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022 - Die wandelnde Tote

022 - Die wandelnde Tote

Titel: 022 - Die wandelnde Tote
Autoren: Bernd Frenz
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einiges erklären musste. Aber vielleicht konnte er den kleinen Unfall zu seinen Gunsten umbiegen! Bisher hatte ihnen noch nie ein telepathisch begabter Trabant zur Verfügung gestanden! Möglicherweise eignete sich diese Barbarin sogar in besonderem Maße für ihre Außenmissionen. Und auch sonst war sie ein interessantes Forschungsobjekt. Solan hatte nie zuvor eine so schöne Frau gesehen - dazu noch splitternackt!
    Obwohl der Wissenschaftler wusste, dass ihm die Hormone einen Streich spielten, rief er sich ihren Anblick zurück ins Gedächtnis. Seine persönlichen Wunschfantasien wurden durch die Erinnerung auf Äußerste beflügelt. Kein Wunder, schließlich waren in ihrer kleinen Community alle Partnerschaften schon seit Jahrzehnten vergeben. Ab und zu signalisierte ihm zwar eine der liierten Frauen, dass sie Interesse an einer Affäre hatte, doch obwohl achtzigjährige Technos noch recht attraktiv waren, wünschte Solan sich lieber eine Gefähr- tin in seinem Alter.
    Wer bist du? Und was machst du in meinem Kopf? Die Stimme klang wütend, aber auch verwirrt und etwas ängstlich.
    Solan wäre vor Schreck fast aus dem Stuhl gesprungen. Verdammt, die Telepathin war viel widerstandsfähiger als die anderen Trabanten. Er durfte nicht noch mal in der Konzentration nachlassen, sonst entwischte sie ihm womög- lich.
    Nachdem er wieder alles unter Kontrolle hatte, drang Solan vorsichtig in das Gedächtnis der Wilden. Er wollte unbedingt mehr über sie erfahren, wissen, wie sie hieß.
    Aruula, schoss ihm die Antwort durch den Kopf. Ein Lächeln flog über Solans Lippen. Das war ein schöner Name. Sofort feuerte er weitere Fragen auf sie ab. Die Antworten verblüfften ihn. Er stieß auf Gedankenfragmente über einen Air Force Piloten aus der Vergangenheit, und auf einen Krieg, den die Communities London und Salisbury gegen ein Nordlandvolk geführt hatten.
    Der Wissenschaftler hätte Aruulas Angaben gerne überprüft, doch die CF-Strahlung ließ nur eine zeitweilige Funkverbindung mit den weiter östlich liegenden Communities zu. Solan hatte aber wenig Zweifel am Wahrheitsgehalt. Trabanten waren nicht in der Lage, ihren User zu belügen. Selbst wenn die beschriebenen Ereignisse niemals stattgefunden hatten, so bestand kein Zweifel daran, dass Aruula zumindest glaubte, sich an sie zu erinnern.
    Allein ihre vielfältigen Kenntnisse über moderne Technik waren für eine primitive Oberflächenbewohnerin äußerst bemerkens- wert.
    Solan ließ Aruula schneller gehen.
    Wenn sie sich beeilte, konnte sie in einer Stunde das Portal von Subplymouth II erreichen. Dann blieben ihm noch siebzig Minuten, bevor Helen Askin zur Ablösung kam. Genug Zeit, um das Unternehmen Lebenszeichen allein durchzuziehen. Solan knetete nervös, seine feingliedrigen Finger. Sein Entschluss stand fest. Er würde dem Wink des Schicksals folgen und die Außenmission mit dem neuen Trabanten selbst durchführen.
    Seltsamerweise widerstrebte es Solan, Aruula als Trabanten zu bezeichnen. Er hatte die Barbarin selbst gefangen, sie gesehen, ihre Gedanken gespürt. Das war etwas anderes als die OBs, die von den Greiftrupps mit Waffengewalt rekrutiert wurden.
    Aruula war zweifellos etwas Besonderes. Mit ihrer Hilfe konnte er vielleicht so erfolgreich sein, dass ihm der Wissenschaftsrat alle Fehler vergab und sogar eine Belobigung aussprach.
    Natürlich barg sein Alleingang auch die Gefahr, dass er sich noch tiefer in den Schlamassel ritt, doch Solan war bereit dieses Risiko einzugehen. Er hatte sowieso schon ein halbes Dutzend Bestimmungen gebrochen. Wenn jetzt noch etwas schief ging, kam es auf ein paar Tage Dunkelhaft mehr oder weniger auch nicht mehr an.
    ***
    Aruulas Körper war mit einem dünnen Schweißfilm bedeckt, als sie ihr Ziel erreichte. Sie hatte die letzten Ruinen von Plymeth schon vor einiger Zeit hinter sich gelassen; nun blickte sie auf einen stählernen Komplex, dessen einzelne Gebäudeteile durch externe Stahlrohr- leitungen eng miteinander verbunden waren. Zwei große Schornsteine, die das zugewucherte Gebilde wie Wachtürme flankierten, verstärkten den Eindruck einer dunklen Festung.
    Eine Fabrik von Sandor Chemicals, einem weltweit führenden Chemiekonzern - vor dem Einschlag von »Christopher-Floyd«.
    Die Barbarin konnte mit dieser Information nicht viel anfangen, aber sie gewöhnte sich langsam an die Kommentare, die von Zeit zu Zeit in ihrem Kopf erklangen. Obwohl sie die Kontrolle über ihren Körper verloren hatte, registrierte ein
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