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022 - Schreie aus dem Sarg

022 - Schreie aus dem Sarg

Titel: 022 - Schreie aus dem Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hieß.
    Philipe Simonelle richtete sich stöhnend auf und rieb seinen dröhnenden
Schädel, in dem ein ganzer Bienenschwarm zu summen schien.
    Die Umrisse der Umgebung schälten sich langsam aus einer zerfließenden
Welt. Er erkannte mit einem Mal jedes Stück wieder.
    Mühsam kam er auf die Beine. Er fühlte sich noch ein wenig unsicher, als er
zum Barschrank wankte, aber nachdem er sich einen Scotch eingegossen hatte,
schienen seine Lebensgeister wieder voll in Aktion zu treten.
    Irgendetwas jedoch fehlte in seiner Erinnerung. Er suchte vergebens. Da war
ein großes Loch ...
    Durch die breiten Fenster blickte er hinaus in den dunklen Park. Sein Park!
Er befand sich in seinem Haus. Und es war Abend. Rundum finster. Oder ließen
nur seine Augen ihn im Stich?
    Er rief nach Claudine. Doch das Mädchen gab keine Antwort.
    Mein Gott, es wird dunkel, fiel es ihm plötzlich ein, und er drehte sich
abrupt herum. Er musste hoch in die Dachkammer und Charlene die Ketten anlegen.
    Wie aus weiter Ferne hörte er das Telefon. Es dauerte eine volle Minute,
ehe er begriff, dass er abheben musste. Seine Reaktionen waren noch langsam,
beeinträchtigt durch irgendetwas, das ihm noch immer nicht bewusst geworden
war.
    Er meldete sich mit dumpfer, rauer Stimme.
    »Ich kann Ihnen helfen, Monsieur Simonelle«, sagte der Sprecher am anderen
Ende der Strippe. Er hatte eine markante Stimme.
    »Helfen? Mir? Warum?«
    »Es geht um Charlene und um Ihren Sohn Jean-Pierre.« Es war, als ob ein mit
Wolken bedeckter Himmel plötzlich aufriss.
    » Wer sind Sie? Was wollen Sie von
mir?«, stieß er hervor.
    »Ihnen helfen, ich sagte es schon. Ich bin der einzige, der es kann! Sie
müssen mir vertrauen! Mein Name ist Doktor Solifou Keita.«
     
    ●
     
    Larry Brent stand hinter dem Vorhang, als der Totenwagen vorfuhr.
    Monsieur Gerard Luison öffnete die Tür. Zwei Männer und ein Polizist in
Zivil traten ein.
    Luison hatte vor einer Stunde von der örtlichen Polizeibehörde die
Mitteilung erhalten, dass man seine Tochter gefunden hätte. Ein anonymer
Anrufer hatte der Polizei mitgeteilt, dass die tote Nanette Luison in einer
Lehmhütte am Rande der Stadt läge.
    Gemeinsam mit dem Amerikaner und zwei hohen afrikanischen Beamten hatte man
sich zu der Stelle begeben. In der Hütte stand ein Sarg – wie Luison ihn
bereits kannte. Ein gleiches Exemplar befand sich in seinem Haus. Die Täter
hatten offenbar ihren ursprünglichen Plan fallen lassen, die Tote in einer
stillen Nacht ins Haus und in den bereits dort vorhandenen Sarg zu schleppen.
    Die Anwesenheit Larry Brents spielte dabei eine nicht unbedeutende Rolle.
    Dennoch fühlten sie sich sicher und waren so überzeugt von ihrer Mission,
dass sie die Dinge weiter forcierten.
    Larry Brent und Gerard Luison hatten das Eintreffen des Totenwagens an der
Lehmhütte abgewartet, als der finanzstarke Franzose bestätigte, dass der
Leichnam in der Hütte tatsächlich der seiner Tochter war.
    Nanette Luison wurde auf den ausdrücklichen Wunsch des Vaters ins Haus
gebracht.
    Luison wechselte mit dem Beamten ein paar kurze Worte. Der Afrikaner zog
den Franzosen auf die Seite und meinte: »Sie bestehen also darauf, Ihre Tochter
die nächsten Tage noch im Haus zu behalten? Ihre erste Reaktion in der alten
Lehmhütte haben Sie demnach noch nicht revidiert?«
    »Nein!« Luison schüttelte den Kopf. »Ich habe bestimmte Gründe.«
    »Wir kennen diese Gründe«, antwortete der Beamte. »Ich muss Sie aber noch
mal darauf hinweisen, dass Sie damit ein großes Risiko auf sich laden.«
    »Ich glaube nicht daran.«
    Der Schwarze schluckte. »Ich bin Christ«, sagte er leise. »Aber ich bin
auch Afrikaner, und ich weiß, dass es im Dschungel noch immer geheimnisvolle
Bräuche und Riten gibt, die in den Naturreligionen unserer Vorväter ihren
Niederschlag finden und heute noch weiterleben. Wenn Sie aus dem Fenster Ihres
Hauses sehen, erblicken Sie einen gepflegten Boulevard, moderne Straßen und
Häuser, Autos und andere Zeugen moderner Technik. Das 20. Jahrhundert umgibt
Sie, aber nur wenige Kilometer von hier entfernt beginnt der Busch, und dort
geschehen auch heute noch Dinge, die geeignet sind, einem das Blut in den Adern
gefrieren zu lassen. Beerdigen Sie Ihre Tochter bald, Monsieur, ehe noch
größeres Unheil geschieht!« Die letzten Worte sagte er so leise, dass gerade
Luison sie noch verstehen konnte.
    »Ich werde meine Entscheidungen treffen, wann es mir passt!« Er wandte sich
ab und forderte die beiden Schwarzen

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