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0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert

0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert

Titel: 0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zum Dinner wird der Tod serviert
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die Schnauze im Horizont So nennt man das bei uns. Versuchen Sie’s mal! Es ist gar nicht schwer!«
    Ich fühlte, daß mein Blut bis hinauf in den Hals schlug. Mein Herz klopfte wie eine wild gewordene Nähmaschine Ich schloß die Augen, holte tief Luft und streckte die rechte Hand aus. Ich öffnete die Lider, schob den Hebel der automatischen Steuerung nach unten und legte die rechte Hand sofort mit ans Steuer.
    Zuerst geschah überhaupt nichts. Dann sackte die Maschine auf einmal nach unten weg. Erschrocken riß ich das Steuer zu mir heran. Ich sah, wie wir steil hochkamen.
    Millimeterarbeit! hämmerte es mahnend in meinem Gehirn. Langsame, fließende Bewegungen! Los, reiß dich zusammen!
    Das Geschüttel dauerte nur ein paar Minuten. Dann hatte ich den Schattenriß beinahe genau auf der roten Linie des künstlichen Horizontes. Und ganz allmählich gewöhnte ich mich fast daran, die Bewegungen aufzufangen, die von Luftlöchern und kleinen Strömungen der Maschine aufgenötigt wurden. Hatte ich am Anfang dieses Versuches noch Blut und Wasser geschwitzt, so kroch allmählich ein winziger Rest von Selbstvertrauen wieder aus dem hintersten Winkel meiner Seele hervor.
    »Ich glaube, ich weiß ungefähr, was Sie meinten«, sagte ich nach einer Zeit, die mir selbst wie eine halbe Ewigkeit vorkam. »Es gelingt mir so halbwegs, die Schnauze im Horizont zu halten.«
    »Na also! Ich habe Sie durch mein Glas beobachtet. Ganz am Anfang haben Sie als Reaktion auf ein Luftloch, vermutlich, die Maschine zu hastig hochreißen wollen. Danach waren Sie schon recht gut. Jetzt kann man im Glas nicht erkennen, ob Sie oder die Selbststeuerung arbeitet. Also! Dann wollen wir mit unserer Lektion fortfahren. Während ich Ihnen jetzt etwas erzähle, sehen Sie, stur geradeaus. Ab und zu genügt ein kurzer Blick auf den künstlichen Horizont. Lassen Sie die Arme locker am Steuer hängen. Nur nicht verkrampfen! Ganz locker lassen. Okay?«
    »Okay…«
    Er fing an, auf einmal vom Kompaß zu reden. Er beschrieb mir die Lage dieses Instrumentes, und wieder einmal suchte ich die unzähligen Skalen nach einer ab, auf die seine Beschreibung gepaßt hätte. Zweimal erwischte ich das Falsche, dann aber schien ich endlich den Kompaß gefunden zu haben. Es war ein kreisförmiges Instrument. Von oben und unten ragte je ein roter Pfeil zur Mitte des Kreises hin. Senkrecht dazu, also von rechts nach links oder von links nach rechts bewegte sich eine Scheibe, die mit Strichen und darüberstehenden Zahlen versehen war.
    »Das Prinzip ist einfach«, erklärte mir der unbekannte Gesprächspartner in meinen Kopfhörern. »Wenn Sie genau nach Norden fliegen müßten, würde die Scheibe genau mit der NULL zwischen den beiden Pfeilspitzen stehen. Nach Osten ist es ein Winkel von 90 Grad. Folglich wird Ihr Kompaß genau mit der Neunzig zwischen der unteren und der oberen Pfeilspitze stehen, wenn Sie nach Osten fliegen.«
    Mir fiel alles wieder ein, was sie mir seinerzeit auf der FBI-Akademie über den Marschkompaß erzählt hatten.
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Demnach muß mein Kompaß auf Hundertachtzig stehen, wenn ich nach Süden fliegen würde, und auf zweihundertsiebzig, wenn ich genau westlichen Kurs hätte. Richtig?«
    »Du bist ein Musterschüler, Brüderchen!« sagte der Mann, der jetzt irgendwo tief unter uns vor seinem Mikrofon hockte. Erst hinterher wurde mir bewußt, daß er mich bald mit ,Du’, bald mit ,Sie’ ansprach.
    »Jetzt passen Sie auf, Cotton! Die Maschine sollte eigentlich auf La Guardia in New York landen. Aber da ist der Anflug zu schwierig, weil man ja über ein Häusermeer hinweg muß.«
    »Ich nehme an, Sie wollen mich also auf einen Platz umdirigieren, der leichter anzufliegen ist?« fragte ich hoffnungsvoll. . »Natürlich, Sie haben’s erfaßt. Sie fliegen Morne Village Airport an. Auf dem Platz dort weiß man schon Bescheid. Während wir uns unterhalten haben, hat man auch schon den augenblicklichen Standort Ihrer Maschine durch Peilung errechnet und wird danach Ihren Kurs errechnen. Wenn ich Ihnen den neuen Kurs durchgebe, fliegen Sie eine ganz weit geschwungene Kurve! Bilden Sie sich bloß nicht ein, daß Sie keine Zeit hätten! Der Platz für Ihre Landung ist noch ungefähr vierzig Minuten von Ihnen entfernt. Sie haben also viel Zeit! Die Kurve ist ganz einfach, solange Sie nicht den verrückten Ehrgeiz entwickeln, sie möglichst eng zu nehmen. Wenn Sie sie dagegen ganz langsam nehmen, geht alles okay. Haben wir uns

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