022 - Schreie aus dem Sarg
gingen sofort auf sie zu. Gerard Luison war der erste.
Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete Larry Brent die Reaktionen. Nanette
war noch etwas schwach auf den Beinen. Sie sah sich benommen um, aber in ihr
Gesicht war ein Hauch von natürlichem Rot zurückgekehrt.
»Wenn Sie etwas zerstören, Keita«, warnte X-RAY-3 noch einmal, »denken Sie
daran, dass ich immer einen Schritt neben Ihnen stehe!«
Keita passte sich der Zwangsrolle an, in die man ihn gesteckt hatte.
Er machte Nanette Luison den Hof und tanzte mit ihr.
Luison wartete einen günstigen Moment ab, um seiner Tochter Larry Brent
vorzustellen. Larry vergaß diese Situation in seinem ganzen Leben nicht mehr.
Er tanzte mit Nanette. Sie ließ sich wunderbar führen. Nichts war mehr da,
das an ihren schauerlichen Zustand erinnerte.
Hier war sie unter fröhlichen Menschen, hier wurde ein Fest gegeben – das
vor zwei Tagen auf unnatürliche Weise seinen Abbruch gefunden hatte.
Keita erhielt wenig später den Wink, sich zurückzuziehen. Er verabschiedete
sich formell. Das wirkte ganz natürlich. Es gab keine Fragen, kein Wieso und
Warum.
X-RAY-3 hielt in dieser Nacht sehr engen Kontakt mit Nanette Luison.
»Es ist ein herrliches Fest, das Lasalle arrangiert hat. Man fühlt sich in
seinen Gesellschaften sehr wohl.« Larry lächelte. »Ich hoffe, dass ich dieses
Kompliment auch auf mich beziehen kann.« Sie standen auf dem Balkon und
blickten hinab auf das weite, hellerleuchtete Conakry.
Nanette gab das Lächeln zurück. »Auch in Ihrer Gesellschaft fühle ich mich
wohl, ja.« Er legte den Arm um ihre Schultern.
»Eine schöne Stadt«, flüsterte sie.
Larry nickte.
Er sah Keita unten aus dem Hotelportal treten. Er warf noch einmal einen
Blick hoch zur hellerleuchteten Front und winkte. Nanette Luison und Larry
Brent winkten zurück.
»Er ist ein netter Mensch«, bemerkte die junge Französin.
»Ja, ich mag ihn auch.« Er sah, wie Keita zu seinem Auto ging. Links und
rechts neben ihm zwei Männer, die unten auf ihn gewartet zu haben schienen und
die etwas mit ihm besprechen wollten.
Sie brachten Keita dahin, wo er hingehörte: hinter sichere Türen! Und es
war anzunehmen, dass sich nach dem Richterspruch die massiven Tore eines
Zuchthauses lebenslänglich hinter dem Afrikaner schließen würden.
Larry Brent zweifelte keinen Augenblick daran. Solifou Keita war nicht
normal. Er hatte Angst, Entsetzen und – den Tod verbreitet.
Larry atmete auf. Nanette Luison bemerkte es.
»Was bedrückt Sie?«, fragte sie.
»Nichts. Ich bin nur froh, dass ich Sie an diesem Abend kennenlernen
durfte, Mademoiselle.« Mit diesen Worten führte er sie auf die Tanzfläche
zurück.
ENDE
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