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0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert

0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert

Titel: 0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zum Dinner wird der Tod serviert
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übernehmen. Aber das hat noch Zeit. Ich wollte mich nur vergewissern, daß die Selbststeuerung noch eingeschaltet ist. Genau vor Ihnen haben Sie das Dreiviertelrad des Steuers. Packen Sie es ruhig an. Solange die Selbststeuerung eingeschaltet ist, könnten Sie kleine Kinder damit spielen lassen. Das Flugzeug wird sich nicht darum kümmern, was jetzt mit der Handsteuerung geschieht.«
    Ich spreizte meine Finger, als ob ich mit beiden Händen gleichzeitig schießen wollte, bevor ich sie um den Dreiviertelring des linken Steuerrades legte.
    »Wenn Sie das Steuer an sich heranziehen, wird die Maschine steigen. Und zwar um so steiler, je stärker Sie das Steuer zu sich heranziehen. Ist das klar?«
    »Klar.«
    »Das Gegenteil tritt ein, wenn Sie es von sich wegdrücken. Dann sinkt die Maschine! Das Wesentliche an der Sache ist, daß Sie keine heftigen Bewegungen ausführen. Überall genügt Millimeterarbeit! Je fließender, um so besser. Je ruckartiger, um so schlechter. Probieren Sie ruhig einmal ein bißchen, wie sich das Ding bewegen läßt! Setzen Sie dabei meine Kommandos in die Tat um. Achtung! DOXC 10 237, Sie fliegen zu tief! Gehen Sie auf Höhe! Ziehen Sie den Vogel hoch! Haben Sie?«
    Wenn nicht alles so furchtbar ernst gewesen wäre, hätte man sich Vorkommen können, wie in einem Kindergarten. Mir kam damals nicht der Gedanke, daß an diesem wahnsinnigen Abenteuer, wie an jedem, auch eine lächerliche Seite war. Ich gehorchte seinen Anweisungen und zog den Steuerknüppel sacht zu mir heran, wenn er mir befahl, daß ich steigen sollte, ich drückte ihn möglichst behut--sam von mir weg, wenn die gegenteilige Anweisung kam.
    In den nächsten zwanzig Minuten schwirrten Erklärungen und Anweisungen durch meine Kopfhörer, daß mir der Kopf rauchte. Der künstliche Horizont, Variometer, Verwindung und Querrüder, das Seitenruder für die Füße, der Grobhöhenmesser. Und wieder von vorn: künstlicher Horizont, Variometer… und so weiter und so weiter Irgendwann sagte diese ruhige Stimme in meinen Kopfhörer auf einmal:
    »So, Brüderchen, jetzt werden wir mal einen kleinen Versuch machen. Wo ist der Funker Ihrer Maschine?«
    Ich warf einen kurzen Blick nach hinten. Trupperville stand kreidebleich hinter meinem Sitz.
    »Er steht hinter mir«, sagte ich.
    »Er soll sich neben Sie setzen. Auf den Platz des Cq-Piloten!«
    »Okay. — Trupperville, Sie sollen sich neben mich setzen! Kommen Sie!«
    Der Funker nickte ein paarmal. Genau wie ich vorher den toten Piloten aus dem Sitz herausgehoben hatte, so mühte er sich jetzt mit dem toten Co-Piloten ab. Es war die gespenstischste Szene meines Lebens. Vor mir erstreckte sich in endloser, sanfter Bläue der fast wolkenlose Himmel eines schönen Sommertages. Neben uns befanden sich die beiden Leichen der Piloten. Und hinter uns warteten dreiundfünfzig Passagiere darauf, daß uns das schier Unmögliche gelingen möge.
    Irgendwann saß Trupperville dann endlich neben mir. An seinem Kinn gab es eine blaurot geschwollene Stelle. Aber seit ich ihm den Haken versetzt hatte, war er ein wenig ruhiger geworden.
    »Okay«, sagte ich in das Mikrofon, das mir am Halse baumelte. »Der Funker sitzt neben mir.«
    »Er soll sich ebenfalls die Kopfhörer auf stülpen.«
    »Trupperville, nehmen Sie die Kopfhörer des Co-Piloten!«
    Er gehorchte mit jener willenlosen Ergebenheit, die man oft bei Menschen finden kann, die am Ende ihrer Nervenkraft sind.
    »Sobald das Flugzeug stark ins Schütteln gerät oder sobald ich es Ihnen sage, drücken Sie den Hebel der Selbststeuerung wieder nach oben! Das ist alles, was der Funker zu tun hat! Haben Sie das verstanden?«
    Ich schielte hinüber zu Trupperville. Er nickte ein paarmal, aber es kam kein Laut über seine Lippen. Mich wunderte es, daß er überhaupt noch verstand, was man ihm sagte.
    »Er hat verstanden«, sagte ich. »Es — es kann losgehen!«
    »Okay. Ich wiederhole noch einmal, was Sie jetzt zu tun haben, Cotton: Sie beobachten den' künstlichen Horizont. Auf der roten Linie liegt der Schattenriß eines Flugzeuges Solange das Flugzeug genau waagerecht liegt und sich mit der roten Linie deckt, solange fliegen Sie sauber geradeaus Sinkt der Schattenriß unter die rote Linie, fällt die Maschine. Steigt er gewinnt die Maschine an Höhe! Das haben Sie verstanden, ja?«
    »Theoretisch ist mir alles klar«, sagte ich heiser.
    »Okay Dann schalten Sie jetzt die automatische Steuerung aus und halten Sie selbst die Maschine geradeaus Halten Sie

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