0221 - Der Todessee
vorbei, und zwar endgültig. Ich lasse mit mir nicht mehr machen, was ihr wollt. Diesmal sehe ich zu, daß alles klappt, hast du verstanden, du Schlampe?«
»Aber, ich…«
»Kein Aber mehr! Dreh dich um!«
Als sie nicht sofort gehorchte, sprang der alte Terrence wendig vor und hämmerte mit dem langen Lauf zu. Er traf die Stirn, wo die Haut aufplatzte. Für zwei Sekunden stand die Frau starr auf dem Fleck. Dann kippte sie nach hinten und hatte Glück, daß sie mit dem Kopf auf das weiche Oberbett fiel, denn Karen sah sich nicht in der Lage, die Fallende so schnell aufzufangen.
Der Mann aber nickte zufrieden. »Sie hätte es auch anders haben können«, sagte er. »Mit einer Kugel. Sie kann sich freuen, daß ich nicht geschossen habe.« Dabei schaute er Karen an, als wollte er von ihr die Bestätigung bekommen.
»Was sind Sie nur für ein Mensch?« flüsterte diese.
Der Alte lachte. »Ein ganz besonderer«, erwiderte er leise. »Das wirst du noch merken. Und jetzt steig aus dem Fenster! Meine Geduld ist langsam erschöpft!«
Karen White gehorchte. Sie drehte sich um und ging auf unsicheren Schritten vor. Draußen war es bereits dämmerig geworden. Bald würde die Dunkelheit hereinbrechen, und Karen fragte sich, was dieser Mensch hinter ihr wohl vorhatte…
***
Es war grauenhaft!
Das Monstrum vor uns schien für zwei Sekunden unbeweglich in der Luft zu stehen und auf der Wasserfläche angeleimt worden zu sein. Zwischen seinen Zähnen sahen wir den Kopf mit dem langen blonden Haar und den noch immer entsetztem Gesichtsausdruck, der genau das widerspiegelte, was die junge Frau in den letzten Sekunden ihres Lebens durchgemacht hatte.
Dann öffnete das Ungeheuer sein Maul, und der Kopf fiel heraus.
Dabei sahen wir, daß er nicht abgebissen worden war, sondern noch mit dem Körper zusammenhing.
Die Frauenleiche verschwand in dem kochenden Wasser und wurde von uns nicht mehr gesehen.
Wir aber starrten auf das Monstrum und waren in der Lage, es uns genau anzusehen, denn es schien noch zu überlegen, ob es uns angreifen sollte oder nicht.
Ich hatte noch nie so ein Tier gesehen. Auffällig war nicht nur das gewaltige Maul mit den spitzen Zähnen, sondern auch der kräftige und lange Schwanz, der mich an den einer Schlange erinnerte.
Die Haut sah aus wie ein Panzer. Grünblaue Schuppen bedeckten sie. Das Monster besaß ziemlich kurze Arme, aber Hände oder Pfoten und die Krallen so spitz wie kleine Messer.
Damit konnte es sein Opfer zerfetzen.
Über dem Maul und den beiden Öffnungen, die wohl Nasenlöcher darstellen sollten, schimmerten die Augen in einem kalten, tödlichen Gelb, und aus dem Rachen hing eine spitze knallrote Zunge.
Das alles nahmen wir innerhalb von Sekunden auf, während unser Boot wie bei einem schweren Seegang auf- und niederschwankte, denn das Erscheinen des Monsters hatte das Wasser des schwarzen Sees ziemlich aufgewühlt.
Scheinbar unwillig, wie mir schien, bewegte das Monstrum seinen gefährlichen Schwanz. Mit seiner gesamten Länge tauchte er aus dem Wasser, ein kurzer peitschender Schlag, er krachte wieder in die Fluten und wühlte dabei das schwarze Gewässer auf, so daß ebenfalls eine Welle entstand, die gegen unser Boot geschleudert wurde, überschäumte und den Kahn heftig zum Schaukeln brachte.
Suko und ich hatten alle Hände voll zu tun, um uns festzuklammern, deshalb konnten wir auch nicht daran denken, unsere Waffen zu ziehen, um das Monstrum zu bekämpfen.
Wie würde es sich verhalten?
Wieder wühlte der Schwanz der Bestie das Wasser auf. Sie schüttelte dabei den Kopf, beugte sich vor, eine Gischtwolke übersprühte uns, und dann glaubten wir, daß die Bestie über uns und dem Boot zusammenbrechen würde.
Das geschah nicht. Dicht neben dem Kahn tauchte sie in das schwarze, aufgewühlte und wie kochend wirkende Wasser und verschwand aus unserem Blickfeld.
Die Nachwirkungen bekamen wir noch zu spüren, denn ein Körperteil des Untiers streifte noch unser Boot, das daraufhin so stark nach backbord krängte, daß Suko und ich Angst bekamen, zu kentern. Doch der alte Kahn richtete sich schwerfällig wieder auf. Er schaukelte nur noch auf den Wellen, und wir versuchten, die Schaukelei auszugleichen.
Beide holten wir tief Luft und schauten uns an: Wir waren naß, die Gesichter bleich, und wir wußten, daß dieser erste Angriff nicht der letzte gewesen war.
Auf einen zweiten wollten wir uns besser vorbereiten. Suko zog seine Dämonenpeitsche, ich die Beretta. Auch den
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