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sie zu Boden. „Du lieber Himmel, süße Cousine, aber wir haben uns Sorgen gemacht."
„Das habe auch ich getan. Ich dachte, ich würde keinen von euch je wiedersehen."
Sie schaute zu der Stelle, wo Belesme reglos auf dem Pferd saß, und blickte dann zu Walter zurück. „Aber jetzt ist bei mir alles in Ordnung."
„Ja." Er drückte sie kurz an sich. „Jetzt ist bei dir alles in Ordnung. Hier bist du sicher, und alles wird bald vorbei sein."
Ängstlich schweifte ihr Blick über das Feld. „Wo ist Roger? Ich möchte ihn sehen, bevor ..." Sie verstummte, nicht willens, auf das bevorstehende Duell zu sprechen zu kommen.
„Ich nehme an, in seinem Zelt, aber ich werde ihn zu dir holen."
„Nein!" Belesmes Stimme hatte harsch geklungen. „Ich übergebe sie Bonne-Ame und niemand anderem!"
Weder Eleanor noch Walter hatten ihm Aufmerksamkeit geschenkt. Am entfernten Ende des mit Seilen abgetrennten Turnierplatzes ritt Roger in voller Rüstung herbei.
Das Sonnenlicht reflektierte sich auf dem hochpolierten Stahl, und auf seinem blaugrauen Waffenrock trug er sein neues Abzeichen - einen herabstoßenden schwarzen Falken.
„Roger!" Eleanor versuchte, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Roger!"
Er zügelte das Pferd, schaute sich nach ihr um und sah sie dann. Er drängte sein Pferd voran, bis er zwischen ihr und Robert war, und saß dann ab. Im Nu lag sie in seinen Armen und drückte sich fest an ihn. Er konnte den Duft des Rosenwassers riechen, das sie benutzt hatte, um ihr Haar zu parfümieren. Seine Arme schlossen sich um sie, und fest umschlungen stand er mit ihr da, beide alles außer dem anderen vergessend.
Aus der Menschenmenge erhob sich ein Schrei, als Belesme, der nicht willens war, die innige Umarmung der beiden zu beobachten, und der nicht fähig war, sie zu unterbinden, verärgert sein Pferd herumlenkte und fortritt, um Courteheuses Herold aufzusuchen.
Schließlich trat Roger erschüttert einen Schritt zurück und hielt Eleanor auf Armeslänge von sich. „Vorsicht! Ich möchte dir nicht wehtun. Du lieber Himmel, aber ich hatte befürchtet, dich nie wiederzusehen, Lea."
Sie versuchte, unter Tränen zu lächeln. „Ich muss jetzt schrecklich aussehen", brachte sie heraus, während sie zögernd ihren Bauch berührte.
„Nein, du bist so, wie ich dich in Erinnerung habe, und noch schöner."
„Roger", flüsterte Eleanor verzweifelt, „ich liebe dich von ganzem Herzen, aber ..."
„Schhh." Mit einer Fingerspitze berührte er ihre Lippen. „Ich weiß." Einen kurzen Moment lang wollte er sie einfach nur auf sein Streitross heben, mit ihr fortreiten und Belesme dazu reizen, sie zu verfolgen. Aber er hatte ihn herausgefordert, und erst musste er die Angelegenheit mit ihm zu Ende bringen.
„Ich möchte nicht, dass du das für mich tust."
„Ich tue das auch für mich."
„Ja." Eleanor sog die Luft ein und atmete langsam aus. Ungeachtet aller Anstrengungen füllten ihre Augen sich mit Tränen, und ihr Lächeln verzerrte sich.
„Ich weiß, du wirst heute gewinnen. Aber gib trotzdem auf dich Acht, mir zuliebe."
„Sieur..." Roger fühlte eine Berührung an der Schulter, drehte sich um und sah Courteheuses Herold vor sich. „Es wird Zeit. Ich möchte die Regeln mit dir und Graf Robert besprechen."
„Ja." Roger hatte einen trockenen Mund, und der Magen zog sich ihm zusammen, aber er löste sich von Eleanor. „Gib gut auf dich und das Kind Acht, Lea. Ich liebe euch beide." Er befingerte die kleine emaillierte Brosche, die an seinem Waffenrock steckte. „Ich trage dein Erinnerungsgeschenk, damit es mir Glück bringt. Es ist das, was du mir in Nantes gegeben hast."
Eleanor merkte, dass sie vollkommen die Fassung verlor, und musste sich abwenden, damit Roger ihr Gesicht nicht sah. Starke Arme umschlossen sie von hinten, und sie drehte sich um. Henry hatte sie sich an die Brust gedrückt, und es war ganz so, als hielte er sie, um ihr Kraft zu geben. Dankbar klammerte sie sich an ihn.
Er nickte über ihren Kopf hinweg. „Ich werde sie zu Bonne-Ame bringen, Roger, und mich zu dir gesellen, ehe der Kampf beginnt."
„Nein, bleib bei ihr, bis die Sache vorbei ist." Roger sah, dass Eleanor am ganzen Leibe zitterte, während sie vergebens darum kämpfte, die Beherrschung zu wahren.
„Möge Gott dich lieben und trösten, Lea." Widerstrebend riss er sich von ihrem Anblick los und schwang sich auf sein großes rotbraunes Streitross.
Henrys Arm schob sich unter Eleanors und stützte sie. „Komm
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