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022 - Schreie aus dem Sarg

022 - Schreie aus dem Sarg

Titel: 022 - Schreie aus dem Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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mir!« Sie gab ihrer Stimme Festigkeit. Ihre
Wangenmuskeln zuckten, und ihre Augen schossen Blitze. Dennoch wich Claudine
noch einen Schritt zurück. Weiter ging es nicht mehr. Das alte Metallbett
begrenzte ihren Rückzug.
    » Ich werde schreien !«
    Der Afrikaner lachte leise. »Ja, Sie werden schreien. Aber wer wird Sie
hören? Die Herrschaften sind ausgeflogen, und es ist kaum damit zu rechnen,
dass sie heute noch zurückkommen. Fremde werden Ihre Schreie nicht hören,
Mademoiselle! Im Umkreis von sechs Kilometern wohnt kein Mensch! Wer also
sollte Sie hören?«
    Claudine fühlte, wie aller Mut und alle Selbstsicherheit dahinschwanden wie
der letzte Schneerest unter den warmen Strahlen der Frühlingssonne.
    Der Schwarze gab ihr zu verstehen, dass sie sich dem Sarg nähern sollte.
»Sie wollten doch Madame einen Besuch abstatten, nicht wahr?«
    Ein eigenartiger Unterton, den sie nicht begriff, schwang in der Bemerkung
mit.
    Die beiden anderen Schwarzen, die bisher reglos zwischen Sarg und Couch
gestanden hatten, schoben den etwas verrückten Deckel weiter auf die Seite,
hoben ihn schließlich ganz herunter und legten ihn neben den Sarg.
    »Sehen Sie sich Madame an!«
    Claudine schluckte. Sie brachte es nicht fertig, einfach stehenzubleiben.
Sie musste in den Sarg sehen. Und dann schrie sie wirklich, wie es ihr
prophezeit worden war ...
    Vor ihr lag nicht Madame Simonelle – sondern
die tote Charlene Simonelle !
    Sie war unfähig, ein Wort über ihre Lippen zu bringen. Ihr Schrei verhallte
und fing sich in den Ritzen der Mauern und Dachbalken, die teilweise durch den
Deckenverputz ragten.
    Aber dann war da noch etwas anderes, was sie weitaus mehr entsetzte. An dem
kaum merkbaren Heben und Senken der kleinen Brüste Charlene Simonelles wurde
ihr bewusst, dass das Mädchen im Sarg gar nicht tot war!
    »Was geht hier vor?«, stammelte sie. Sie wollte zurückweichen, doch die
Hände des hinter ihr stehenden Guinesen schoben sie wieder nach vorn.
    »Wir mussten aufkreuzen, weil ein gewisser Dr. de Freille angefangen hatte,
uns ins Handwerk zu pfuschen. Nachdem alles plangemäß über die Bühne lief, wäre
es ihm fast gelungen, Verwirrung zu stiften. Er hat mit seinen Drogen und
Giften eine gefährliche Situation heraufbeschworen und diesen völlig
umgestalteten Körper durcheinandergebracht. Kurz vor Ihrem Eintreffen konnten
wir ein Präparat injizieren, das die Rauschmittel unwirksam macht. Wir erwarten
einen Erfolg, da wir ziemlich genau herausfinden konnten, welche Mittel Dr. de
Freille angewandt hat. Und Sie werden – ohne dass dies zunächst vorgesehen war
– zu einem Versuchsobjekt werden, an dem wir bemessen können, ob die
Vorbereitungen und alle Schwierigkeiten, die wir auf uns nehmen mussten, nicht
umsonst waren!«
    Der Körper der jungen Charlene spannte sich plötzlich, als würde
elektrischer Strom durch ihre Glieder geleitet werden.
    Ihre Lippen öffneten sich, und der schaurigste und gellendste Aufschrei,
den Claudine jemals gehört hatte, hallte durch die dämmrige Dachkammer, dass
die Luft erzitterte.
    Es waren die gleichen Schreie, die ihr während der letzten beiden Nächte
die Ruhe geraubt hatten!
    Sie war unfähig, sich von der Stelle zu bewegen. Es war, als ob sie am
Boden klebte.
    Charlene Simonelle richtete sich auf. Ihre blonden, ungeordneten Haare
rutschten über ihre Schultern und berührten ihre bloßen Brüste. Ihr verzerrtes
Gesicht wurde zu einer abschreckenden Maske. Die Augen waren unnatürlich weit
aufgerissen.
    Plötzlich erklangen wimmernde, stöhnende Laute, die wie im Krampf ihrer
Kehle entrannen.
    »Sie erlebt den Alptraum immer wieder«, kam es wie ein Hauch über die
Lippen des Schwarzen, der gebannt das Schauspiel verfolgte, das nun abrollte.
»Sie kann die Nacht in den Reihen der Gnamous nicht vergessen. Ihre Nerven wurden bis an die Grenze ihrer
Leistungsfähigkeit strapaziert, ihr Geist spaltete sich, er sieht die
feindliche Umwelt nur noch verschwommen. Sie selbst sieht sich ständig als
Spiegelbild und fühlt ihren mit zahlreichen gefiederten Pfeilen bespickten
Körper. Die Spitzen dieser Pfeile berühren ganz bestimmte Nervenpunkte,
schalten sie aus und unterbrechen bestimmte Bewusstseinsfunktionen, die
normalerweise vorherrschen. Trugbilder werden vermittelt. Diese Trugbilder
halten auch bei Tage an, wenn der Körper scheinbar in einen totenähnlichen
Schlaf sinkt. Es ist eine ewige Geißel, ein ewiger, nie enden wollender
Alptraum ...«
    Claudine wollte den Blick

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