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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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wechsele."
    „Du willst deine Sachen wechseln?"
    „Ja, du möchtest doch nicht, dass ich mir dieses Kleid nass mache, nicht wahr?"
    „Lea, ich möchte nicht, dass du Henry badest."
    „Unsinn, Roger. Es wäre eine Kränkung, das nicht zu tun."
    „Du weißt nicht, wie er mit Frauen ist."
    „Nun, ich bin deine Frau. Gewiss wird er nicht wagen, Hand an die Frau seines Freundes zu legen, nicht wahr? Oh, Roger, mach kein solches Gesicht! Ich weiß, was ich tue."
    Eleanor traf Prinz Henry fast unbekleidet an, und das ersparte ihr die Notwendigkeit, ihn ausziehen zu müssen. Er hatte nur noch die Beinkleider an. Als sie sich vor ihm hinkniete, um sich mit ihnen zu befassen, gebot er ihr Einhalt.
    „Nein, ich kann sie schneller ausziehen, als du das könntest." Es war ein befremdliches Gefühl, nackt vor ihr zu stehen. Er ermahnte sich, es nicht zur Kenntnis zu nehmen. Immerhin hatte er schon hundert Frauen gehabt. Wie kam es nur, dass diese Frau so anders war? Sie drehte sich um und legte die Linnentücher ab, die sie mitgebracht hatte, und hastig ließ er sich in das dampfende Wasser gleiten.
    Sie stellte sich hinter ihn und begann mit seinem Rücken. Sie seifte ihn ein und wusch ihn schnell ab, ehe sie sich über ihn beugte, um seinen Brustkorb zu reinigen.
    Ihr dunkler Zopf fiel nach vorn und streifte seine Schulter. Er konnte den schwachen Geruch von Rosen wahrnehmen. Ein Gefühl des Verlustes überwältigte ihn. Beinahe wider Willen streckte er die Hand aus, ergriff Eleanors Handgelenk und drückte es an seine nasse Brust. Überrascht ließ Eleanor das eingeseifte Tuch ins Wasser fallen.
    „Bist du glücklich?"
    „Ja."
    „Das freut mich für dich."
    „Hoheit. . . bitte ..." Sie versuchte, sich ihm sacht zu entziehen.
    Das schien ihm nicht aufzufallen. „Ich denke, ich habe dich seit jenem Tag geliebt, an dem wir uns in Nantes trafen, Eleanor."
    „Mein Prinz . . . nicht..."
    „Nein, lass mich ausreden. Ich kann diese Worte nur einmal sagen." Er umschloss ihre Hand mit der seinen. „Ja, ich hätte dich lieben können, Eleanor de Nantes", fuhr er so leise fort, dass sie ihn kaum verstehen konnte, „und es hätte keine Notwendigkeit für andere Männer gegeben."
    Er wirkte jünger, verletzbarer, fast jungenhaft, während er den Kopf in den Nacken legte und Eleanor anschaute. Sie widerstand dem Drang, ihm das Haar aus der Stirn zu streichen und ihn zu trösten, wie sie das bei einem enttäuschten Kind getan hätte. Falls jemand zufällig hereinkam, würde er das Schlimmste denken.
    „Heniy", sagte sie weich, „sag nichts, das deine Ehre oder meine beflecken könnte."
    „Nein." Er schüttelte den Kopf und sah sie mit warmen braunen Augen unentwegt an. „Was ich für dich fühle, Eleanor, kann nicht unehrenhaft sein, denn es ist das reinste Gefühl, das ich je empfunden habe. Ich möchte dich vor allem glücklich sehen, und wenn ich dich nicht haben kann, dann bin ich froh, dass Roger dich bekommen hat. Er liebt dich und wird dich gut behandeln. Aber denke daran, dass ich immer bereit sein werde, für dich und deine Nachkommen einzustehen, falls ihm je etwas passieren sollte. So, jetzt habe ich das gesagt." Er ließ Eleanors Hand los und lehnte sich seufzend an den Rand des Waschzubers. „Mehr möchte ich nicht sagen, um dich nicht zu bekümmern."
    „Mein Prinz, es hat eine Zeit gegeben, da hätte auch ich dich lieben können."
    „Diese Jahre in Fontainebleau?"
    „Ja. Du und Roger wart alles, was ich damals hatte. Deine Briefe und Besuche haben mich am Leben erhalten."
    „Nein, du warst selbst damals in seinen Gedanken. Ich denke, meine Hoffnung, dich zu bekommen, ist mit deiner Mutter gestorben, aber das wusste ich damals nicht."
    Eleanor beugte sich vor, holte das Tuch aus dem Wasser und fing wieder an, es einzuseifen. „Ich werde immer daran denken, was du gesagt hast, und ich bin dir für deine Freundschaft dankbar." Sie griff nach dem Wasserkrug, feuchtete sein Haar an und goss ihm etwas Wasser über den Kopf. „Lass mich damit fertig werden, damit du dein Abendessen bekommst."
    Falls der Prinz die Absicht gehabt hatte, mit Roger beim Wein das Thema auf Robert de Belesme zu bringen, so wurde ihm die Möglichkeit versagt. Die Gedecke waren kaum von den Tischen geräumt worden, und die Komödianten hatten soeben mit ihren Darbietungen begonnen, als ein staubiger Reiter mit einer Nachricht für Roger of Harlowe hereingeführt wurde. Roger ging in den Korridor, um die Botschaft ungestört lesen zu

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