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022 - Ich der Vampir

022 - Ich der Vampir

Titel: 022 - Ich der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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unerklärlicher Furcht wurde Panik. Es gab Augenblicke, da glaubte er, erstarrt zu sein; da besaß er keine Herrschaft über den Wagen. Er riss den Fuß vom Gas, und kämpfte mühsam gegen diese lähmende Starre an.
    Es gab keinen Zweifel, dass es die Sonne war. Sie machte ihn blind und taub und steif und lähmte für Augenblicke selbst seine Gedanken.
    Katalin hatte recht: Es war die Sonne! O mein Gott, wie höllisch sie war! Wie konnte jemand diese Glut ertragen!
    Der Verkehr wurde dichter, und mehrmals entging er um Haaresbreite dem sicheren Tod – aufgerüttelt von den wilden Hupsignalen entsetzter Autofahrer.
    Vick erkannte, dass er so nie das Rasthaus erreichen würde. Er brauchte schützende Dunkelheit. Er musste sich irgendwo verkriechen.
    Eine Ausfahrt tauchte vor ihm auf. Erleichtert aufatmend scherte er aus. Die schmale Straße führte abwärts zwischen die sonnenbeschienenen Hügel. Der Schatten war wie eine Erlösung von höchster Qual. Aber er reichte nicht aus.
    Der Wald links und rechts war verlockend düster. Hier konnte er unterkriechen. Ein Karrenweg zweigte von der Straße ab.
    Der Manta tauchte in das dämmrige Grün. Vick fühlte, wie er auflebte, wie die Lähmung sich löste.
    Er wich vom Weg ab und fuhr ein Stück zwischen die Bäume hinein, soweit es Platz und Bodenbeschaffenheit gestatteten. Dann stellte er den Motor ab und sank erschöpft gegen das Lenkrad. Irgendwie hatte er das Gefühl, von den Toten auferstanden zu sein. Auch machte sich die Nacht ohne Schlaf bemerkbar. Er konnte nur mühsam die Augen offen halten.
    Er schlief, bevor er noch dazukam, darüber nachzudenken, was geschehen war.
     

     
    Schreie weckten ihn.
    Sie konnten aus keiner großen Entfernung kommen, denn er hörte sie deutlich durch das nur einen Spalt offene Wagenfenster.
    Es waren die Schreie eines jungen Mädchens. Gleich darauf stieß ein Mann Schmerzensschreie aus und fluchte. „Verdammte Kanaille. Halt die Krötefest, Freddie!“
    Ein zweiter sagte: „Sei nicht so grob mit ihr!“
    „Schnauze! Halt sie fest!“ wies ihn der andere zurecht.
    Gleich darauf schrie das Mädchen wieder durchdringend.
    Vick erkannte, dass er sich nicht rühren konnte. Er hatte die Augen einen Spalt offen, und begann nach und nach ein wenig von seiner Umwelt wahrzunehmen. Das Licht war schwächer geworden, aber es musste noch Tag sein.
    Sosehr er sich auch anspannte – und die Schreie des Mädchens spornten ihn zu größter Anstrengung an – er vermochte nicht einen. Muskel zu bewegen. Er war gelähmt. Entsetzen fasste ihn. Er bäumte sich auf, aber sein Körper reagierte nicht. Nach einer Weile hielt er resigniert inne.
    Vergeblich versuchte er sich abzukapseln, seine Ohren zu verschließen. Schließlich lauschte er grimmig den Vorgängen da draußen – offenbar in seiner unmittelbaren Nähe. Hatten sie ihn tatsächlich noch nicht entdeckt – oder seine Starre und Hilflosigkeit längst erkannt? Vermutlich nicht.
    Erneut brüllte das Mädchen auf – ein Schrei, der schrill und spitz am höchsten Punkt der Qual abbrach und in eine Serie gebrochener kehliger Schreie überging. Vick fühlte, wie sich jedes seiner Haare einzeln sträubte.
    „Verdammt, du bringst sie um!“ erscholl die tiefe Stimme dieses Freddie.
    „Na wenn schon, dann ist das widerspenstige Luder wenigstens still. Ich schwör dir, sie wird nicht mehr treten. Na, wie gefällt dir das, meine Kleine?“ Die letzten Worte waren in höhnischer Erregung gesprochen.
    Gleich darauf begann das Mädchen wieder zu schreien.
    Darüber die wütende Stimme Freddies: „Hör auf!“ Und ein dumpfer Schlag.
    Die Stimme des anderen: „Bist du verrückt geworden?“
    Freddie: „Ich will sie haben! Aber nicht halbtot! Ich bin kein Ghul wie du.
    Und du rührst sie nicht mehr an, bis ich mit ihr fertig bin!“ Die Stimme klang drohend, und sie verfehlte ihre Wirkung auf den anderen nicht, denn er murrte: „Mach schon, es wird gleich dunkel.“
    „Na und?“
    Das Gespräch der beiden Männer wirkte umso gespenstischer, da es von einem steten Schluchzen und Wimmern des Mädchens begleitet war.
    Dann schien sich Freddie an ihr zu schaffen zu machen, denn ihre Abwehr wurde wieder lauter. Sie begann zu betteln, aber das kümmerte ihn offenbar wenig. Nach einer Weile, als sie wieder zu schreien anfing, knurrt er: „Sei still. Mach das beste draus!“
    Und tatsächlich verstummte sie. Dann war es längere Zeit sehr still, und Vick brauchte keine große Phantasie, um sich

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