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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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Unbehagens hinzu.
    Ihr klapperten noch immer die Zähne, obwohl sie warm in den Pelz von Belesmes Mantel eingehüllt war. Robert stellte seinen Becher ab und rückte näher. „Ich bete darum, dass du nicht krank wirst, bevor ich dich nach Belesme gebracht habe."
    „Ich habe nicht gedacht, dass du überhaupt betest, Sieur."
    „Das war nicht wörtlich gemeint. Nein, ich bezweifele, dass Er auf mich hören würde."
    Die Flammen flackerten und warfen ein unheimliches Licht auf das gut aussehende Gesicht. Die Pupillen der grünen Augen schienen den rötlichen und goldenen Glanz der Flammen zu reflektieren. Flüchtig bekreuzigte sich Eleanor und wandte sich ab.
    Es war offenkundig, dass Belesme gewohnt war, durch die Lande zu ziehen, denn er war gut vorbereitet. Ein Gruppenzelt war rasch zum Schutz vor dem Wind vor einem, steilen Hang errichtet worden, Laub zum Ausstreuen unter den Schlafdecken gesammelt und Pelzwerk über sie gebreitet worden. Mehrere Feuer waren gemacht worden und brannten in einem weiten Halbkreis, um Wärme zu spenden und Hitze zum Kochen zu liefern. Gesalzenes Fleisch wurde ausgepackt und weichte in einem Wasserkessel ein. Kartoffeln und Zwiebeln wurden für ein Schmorgericht hinzugefügt. Graf Roberts Männer, kampferprobte Soldaten, die an Gewaltmärsche und kalte Erde gewöhnt waren, ließen sich ein Stück von Eleanor und Robert entfernt nieder, während das Abendessen zubereitet wurde, und unterhielten sich damit, zotige Weisen zu singen.
    Eleanor hüllte sich in Schweigen. Nach einer Weile rollte sie sich in seinen Mantel und täuschte zu schlafen vor, während er dasaß und in die tanzenden Flammen starrte. Der schlimmste ihrer Albträume war jetzt wahr geworden: sie war Robert de Belesme in die Hände gefallen. Aber sie würde überleben. Rogers Erben zuliebe musste sie das tun.
    Sie musste eingeschlummert gewesen sein, denn das Nächste, was sie merkte, war, dass Belesme ihr eine kleine Schüssel mit Suppe und Fleisch in die Hände drückte und ihr zu essen
    befahl. Sie versuchte, die Schüssel beiseite zu schieben, doch er blieb beharrlich.
    „Ich will nicht, dass man sagt, ich hätte dich hungern lassen. Außerdem brauchst du deine Kräfte. Es ist ein langer Weg nach Burg Belesme."
    Mühsam setzte sie sich aufrecht hin und versuchte, einen Bissen herunterzuschlucken. „Sieur . . ." Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. „Ich will nicht nach Belesme."
    „Und ich werde dich nicht zurück ins Kloster bringen."
    „Mein Gatte ..."
    „Soll der Bastard doch hinter dir herkommen", unterbrach Belesme verächtlich. „Ich werde dich nicht wieder freigeben, solange ich noch atmen kann."
    „Er ist kein Bastard!"
    „Nein?" Eine schwarze Augenbraue wurde fragend hochgezogen. „Bastard oder nicht, seine Mutter war jedenfalls Gilberts Hure."

    „Sein Vater ist Graf Richard."
    „Ja, ich habe diese Geschichte gehört, aber ich glaube sie nicht."
    „Ich kann nicht nach Belesme reisen!" Wütend wandte sie sich an Graf Robert.
    „Begreifst du das nicht? Ich bin mit einem anderen Mann verheiratet. Ich bin Rogers Gattin!"
    „Nein, bald wirst du Witwe sein", knurrte er. „Iss und sei still!"
    „Ich habe keinen Appetit darauf."
    „Eleanor", sagte Robert warnend, „reize mich heute Abend nicht zu Grausamkeiten!
    Möchtest du, dass ich dir den Hunger einprügele?"
    „Nein." Sie seufzte müde. „Aber ich bin nicht hungrig."
    Robert zog ein kleines Messer hervor und begann geschickt, die Fleischstücke in ihrer Schüssel zu zerteilen. Er spießte ein Stück auf und hielt es Eleanor hin. „Das ist nicht gerade das, was du gewohnt bist, aber es erfüllt seinen Zweck", sagte er. „Iss!"
    Resigniert seufzend tat sie, wie er sie geheißen hatte, nahm Schüssel und Messer an sich und versuchte zu essen. Er stellte sein unberührtes Essen beiseite und beobachtete sie. Ihre dunklen Zöpfe, mit goldenem Band zusammengebunden, fielen ihr auf den Rücken. Ihr Profil war fein und edel dank der zarten Gesichtszüge, und ihre Augen waren so dunkel, wie Robert das noch nie gesehen hatte.
    „Starr mich nicht an!" brauste sie auf. „Du lieber Himmel, ich kann das Spiel, das du treibst, nicht ausstehen!"
    „Es gefällt mir, dich anzusehen." Robert streckte die Hand aus und berührte einen der Zöpfe. „Ich erinnere mich an die Zeit, als du dein Haar offen wie eine unverheiratete Frau getragen hast, und so möchte ich es wieder sehen."
    Sie schüttelte den Kopf. „Sieur, was kannst du dadurch erreichen, dass

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