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022 - Die wandelnde Tote

022 - Die wandelnde Tote

Titel: 022 - Die wandelnde Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Mensch zum Trinkbecher griff, wenn er Durst verspürte.
    Kaum hatte Navok seinen Geist auf die Reise geschickt, da zuckte er wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Ein unangenehmes Gefühl streifte durch seinen Kopf, als ob ihm jemand zerstoßenes Glas ins Ohr pusten würde. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, was vor sich ging. In seiner unmittelbaren Nähe war ein geistiges Kräftemessen zu spüren. Der Ursprung lag in dem seltsamen Helm, den Aruula trug. Etwas Anmaßendes, Dominierendes ging von ihm aus, als wollte er den freien Willen der Barbarin unterdrücken.
    Navok verstand nicht, was hier vor sich ging.
    Aber er spürte instinktiv, dass er handeln musste. Er ließ das Gewand fallen und langte nach der silbernen Haube, doch Aruula tauchte geschickt unter ihm weg.
    Der Nosfera wurde von ihrer Schnelligkeit überrascht, setzte aber sofort nach. Mit beiden Händen packte er den Helm, um ihn fort zu schleudern - doch das verdammte Ding ließ sich nicht von Aruulas Kopf herunter reißen. Er saß plötzlich wie festgewachsen.
    Navok versuchte seine behandschuhten Finger mit aller Kraft unter den Rand zu drängen, da schnellte die Barbarin vor ihm in die Höhe.
    In ihrer Rechten glänzte ein Metallstab, den sie in einer flüssigen Bewegung auf Navok richtete. Aus der Spitze schossen grelle Blitze hervor, die sich schmerzhaft in seine Brust bohrten. Der Energiestoß war so stark, dass er durch die Luft geschleudert wurde. Navok versuchte sich mit den Händen abzufangen, doch seine Muskeln verweigerten ihm den Dienst.
    Er war gelähmt.
    Jeder Möglichkeit beraubt, den Aufprall abzumildern, krachte er auf den begrünten Asphalt. Die lederne Kapuze rutschte durch den Sturz nach hinten. Sonne fiel auf seine empfindliche Haut. Navok wollte aufschreien, doch seine Stimmbänder gehorchten nicht mehr.
    Aruula beugte sich schweigend zu ihm hinab. Sie drückte den Stab auf sein rechtes Schulterblatt und versetzte ihm einen weiteren, intensiveren Stoß. Ein Netz aus weißblauen Energielinien umtanzte die Lederkutte. Sein Oberkörper bäumte sich auf. Es fühlte sich an, als würde man ihm glühende Eisen in den Leib rammen und herumdrehen. Die Folter schien eine Ewigkeit zu dauern, dann ließ Aruula endlich wieder von Navok ab.
    Lähmung und Schmerzen blieben.
    Navok konnte aus seiner Froschperspektive erkennen, wie die Barbarin das silberne Gewand aufnahm. Mit ungelenken Bewegungen schlüpfte sie hinein. Das Material war so dehnbar, dass es mühelos auch über ihre Stiefel glitt. Sie zupfte den seltsamen Stoff zurecht, nahm die Umhängetasche des Fremden auf und befestigte ihr Schwert am Gürtel. Ohne ein Abschiedswort wandte sie sich um und ging davon.
    Navok blieb hilflos auf dem Boden liegen, den sengenden Strahlen der Sonne ausgesetzt.
    Seine durchscheinenden Augenlider waren nicht in der Lage, die Pupillen vor der gleißenden Helligkeit zu schützen. Wütend versuchte er sich aufzurichten, doch er konnte nicht einmal mit dem kleinsten Muskel zucken. Er war vollständig gelähmt, doch sein Schmerzempfinden war intakt. Er konnte deutlich spüren, wie seine Haut unter der direkten Sonneneinwirkung Blasen zu werfen begann. Röchelnd versuchte er den Kopf in den Schatten zu drehen, doch es klappte nicht.
    Resigniert gab Navok auf. Zur Bewe- gungslosigkeit verdammt wartete er auf seinen Tod.
    ***
    Solan war nach dem Wechselbad der Gefühle völlig verschwitzt. Erst hatte ihn eisiger Schrecken gepackt, weil er den Kampf verloren hatte, dann Begierde beim Anblick der nackten Barbarin und schließlich grenzenlose Freude, als ihm seine Sensoren die PSI-Fähigkeiten der Wilden anzeigten. Dank ihrer besonderen Empfänglichkeit für Neurowellen war es Solan gelungen, in der Barbarin den Wunsch zu wecken, den Helm aufzusetzen. Sobald die Neuropole direkten Kontakt zu ihren Rezeptoren hatten, konnte er ihrem Körper seinen Willenaufzwingen.
    Angespannt scheuchte er sie nun durch die Straßen, diesmal auf direktem Weg zu Subplymouth II. Von jetzt an durfte Solan keinen Fehler mehr machen oder er war geliefert. Immer wieder blendete er die Geländekarte ein, um den aktuellen Standort des neuen Trabanten zu lokalisieren. Gut dreißig Minuten lang krallte er sich vor An- spannung in seinen Stuhllehnen fest. Erst als Helm und mobile Funkrelais den Stadtbereich verlassen hatten, wagte er durchzuatmen.
    Solan verlangsamte das Tempo, um den Trabanten nicht vorzeitig zu verausgaben. Die Mission war gerettet, auch wenn er seinen Vorgesetzten

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