022 - Jagt die Satansbrut
letzten Besuch her kannte.
»Ja. Er ruht sich aus.«
Dorian runzelte die Stirn. Das alles kam ihm sehr seltsam vor. Er hob die Koffer wieder auf und folgte der Frau. Sie öffnete eine Tür. Ein kunstvoll verzierter Stiegenaufgang führte ins erste Stockwerk. Im Haus war es unnatürlich still. Nur das Knirschen ihrer Schuhe war zu hören. Ilse zeigte Coco ihr Zimmer, dann Dorian das seine.
»Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn Herr Rosqvana Sie empfangen wird«, sagte Ilse und stieg die Stufen hinunter.
Dorian sah ihr mit zusammengekniffenen Augen nach. Irgend etwas stimmte mit dem Mädchen nicht. Als es verschwunden war, packte er Cocos Arm und zog sie in sein Zimmer. Er holte die Zigarettenschachtel heraus und steckte zwei Zigaretten an. Eine gab er Coco. »Was ist mit dieser Ilse?« fragte Dorian.
Coco setzte sich aufs Bett und inhalierte den Rauch tief. »Sie ist verändert«, sagte sie nachdenklich.
»Ich habe den Eindruck, als würde sie unter dem Einfluß eines Dämons stehen.«
Coco nickte. »Genau. Hier hat sich einiges seit meinem letzten Besuch geändert. Spürst du nicht auch die Ausstrahlung des Bösen?«
Dorian schüttelte den Kopf. »Nein, das nicht. Aber ich fühlte mich unbehaglich hier.«
Coco stand auf. »Ich glaube, daß uns Gefahr droht. Ich fürchte, daß wir in eine Falle gelaufen sind.«
»Wo befindet sich der Drudenfuß?«
»Im Keller.«
»Hm«, meinte Dorian nachdenklich. »Wenn wir wirklich in Gefahr sind, dann sollten wir möglichst rasch verschwinden. Aber ich will den Drudenfuß erst an mich nehmen.«
»Gehen wir lieber.«
»Führ mich in den Keller, Coco!«
Sie hob resigniert die Hände; sie wußte nur zu gut, wie stur Dorian sein konnte.
Der Dämonenkiller öffnete die Tür und horchte. Noch immer war alles ruhig im Haus. Er trat in den Korridor hinaus, und Coco folgte ihm. Geräuschlos huschten sie die Treppe hinunter. In der Diele blieben sie stehen. Coco wandte sich um und ging auf eine Tür zu. Sie drückte die Klinke nieder, doch die Tür ließ sich nicht öffnen.
Dorian schob Coco zur Seite und holte sein Spezialbesteck aus der Tasche. Das Schloß war ziemlich einfach zu öffnen. Er brauchte kaum eine halbe Minute, dann schwang die Tür auf.
Eine dunkle Wendeltreppe führte in die Tiefe. Der Dämonenkiller suchte nach einem Lichtschalter, fand ihn und drückte ihn nieder. »Komm schon, Coco!« sagte er ungeduldig.
Sie stand noch immer in der Diele. Sie hatte die Augen halb geschlossen und schien einer unsichtbaren Stimme zu lauschen. Ihre Nasenflügel blähten sich. Zögernd trat sie neben Dorian, der die Tür schloß.
»Was ist?«
»Ich spüre ganz deutlich die Ausstrahlung eines starken Dämons, und das bedeutet Gefahr für uns. Wir sollten …«
»Ich will den Drudenfuß«, sagte Dorian grimmig und lief die Wendeltreppe hinunter.
Am Fußende lag ein kleiner leerer Raum. Eine schmale Tür stand halb offen. Der Dämonenkiller öffnete sie ganz und blieb überrascht stehen. Der Raum war mit alten kostbaren Möbeln angefüllt. In Vitrinen lagen alte Waffen, Schmuckstücke und kleine Statuen. Die Wände waren mit Bildern und Gobelins bedeckt.
»Da muß es noch einen zweiten Eingang geben. Diese Möbel können unmöglich über die Wendeltreppe heruntergebracht worden sein.«
Coco nickte. »Aber den zweiten Eingang kenne ich nicht. Rosqvana hat mich immer über die Wendeltreppe heruntergeführt.«
»Und wo ist der Drudenfuß?«
»Im nächsten Raum.«
Dorian ging rasch zwischen den Kästen und Truhen hindurch. Im Vorbeigehen sah er sich die ausgestellten Waffen an. Es befanden sich einige prachtvolle Stücke darunter. Ritterschwerter aus dem 13. Jahrhundert lagen neben Hellebarden aus dem 16. Jahrhundert.
Er trat in den Nebenraum und blickte sich um. Das Zimmer war quadratisch. Ein riesiger, wundervoller Teppich bedeckte den Parkettboden. An den Wänden hingen Faustfeuerwaffen, Dorian hatte selten zuvor eine so umfangreiche Sammlung von Pistolen und Revolvern gesehen. In der Mitte des Zimmers stand ein kleines Tischchen mit einer Glasvitrine darauf.
Dorian kam rasch näher. Jeder Zweifel war ausgeschlossen. In der Vitrine lag der goldene Drudenfuß, den er als Juan de Tabera einmal besessen hatte.
»Ist er es?« fragte Coco.
Dorian nickte und atmete rascher. Langsam streckte er die rechte Hand aus und beruhte die Vitrine. Er suchte nach dem Verschluß und fand ihn.
»Es kommt jemand!« rief Coco unterdrückt.
Dorian drehte sich blitzschnell um. Seine Hand
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