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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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schweren Fehler begangen hatte. Ein halbes Dutzend Männer, die von dem in Grün gekleideten Belesme angeführt wurden, kam beinahe umgehend in Sicht. Ein verzweifelter Tritt in die Weichen des Pferdes, verbunden mit einem harten Ruck an den Zügeln, veranlassten das Tier, sich aufzubäumen. Ehe Eleanor reagieren konnte, um es zu bändigen, hatte sie den Halt verloren und wurde abgeworfen. Sie rollte sieh von den durch die Luft schlagenden Pferdehufen fort und blieb zusammengekrümmt auf der kalten Erde liegen. Tränen der Wut und der Verzweiflung brannten ihr heiß auf den Wangen, während sie wartete.
    Robert brachte das Pferd zum Stehen und saß ab. Sie dachte flüchtig daran, eine Verletzung vorzutäuschen, und schloss die Augen. Sie konnte das Klirren seiner Sporen und das Knirschen seiner schweren Stiefel auf der rauhen Straße hören, als er herbeikam. Sie schaute unter halb gesenkten Lidern zu ihm hoch und hatte den Eindruck, er müsse zehn Fuß groß sein. Er streckte die Hand aus und zog Eleanor grob hoch. Sie sackte wie eine Lumpenpuppe in sich zusammen. Robert schlug ihr ins Gesicht, und der Stahl des Handschuhs schnitt ihr in die taube Wange. Sie wankte zurück, nur um sofort wieder ergriffen und wüst geschüttelt zu werden, bis sie glaubte, alle Knochen im Leib würden ihr gebrochen. Sie riss die Augen auf und hob die Arme, um sich zu schützen. Nachdem Belesme sie noch einmal wütend geschüttelt hatte, ließ er sie wieder zu Boden fallen.
    „Närrin!" schrie er über ihr. „Du hättest erfrieren können!" Er nickte einem Jungen zu, der neben ihn geritten war. „Piers, hole Decken und sag den anderen Männern, dass wir hier kampieren werden. Ich möchte ein Feuer und Essen haben, ehe das Zelt aufgestellt wird."
    „Sieur, können wir nicht nach Fontainebleau zurückkehren, da wir die Frau gefunden haben?" wandte der Junge ein.
    „Nein, kannst du nicht sehen, dass sie fast erfroren ist? Außerdem sind wir bereits auf der Straße nach Burg Belesme."
    „Belesme", wiederholte Eleanor töricht.
    „Ja." Belesme wandte wieder ihr die Aufmerksamkeit zu. „Was gedachtest du zu tun? Wolltest du dich umbringen, um meine Pläne zu vereiteln?" fragte er, während er Eleanor hochzog.
    „Welche Rolle spielt das?"
    „Ich sollte dich erfrieren lassen", murmelte er, „aber ich will dich immer noch." Er nahm den pelzbesetzten Mantel ab
    und legte ihn um Eleanor, „Hier, du kannst von Glück reden, wenn du kein Fieber bekommst."
    Am liebsten wäre Eleanor zurückgewichen und hätte die Geste zurückgewiesen, doch der Mantel war verlockend warm. Sie erschauerte und zog ihn fester um sich.
    Sollte doch Belesme erfrieren.
    „Wohin wolltest du?" erkundigte er sich.
    „Ich habe Sicherheit gesucht."
    „Hier draußen und allein?" sagte er spöttisch.
    „Sieur, ich kann den Schutz der Heiligen Mutter Kirche in Anspruch nehmen. Ich verlange, unverzüglich nach Fontainebleau zurückgebracht zu werden."
    Roberts Lachen war harsch und verächtlich. „Ich sehe hier keine Kirche, Eleanor."
    „Du weißt, dass ich unter dem Schutz der Kirche stehe!" Eleanors Zorn war einen Moment lang aufgeflammt. „Du widersetzt dich in dieser Sache dem Heiligen Vater!"
    „Einem alten Mann in Rom", höhnte Belesme. „Ich habe genug von der Kirche! Man will mich bettelarm machen, indem man gute Werke und große Stiftungen als Preis für dich verlangt, und dennoch hat man dich mir nicht ausgeliefert."
    „Du hast in London das Heil deiner Seele durch einen Meineid verwirkt! Dafür wird man dich verdammen!"
    „Denkst du, das macht mir etwas aus? Was könnte man mir geben, das ich mir nicht selbst nehmen kann? Den Himmel? Nein, ich bin Mabilles Spross, und für mich gibt es keinen Himmel."
    „Sieur ..." Piers hatte ein paar Decken gebracht und zauderte. Es widerstrebte ihm, sich in einen Streit seines Herrn zu mischen, aber dieser hatte befohlen, die Decken zu bringen.
    „Oh . . . ja. Brennt das Feuer?" Roberts Benehmen hatte sich abrupt geändert.
    „Es qualmt ein wenig und wird bald richtig brennen, Sieur. Möchtest du die Frau näher heranbringen?"
    „Ja, sie ist fast erfroren." Robert hängte ihr eine Decke um die Schultern und stieß sie zu den anderen Männern.
    Belesme brachte Eleanor einen Becher mit dampfendem Gewürzwein. „Trink das!"
    befahl er barsch. Sie nahm den Becher entgegen, nippte daran und verbrannte sich den Mund, „Das ist heiß, aber es wird dich von innen her erwärmen", fügte Belesme angesichts ihres

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