich vor Entsetzen.
    »Roy!« schrie sie, und sie zitterte furchtbar. »Da! Da! Am Fenster! Ein Mann! Ein blinder Mann!«
    ***
    Roy McGuire sah das Gesicht ebenfalls. Es wirkte fahl, und die Augen waren nur große weiße Kugeln. »Verdammt, wie kommt der denn mitten in der Nacht hierher?« preßte McGuire aufgeregt hervor.
    Der Blinde schlug mit flachen Händen gegen das Fenster.
    »Er schlägt uns die Scheibe ein!« rief Roy McGuire. »Schnell, Ethel, zieh dir was über. Ich hol’ ihn herein!« Erst danach fiel dem Gärtner ein, daß der Blinde seiner Frau nichts weggucken konnte.
    Ethel fischte ihren Morgenrock, der hinter der Schlafzimmertür hing, vom Haken und zog ihn an, während ihr Mann aus dem Haus eilte. Er lief auf dem Traufenstein und erblickte den Blinden, der immer stärker auf die Scheibe klopfte.
    »Hören Sie auf damit!« rief Roy McGuire. »Schlagen Sie doch nicht unser Fenster kaputt, Mann! Ist ja schon gut!«
    Er erreichte den Blinden. Es war Henry Clarke. Seit ihn Tony Ballards Ring getroffen hatte, existierte die Verbindung zwischen ihm und Arma nicht mehr. Sie lenkte ihn nicht mehr.
    »Ist ja schon gut«, sagte McGuire noch einmal. Er griff nach den Armen des Blinden. Der Mann erschrak. »Haben Sie keine Angst«, sagte McGuire besänftigend. »Niemand will Ihnen etwas tun.«
    Er zog Clarke vom Fenster weg. Der Mann schien nicht nur blind zu sein, sondern auch stumm und taub. Und möglicherweise war auch sein Geist verwirrt, denn Roy McGuire bekam auf die vielen Fragen, die er dem Fremden stellte, keine einzige Antwort.
    Der Gärtner kratzte sich am Hinterkopf. »Junge, was mache ich denn bloß mit dir? Du sagst mir nicht, wie du heißt, woher du kommst, wo du wohnst… Na, komm erst mal mit.«
    Er führte den Blinden in sein Haus. Ethel erwartete ihn mit gespannter Miene. Sie biß sich auf die Lippe und musterte den Fremden aufgeregt.
    »Er sagt kein

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