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022 - Schreie aus dem Sarg

022 - Schreie aus dem Sarg

Titel: 022 - Schreie aus dem Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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nicht mehr dazu, sich über gewisse Dinge weitere Gedanken zu machen.
    Die Tür zum Arbeitszimmer wurde plötzlich aufgestoßen, und vier, fünf
dunkle Gestalten stürzten sich auf Simonelle. Die Afrikaner rissen ihn zu
Boden. Er wehrte sich vergeblich. Wie Stahlklammern pressten sie seinen Körper,
seine Arme und Beine. Simonelle fühlte einen Einstich im rechten Arm. Dann
wusste er nichts mehr.
     
    ●
     
    Als niemand zum Essen erschien, packte sie kurz
entschlossen alles wieder weg.
    Seit zwei Stunden wartete sie vergebens.
    In diesem Haus stand alles kopf.
    Claudine hielt vergebens Ausschau nach Monsieur und seinem Sohn. In der
Garage fehlte der Rolls-Royce. Monsieur war also noch in der Stadt. Warum aber
rief er nicht an und teilte ihr mit, dass es sinnlos war, das Mittagessen
zuzubereiten?
    Einmal glaubte sie draußen auf der Terrasse leise Schritte zu hören. Sie
eilte zur Tür.
    »Monsieur?«, rief sie kleinlaut. Aber da war niemand. Der Wind rauschte in
den dichten Wipfeln der Bäume. Als sie ins Haus zurückkehrte, vernahm sie
knarrende Treppenstufen im oberen Stockwerk. Gleich darauf wieder Stille.
Claudine bekam es mit der Angst zu tun. » Monsieur ?!«
Ihre Stimme hallte klar und deutlich durch das große, stille Haus.
    Keine Antwort.
    Doch die junge Französin spürte, dass jemand hier war. Und sie war allein!
    Etwa ein Eindringling, der beobachtet hatte, wie Jean-Pierre und Philipe
Simonelle das Haus verließen? Sie verhielt in der Bewegung und lauschte. Das
Geräusch war ganz oben. Auf den Treppen zur Dachkammer? Heiße und kalte Schauer
liefen über ihren Rücken, als ihr plötzlich eine neue Idee kam.
    Madame Simonelle?!
    War sie aufgewacht, fühlte sie sich wohler, suchte sie etwas und fand es
nicht?!
    Sie hörte, dass die Tür klappte, und dann war da ein Geräusch, das sie
bisher nur nachts vernommen hatte: das Rasseln schwerer Ketten.
    War es so schlimm mit ihr? Sie hatte die Worte von heute Morgen noch nicht
vergessen.
    Aber wenn wirklich Madame heimlich ihren ersten Spaziergang gemacht hatte
und sich jetzt selbst wieder die Ketten anlegte – was befürchtete sie eigentlich ? Madame Simonelle schien die
Anordnungen genau zu befolgen. War sie so depressiv, so apathisch?
    Claudine focht in diesen Sekunden einen Kampf aus. Niemand der Herren war
im Haus, und auch Dr. de Freille, dessen Eintreffen längst überfällig war,
schien sich erstaunlich viel Zeit zu lassen. Dabei hätte Madame die Injektion
doch längst benötigt, von der Monsieur noch sprach.
    Ob sie sich den Anordnungen widersetzen sollte? Es war eine besondere
Situation eingetreten. Zum ersten Mal seit zwei Tagen befand sich kein Mann im
Haus, um sich um Madame zu kümmern.
    Sie selbst hatte keine besonderen Instruktionen erhalten. Aber es war
unsinnig, da oben eine Schwerkranke allein zu lassen. Es konnte eine Situation
eintreten, wo sie eingreifen musste, und sie war überzeugt davon, dass eine
solche Situation eingetreten war.
    Claudine ging kurz entschlossen in die Küche, wärmte die kräftige
Fleischsuppe noch einmal auf und goss eine ordentliche Portion in die
Suppenterrine. Sie stellte Teller, Besteck und Terrine auf einem Tablett
geschmackvoll zusammen, fügte eine Kerze in einem Porzellanhalter hinzu und
machte sich dann auf den Weg zur Dachkammer.
    Auf halber Strecke blieb sie stehen. Sie hörte das dumpfe, schmerzhafte
Stöhnen, die leise wimmernden Schreie, die das Haus minutenlang erfüllten.
    Dann wieder völlige Stille, als wäre nichts gewesen.
    Langsam stieg Claudine die Treppen höher. Sie balancierte das beladene
Tablett gekonnt vor sich her.
    Sie öffnete die erste Tür, die die letzten Stufen zur Dachkammer vom
eigentlichen Wohnkomplex trennten.
    Sie begriff nicht, warum man Madame ausgerechnet in diesen einfachen,
unbequemen Räumlichkeiten untergebracht hatte.
    Fürchtete Monsieur einen unerwarteten Besuch, der vielleicht darauf
aufmerksam wurde, dass Madame in Wirklichkeit noch im Haus war?
    Hier oben aber war alles separat, hier kam niemand hin.
    Das war die einzige logische Erklärung.
    Dann stand Claudine vor der Tür. Mechanisch streckte sie die rechte Hand
aus, um nach dem Schlüssel zu greifen, während sie mit der anderen Hand und
ihrem rechten Knie das beladene Tablett stützte.
    Sie zuckte zusammen, als sie es bemerkte.
    Der Schlüssel – war verschwunden .
Madame Simonelle musste ihn mit in die Kammer genommen und von innen
abgeschlossen haben.
    »Madame?«, fragte sie leise. Sie klopfte an.

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