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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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abgehärtete Soldaten, die an die heftigen Zornesausbrüche ihres Herrn gewöhnt waren, beobachteten sie das Geschehen und machten einen weiten Bogen um Eleanor, nicht sicher, wie sie sie behandeln sollten. Schweigend warteten sie, bis Belesme sie vor seinen Sattel gesetzt und jedermann befohlen hatte, wieder aufzusitzen.
    Er schwang sich hinter ihr aufs Pferd, löste seinen Helm und nahm ihn mit einiger Mühe ab. Dann band er ihn hinter seinem Sattel fest. Tiefe Furchen durchzogen dort, wo das Nasal gewesen war, wie abscheuliche Narben Belesmes Gesicht, und sein Haar zeigte den Abdruck des gepolsterten Helmrandes. Robert strich sich mit den Fingern durch das dichte schwarze Haar, ehe er Eleanor die Zügel abnahm.
    „Ich kann nicht glauben, dass du barhäuptig reitest, Sieur", sagte sie spöttisch. „In der Tat, ich hatte angenommen, dass du sogar behelmt schläfst."
    „Ich bin fast zu Hause", erwiderte er, während er das Pferd antrieb. „Ja, ich nehme an, ich trage den Helm häufiger als die meisten Männer, aber wenn ich nichts sonst vom Eroberer gelernt habe, dann doch wenigstens, überall gegen meine Feinde gewappnet zu sein."
    „Und ich wette, aus gutem Grund."
    „Ich habe mehr als genug davon", gab Robert beinahe fröhlich zu, ehe er die gepanzerte Hand hob und voraus auf die Straße zeigte. „Sieh dahin. Wenn du dich anstrengst, kannst du Belesme sehen."
    Eleanor bemühte sich, in die angegebene Richtung zu blicken, und konnte in der Ferne die verschwommenen Konturen eines großen grauen Erdhügels erkennen. „Ist es das?"
    „Ja, es ist kein hübscher Ort, aber er ist mir gut von Nutzen. Es gibt keine Armee, die die Veste in weniger als einem Jahr einnehmen kann." Der Stolz in Belesmes Stimme war unverkennbar gewesen.
    Nachdem man die restlichen Meilen hinter sich gebracht hatte, zog man einen steinigen Pfad hinauf, der im Zickzack anstieg, bis die düstere, ummauerte Festung wie ein gigantischer Felsen vor den Reisenden aufragte. Anders als Harlowe hatte sie nichts Schönes an sich.
    Schließlich passierte man das Außenwerk und erreichte die inneren Tore, die so schmal waren, dass nicht mehr als zwei Reiter gleichzeitig hindurchziehen konnten.
    Im Innenhof angelangt, kamen ihnen Stallburschen entgegen, um die Zügel zu halten.
    Beinahe umgehend wurde Eleanors Aufmerksamkeit von einer schlanken rothaarigen Frau angezogen, die auf die Neuankömmlinge zuging. Als sie Eleanor sah, hielt sie jäh an, und ihr bisher freudiges Gesicht verzerrte sich vor Hass.
    Robert schwang sich zu Boden und hob Eleanor herunter. Besitzergreifend ließ er die Hand auf ihrer Schulter liegen, als die Frau näher kam. Eleanor zuckte beim Anblick von deren Miene zurück. Roberts Fingers fassten fester um ihre Schulter, derweil er sich vorbeugte und lakonisch sagte: „Mabille."
    „Deine Mutter? Nein, sie kann nicht alt genug sein!"
    „Du Narr!" Mabilles grüne Augen funkelten, und ihre Finger krümmten sich wie Krallen, als sie den Sohn ansah. „Du bringst den Tod über dieses Haus, da du diese Frau hergebracht hast!"
    „Eleanor. . .", Robert ignorierte den Wutausbruch der Mutter und näherte sich ihr, „.
    . . das ist meine Mutter, eifersüchtiges Weib, das sie ist."
    Aus Rücksichtnahme auf Mabilles Rang wollte Eleanor tief vor ihr knicksen, doch Roberts Finger hielten sie davon ab. Stattdessen griff er mit der freien Hand nach vorn und zog ihr den Schleier vom Gesicht. Angesichts dieser Geste verstummte jedermann im ganzen Hof.
    „Sieh dir Eleanor an, und sieh sie dir gut an, Mabille", sagte er spöttisch. „Ja, du hast gesagt, es gäbe niemanden, der sich mit dir vergleichen könne. Sieh sie an und weine."
    Die Farbe wich aus Mabilles Gesicht. „Robert . . ."
    „Nein. Belesme hat jetzt eine neue Herrin, Mabille", fuhr er grausam fort.
    „Es ist die Frau eines anderen Mannes, die du zu deiner Hure machst und über mich stellst! Nein, das wirst du nicht tun!"
    „Ich mache sie zu meiner Gräfin!"
    „Sie ist Lord Rogers Gattin!"
    „Und sie wird seine Witwe sein! Lass es gut sein, Mutter, und akzeptiere das!"
    „Nein!"
    Eleanor erschrak über die unterdrückte Feindseligkeit zwischen dem Grafen und seiner Mutter, doch alle anderen Anwesenden schienen das normal zu finden.
    Robert hatte den Griff um Eleanors Schulter gelöst und machte einen Schritt auf die Mutter zu. Beide schrien sich gegenseitig an.
    „Heilige Mutter Maria!"
    „Ja, so ist es immer zwischen ihnen gewesen", flüsterte Piers hinter Eleanor.

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