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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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zu sehen. Das konnte für Roger und Eleanor nichts Gutes bedeuten.
    Derweil Henry darauf wartete, dass das Eisengitter hochgezogen wurde, wandten seine Gedanken sich ihr zu. Er würde sie wiedersehen, das Mädchen seiner jugendlichen Träume, und nun würde sie die Gattin seines Freundes sein. Ein Seufzer des Bedauerns entrang sich seiner Kehle, während er sich fragte, wie das Schicksal es zugelassen haben konnte, dass Eleanor de Nantes ihm entglitten war.
    Nein, er musste sich die Wahrheit eingestehen. Seine eigenen Ambitionen hatten ihn die Frau gekostet, von der er immer noch glaubte, dass er sie hätte lieben können. Wäre er willens gewesen, seine Aussichten auf Englands Thron aufs Spiel zu setzen, hätte er Eleanor haben können. Aber er hatte schon vor etlichen Jahren beschlossen, nachdem Rufus zum ersten Mal erwähnt hatte, er habe vor, ihn zu seinem Erben zu machen, dass er eine angelsächsische Frau haben müsse, um sich das Wohlwollen der englischen Thane zu sichern.
    Nun würde er Roger und Eleanor jedoch sehen und ihnen Glück wünschen. Ein Lächeln umspielte seinen vollen Mund, während er sich des Schrecks, dann der Verärgerung und schließlich der Bereitwilligkeit erinnerte, sich mit der Neuigkeit abzufinden, dass Roger und Eleanor geheiratet hatten. Es war schwer, jemandem zu verargen, dass er jemandes Rat angenommen hatte, und genau das war es, was die beiden getan hatten. Er selbst hatte Roger gesagt, er solle einen starken Gatten für Eleanor finden, und diesen Rat hatte er befolgt. Du lieber Himmel, was hätte er dafür gegeben, dabei gewesen sein zu können, als Robert die Neuigkeit hörte, dass seine Braut den Mann geheiratet hatte, den jeder für ihren Halbbruder gehalten hatte.
    Vor ihm wurde langsam und quietschend das erste Gitter nach oben gezogen, und er lenkte sein Pferd auf die schwimmende Brücke. Sein Blick richtete sich nach oben, und Henry bestaunte die ausgeklügelten Wehranlagen der Burg. Nun, er konnte sich in einem Krieg keine bessere Festung vorstellen, falls Belesme Krieg haben wollte.
    Roger und Eleanor standen im Innenhof, lächelnd und bereit, ihn willkommen zu heißen. Ihm stockte der Atem, und sein Herz setzte einen Schlag lang aus, als er Eleanor sah. Er hätte es nicht für möglich gehalten, doch jedes Mal, wenn er sie sah, war sie schöner, als er sie in Erinnerung hatte. Er warf die Zügel einem wartenden Stalljungen zu und saß ab.
    Er setzte eine gleichmütige Miene auf, um seine wahren Gefühle nicht zu verraten.
    Eleanor gehörte jetzt Roger, und ihn mochte er später noch als Verbündeten brauchen.
    Als Roger sich vor ihm hinknien wollte, hielt er ihn davon ab und umarmte ihn fest.
    Er drückte ihm den Friedenskuss auf die Wangen und trat einen Schritt zurück, um seinen Freund besser anschauen zu können.
    „Du lieber Himmel, aber die Ehe ist gut für dich, Roger. Du siehst prächtig aus."
    „Ja. Komm und gib Lea einen Kuss, Mylord. Sie meinte, du seist ärgerlich auf uns, weil wir dich getäuscht haben, doch die Schuld liegt bei mir. Sie hat nichts gewusst."
    Lächelnd näherte sie sich, streckte die Arme aus und wollte die Hände des Prinzen ergreifen. Henry hielt ihre fest, zog sie näher und drückte ihr keusche Küsse auf die Wangen, ehe er sie losließ und einen Schritt zurück trat. Sie strahlte ein Glück aus, das früher zu sehen er noch nicht den Vorzug gehabt hatte, und das versetzte ihm erneut einen Stich des Bedauerns.
    „Mylord Henry ..." Graziös erwies sie ihm die Ehre. „In Graf Richards Abwesenheit heißen Roger und ich dich in Harlowe willkommen."
    „Ehrlich gesagt, ich hätte nicht fernbleiben können, Lady Eleanor. Ich musste herkommen und mich selbst davon überzeugen, dass Roger wirklich Harlowes Erbe ist und ihr beide geheiratet habt."
    „Ja, das ist unglaublich, nicht wahr? Ich kneife mich blau und grün, um mir zu beweisen, dass das alles kein Traum ist."

    Widerstrebend wandte Henry sich wieder Roger zu. „Nun, mein Freund, ich habe viel zu erzählen, doch zunächst brauche ich ein Bad und einen Krug Wein. Ich bin direkt von London hergeritten."
    Roger nickte und rief mit einem Händeklatschen einen Pagen zu sich. „Bring Prinz Henry in das Quartier meines Vaters", befahl er. An Sir Ralph gewandt, fügte er hinzu: „Und lass den Badezuber hinaufbringen."
    Arm in Arm sahen Roger und Eleanor Henry dem Jungen folgen. Dann löste sie sich von Roger. „Ich werde einen Pagen mit Wein hinaufschicken, derweil ich meine Sachen

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