0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert
von der Besatzung, die gestorben sind, waren unsere beiden Piloten.«
Die meisten Passagiere verstanden nicht, was das bedeutete. Genausowenig wie ich es gleich verstanden hatte. Nur der dunkelhäutige, intelligent aussehende Mann gegenüber der Schauspielerin sagte sofort:
»Wir fliegen also schon die ganze Zeit mit der automatischen Selbststeuerung?«
»Ja.«
Ruckartig wandten sich alle Köpfe den Fenstern zu. Aber da die Maschine ohne irgendwelche Anzeichen von Unsicherheit flog, drehten sie mir ihre Gesichter wieder zu. Und da legte ich die entscheidende Karte auf den Tisch:
»Die einzige Schwierigkeit besteht darin, daß jetzt niemand mehr da ist, der die Maschine landen kann«, sagte ich.
Einer Frau entfuhr ein leiser Schrei. Die Männer runzelten die Stirn. Ein Junge rief laut und fast begeistert: »Mammi, müssen wir jetzt immer in der Luft bleiben?«
Die Mutter beschwichtigte ihn mit leisen Worten. Der Bulle röhrte laut in die Stille hinein:
»G-man, jetzt hab’ ich’s kapiert, warum Sie so einen langen Anlauf brauchten! Was schlagen Sie denn nun vor? Irgendwann geht doch mal der Treibstoff zur Neige! Wir müssen doch runter, ob wir wollen oder nicht!«
»Sie haben das Problem erkannt«, nickte ich. »Wir müssen landen, bevor der Treibstoff verbraucht ist. Andernfalls würden wir aus dieser Höhe abstürzen, und das würde natürlich den sicheren Tod bedeuten. Aber auf der anderen Seite haben wir niemanden, der- die Maschine landen kann.«
»Das ist ja —« kreischte die alte Dame, daß uns die Ohren klangen.
Gloria Steffen drehte sich um und fauchte sie in unverfälschtem Texanisch an:
»Wenn Sie nicht endlich Ihren Schreihals zuklappen, stopfe ich Ihnen meinen Schal hinein! — Okay, Mister G-man, wir haben verstanden, wo das Problem liegt. Aber Sie machen mir nicht den Eindruck, als wollten Sie uns einen abgenagten Knochen vorwerfen. Sie haben sich doch sicher schon Gedanken darüber gemacht, was getan werden kann! Lassen Sie’s mal hören!«
Ich zuckte die Achseln.
»Die Lage ist völlig hoffnungslos, wenn wir nichts tun«, sagte ich ihnen ehrlich. »Und wir haben noch eine allerdings nicht sehr große Chance, wenn jemand von uns versucht, die Maschine zu landen. Das war’s, was ich Ihnen sagen wollte. Das müssen wir uns jetzt überlegen. Innerhalb von höchstens zwanzig Minuten müssen wir uns entschieden haben. Gibt es jemanden, der sich zutraut, dieses Flugzeug zu landen?«
Sie senkten die Köpfe. Es gab niemanden, der es sich zutraute. Mich inbegriffen. Es war inzwischen fünfzehn Uhr sechsundvierzig geworden.
***
Guss Hollins warf einen Blick hinauf zur elektrischen Normaluhr, die direkt über seinem Platz an der Wand hing. Die Zeiger standen auf fünfzehn Uhr zweiundfünfzig.
»Sie muß jeden Augenblick in unseren Sendebereich kommen«, sagte er.
»Rufen Sie sie!« sagte der Boß hinter ihm, der die Fäuste in die Hüften gestemmt hatte und wuchtig wie ein Schwergewichtler im Raum stand.
Hollings zog das Standmikrofon heran. Im Gegensatz zu seinem Kollegen Doogan in der Station Battlewood hielt Hollins nichts von Kopfhörern. Er hatte eine empfindliche Haut, und die Bügel der Kopfhörer verursachten bei ihm immer einen unbezähmbaren Juckreiz.
»Hallo, DOXC 10 237!« sagte er ins Mikrofon. »Hier ist Bodenleitstelle Inglewood. Bitte melden! Bitte melden!«
»Hier spricht der Funker der DOXC 10 237«, krächzte eine rauhe Stimme. »Unser Empfang ist schlecht. Bitte, sprechen Sie langsam!«
»Verstanden! Wie sieht es bei Ihnen aus?«
»Die Passagiere haben sich damit einverstanden erklärt, daß der G-man den Versuch unternimmt, die Maschine zu landen. Er war nicht davon erbaut, aber sie haben ihm so lange zugesetzt, bis er sich endlich rumkriegen ließ. Hoffentlich klappt alles.«
»Es wird schon schiefgehen. Schließen Sie seine Kopfhörer und sein Kehlkopfmikrofon am Pilotensitz an. Wir haben einen alten Hasen aufgetrieben, der diesen Typ lange Zeit geflogen hat. Er wird den G-man ein weisen.«
»Okay. Ich melde mich wieder, sobald ich die Anschlüsse gemacht habe.« Hollins drückte die Aus-Taste an seinem Mikrofon und drehte sich um.
»Glauben Sie im Ernst, daß das je gut gehen kann?« fragte er seinen Chef.
Der zuckte die Achseln.
»Sie haben keine andere Wahl. Das ist es. Wir müssen versuchen, das Beste daraus zu machen.«
»Trotzdem ist es heller Wahnsinn!« sagte der schlanke, grauhaarige Mann, der sich bis jetzt bescheiden im Hintergrund aufgehalten
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